Europa-Rekord beim 90er-Festival mit East 17 und Ace of Base
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Oberhausen. Knapp 30.000 Fans feiern beim ausverkauften Festival „Die 90er-live“ in Oberhausen. Fans pflegen bei Culture Beat und Mr. President ihre Rituale.
Erstes Festival dieser Art in der Neuen Mitte Oberhausen trifft Nerv des Publikums
Neben Musik-Programm auch "Geh' aufs Ganze"-Revival mit TV-Moderator Jörg Draeger
Veranstalter Markus Krampe sieht sich durch fast 30.000 Fans zum Weitermachen ermutigt
Das Schlabber-T-Shirt sieht nicht gerade nach Schonwaschgang aus. Die Schrift „Hexe“ ist völlig verwaschen. Die rote Sonnenbrille ist vom Discounter. Der Inhalt des sorgsam aufgerollten Papierplakats streng geheim. Albern? Alban! Denn Jenny (36) aus Krefeld ist nur für den singenden Zahnarzt aus Schweden gekommen. Dr. Alban – einer jener Protagonisten aus den 1990er-Jahren, der am Samstag beim Riesenfestival „Die 90er-live“ hinter der König-Pilsener-Arena am Centro Oberhausen die Bühne beschallt. Sing Hallelujah!
Für die Fans eine Zeitreise ins Kinderzimmer
„Wir holen uns heute einen Teil unserer Jugend zurück“, sagt die junge Frau, die mit einer halben Fußball-Mannschaft Freundinnen diesen melodischen und simpel gestrickten Klangkonstrukten lauscht, die vor gefühlten Ewigkeiten als „Eurodance“ CD-Regale und Bravo-Hits-Sampler füllten. Es ist das erste Festival dieser Art in der Neuen Mitte Oberhausen und trifft offensichtlich den Nerv. Knapp 30.000 Fans drängen sich auf dem Gelände. Ausverkauft – dazu freut sich Veranstalter Markus Krampe über einen Europarekord. Und das, obwohl es 90er-Partys doch eigentlich in Stadthallen und selbst an Strandbars von Mallorca wie Sand am Meer gibt.
In Oberhausen ist bei der Premiere von Strand aber erst mal wenig zu spüren. Regen, kräftiger Regen, spült Südsee-Gefühle zunächst in den Abfluss. Das Trio Mr. President muss sein „Coco Jambo“ im Schauer anstimmen. Doch so manche 90er-Ikone, und das erkennt man selbst im Regen, ist etwas „eingelaufen“: Von den einst drei Musikern von damals ist bei Mr. President ausschließlich Rapper Lazy Dee übrig geblieben. Ähnlich sieht es beim schwedischen Ohrwurm-Quartett Ace of Base aus, bei dem nur noch Sängerin Jenny Berggren den Kult und die Hits wie „The Sign“ und „All that she wants“ weiterträgt.
Regenschauer drückt auf die Südseestimmung
So richtig auf die Stimmungsbremse treten solche Schönheitsfehler erstaunlich wenig. „Die Musik ist entscheidend – und Leute zu sehen, die früher dabei waren“, erklärt Festivalbesucher Frank Fells (35) den Reiz. Immerhin ist die Quote der Original-Interpreten im Vergleich zu anderen 90er-Partys vergleichsweise hoch. Von der Boyband East 17 steht noch ein Trio auf der Bühne, das mit „It’s alright“, „Let it rain“ und „House of Love“ für bekannte Kreisch-Einlagen sorgt. Das Alter ist an den reifen Boys nicht spurlos vorüber gegangen, aber die typischen Boyband-Posen haben mit Ende 40 durchaus Unterhaltungswert.
Den hat auch Moderator Jörg Draeger, der eine Art „Geh aufs Ganze“-Revival feiert und mit mysteriösen Umschlägen, Kisten und bölkendem „Zonk“-Geräusch die Spielshow aus den 90er-Jahren zurückholt. Dass er in seinem weißen Jackett und der finsteren Sonnenbrille ein wenig wie aus Martin Scorseses Mafia-Kinofilm „Good Fellas“ (immerhin auch von 1990) entsprungen aussieht, wird aber eher Zufall sein. Die Kulisse ist es sicher nicht, Super-Mario-Videospiel-Bildchen, Musikkassetten und ein offensives Signalfarben-Neon brennen sich in die Köpfe der Festivalbesucher.
La Bouche gedenkt verstorbener Sängerin Melanie Thornton
Der Regen hört auf, die Musik geht weiter. Culture Beat zitieren „Mr. Vain“ und La Bouche widmen ihrer ehemaligen Sängerin Melanie Thornton, die bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, den Song „Fallin' in Love“. Hinter den Kulissen gibt es Wirbel: Oli P. („Flugzeuge im Bauch“) schreibt bei seiner Ankunft eifrig Autogramme. Die schwedischen Landhühner von „Rednex“ steuern erst einmal mit dem „Cotton Eye Joe“ das Büffet an. Und vor der Bühne steigt die Spannung: „Caught in the Act“ sollen schließlich auch noch eintrudeln. Kreisch! Fan-Klubs halten die ersten Transparente mit Herzchen hoch.
Das ausverkaufte Festival ermutigt Veranstalter Markus Krampe zum Weitermachen. Im kommenden Jahr soll eine bundesweite Tournee mit zwei NRW-Terminen (Oberhausen und Bonn) folgen. Nach Informationen unserer Redaktion werden dann erstmals auch die Vengaboys („We’re Going to Ibiza“) und Masterboy („Feel The Heat Of The Night“) mit dabei sein.
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