OBERHAUSEN. . Ein Nachruf auf Gerd Lepges, der 66-jährig gestorben ist. Der vielfältig Engagierte gründete den Freundeskreis „Theater für Oberhausen“.
- Der Kaufmann, studierte Jurist und Theaterexperte Gerd Lepges starb 66-jährig am 22. Juli
- Dem Theater Oberhausen galt sein Enthusiasmus – seit einem Bühnenerlebnis seiner Kindheit
- Seine letzte Buchveröffentlichung war „Der Theatermacher“, ein Bilanz der Carp’schen Intendanz
Oberhausen ist um eine Persönlichkeit ärmer: Gestern wurde Gerd Lepges, Geschäftsmann und Theaterexperte, beigesetzt; gestorben ist er im Alter von 66 Jahren am 22. Juli. Es entsprach seinem Willen, mit der Bekanntgabe zu warten, bis sich die Familie in Ruhe von ihm verabschiedet hatte.
Diesen Willen haben wir selbstverständlich respektiert, war Gerd Lepges doch auch für diese Zeitung immer mal tätig – sei es als Berichterstatter zu Auslands-Gastspielen oder als akribischer Beobachter der Theater-Historie.
Da sind wir schon bei seinen vielen Aktivitäten, die er hegte und pflegte, die er auch hegen und pflegen konnte, weil er ein tätiger Geschäftsmann war. Hineingeboren in das Fachgeschäft für Hüte und Schirme von Mylius-Bircks (seine Mutter war eine geborene Bircks) an der Marktstraße, wuchs der junge Gerd in einem Geschäftshaushalt auf – „hinter der Ladentheke“.
Dem Geschäft wurde er nur vorübergehend untreu, als er in Köln Rechtswissenschaften studierte und mit dem 1. Staatsexamen abschloss. Mit seinem Bruder Werner kümmerte er sich danach um den etwas skurril wirkenden Laden, der im März des Jahres seine Pforten schloss. Da war Gerd Lepges schon längere Zeit krank, stand aber immer noch seinen Mann.
Als City-Geschäftsmann war er über drei Jahrzehnte in Einzelhandels-Organisationen tätig, führte lange Zeit die Oberhausener Sektion, war stellvertretender Vorstandsvorsitzender im Handelsverband Ruhr NRW und übergab im April beide Ämter an den Sterkrader Axel Lambertz. Auch hier hatte Gerd Lepges die Dinge geordnet.
Das gilt auch für seine große Leidenschaft, das Theater seiner Stadt. Er half ihm als Gründer des „Freundeskreises“, als Förderer von Preisen, als SPD-Bürgermitglied im Kulturausschuss des Rates, als Autor und Archivar der über 90-jährigen Geschichte des Oberhausener Theaters. Zum Ende der Spielzeit erschien sein letztes Buch: „Der Theatermacher“, eine Würdigung von Peter Carps neunjähriger Intendanz.
Für das Theater hatte Gerd Lepges sogar seine karnevalistischen Interessen zuletzt etwas zurückgeschraubt. Zuvor war er mal Prinz Karneval von Groß-Oberhausen, war in einer Stunde hoher Not couragierter Schatzmeister der Alten Oberhausener Karnevalsgesellschaft Weiß-Rot von 1889, deren Ehrenpräsident er auch wurde.
Stichwort Ehre: Einer wie Gerd Lepges, der Dinge um ihrer selbst willen tat, kam an Ehrungen nicht vorbei. Der Handelsverband verlieh ihm Anfang des Jahres die Ehrennadel in Gold, der Kulturausschuss ernannte ihn einstimmig zum Ehrenmitglied des Theaters, den Karneval hatten wir gerade.
Ein Mann voller Eigenheiten
So klar die Biografie von Gerd Lepges vor uns liegt, so blieb er selbst guten Bekannten in mancher Hinsicht ein Mann – gar nicht negativ gemeint – voller Eigenheiten. Als Einzelhandels-Funktionär forderte er die Vereinheitlichung von Öffnungszeiten für die Marktstraße, behielt für sich aber natürlich die Schließung von 13 bis 15 Uhr bei – und schloss den Laden um 18.30 Uhr. Als Karnevalist legte er Wert auf korrekte Anreden in Sachen Tollität und strikte Hierarchie, im Zivilleben schockte er bisweilen mit knallrotem Nappalederanzug.
Als Anhänger von großen Inszenierungen bereiste er die Welt, besuchte Sinfoniekonzerte und Konzerthäuser rund um den Globus, und er war immer da, wenn es in Oberhausen ums Theater ging.
Gerd Lepges hat sich um die Stadt verdient gemacht. Die Redaktion verneigt sich und trauert mit Frau Elke und der Familie.