Oberhausen. Auf der Großleinwand am Museumsbahnsteig in Oberhausen gab es die „Rocky Horror Picture Show“. Das ist erst der erste Film des Sommernachtskinos.

Das Zirpen von Insekten übertönt den Lärm hereinfahrender Züge. Hinter dem Schlackenpfannenwaggon auf Bahngleis 5 kann man die sinkende Sonne dabei beobachten, wie sie Funken sprüht. Der Himmel ist so rot wie die Lippen im Intro der Rocky Horror Picture Show, die lüstern den Eröffnungssong hauchen.

Es ist der erste Film des Sommernachtkino-Programms, das das LVR-Industriemuseum Altenberg in Kooperation mit der Lichtburg in diesem Jahr auf dem Museumsbahnsteig präsentiert. Ingrid Trocka, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Museums, ist verblüfft über die 80 besetzten Polstersitze vor der dreimal zwei Meter großen Leinwand: „So voll wie heute war es noch nie.“

An der Abendkasse sind Knabbereien, Limonade und Bier erhältlich. Nach und nach trudeln Filmfans aller Altersklassen ein. Es braucht seine Zeit, bis sich die Sitzreihen füllen. Plötzlich erscheint eine Gruppe von vier Frauen und einem Mann, alle in schwarze Spitze, Leder oder Schnürkorsagen gehüllt. In ihrer Rechten die Eintrittskarten zum Film, in der Linken üppige Jutebeutel mit unbekanntem Inhalt.

Film ab, Regionalbahn fährt ein

Als um 22:08 die Regionalbahn 3 am Nachbargleis einfährt, wird der Filmprojektor eingeschaltet. Die ersten Verse schallen aus den Lautsprechern seitens der Leinwand. Etwas zu leise, möchte man sagen. Doch das mindert die Begeisterung des Publikums nicht.

So geht Sommernachtskino auf dem Museumsbahnsteig.
So geht Sommernachtskino auf dem Museumsbahnsteig. © Gerd Wallhorn

Viele werden sich an das Kultritual erinnern, ohne welches Richard O’Brians Horrormusical von 1975 kaum mehr zu denken wäre. Dabei gilt es eine Liste mit Aufgaben abzuarbeiten, die schon bei der geeigneten Kleiderwahl beginnt. Travestiekostüme werden wärmstens ans Herz gelegt. Im weiteren Verlauf des Rituals werden Reis, Spielkarten und Klopapier in die Luft geworfen. Feuerzeuge werden gezückt und – zwei Damen machen es heute Abend vor – man hält sich Zeitungspapier über den Kopf, während man lautstark Gewitterdonnern imitiert. Alles wird begeistert abgearbeitet. Und 20 Minuten nach Filmschluss sieht auf dem Museumsbahnsteig wieder alles wie zuvor aus. Als hätte Frank’n’Furter hier nie in Strapsen und Lackstiefeln gesungen.

>>> Nächste Vorstellung

Am 25. August, 22 Uhr, wird „King Kong und die weiße Frau“ auf dem Museumsbahnsteig gezeigt. Tickets (5 Euro) im Industriemuseum Altenberg, Hansastraße 18.