OBERHAUSEN. . Andrea Russo schreibt mit drei Pseudonymen für vier Verlage. Ihre Lesung am 21. Juli im Literaturhaus wird zudem zur süßen Verkostung.

  • Ihre Roman-Handlungen beginnen immer in Oberhausen – und gehen dann gern weite Wege
  • Mit ihrem Insel-Roman „Apfelkuchen am Meer“ erreichte Andrea Russo sogar die Bestsellerliste
  • Die charmante Vielschreiberin mit drei Pseudonymen publiziert als Andrea Russo nur Kinderbücher

„Andrea Russo schreibt nur Kinderbücher“, sagt Andrea Russo. Wie jenes vom „Zickenalarm auf Internat Bernstein“ und seine beiden Vorgänger-Geschichten. Aber da sind ja auch noch Anna Rosendahl („Meerblick inklusive“), Anne Barns („Apfelkuchen am Meer“) und Anne Töpfer. Deren Roman „Das Brombeerzimmer“ wird dafür sorgen, dass sich ihre Lesung am morgigen Freitag, 21. Juli, um 19 Uhr im Literaturhaus, Marktstraße 146, zu einer delikaten Konfitüren-Verkostung auswächst.

Andrea Russo also, die Oberhausenerin hinter diesen drei Pseudonymen, jongliert als Autorin nicht nur mit den Genres und gleich vier namhaften Verlagen. Die sportliche 49-Jährige mag’s auch kulinarisch – und umspielt deshalb charmant die Auskunft nach literarischen Vorbildern oder Idolen: „Am liebsten lese ich Kochbücher!“ Ihr inzwischen neunjähriges Berufsleben als Roman-Autorin empfindet sie als „Luxus“. Sie ist gut im Geschäft der Unterhaltungsliteratur mit dem Bisschen mehr an Nährwert – will die Schlagzahl aber nicht noch weiter erhöhen: „Jetzt kann ich vom Schreiben leben, will aber nicht mehr verdienen, lieber etwas weniger schreiben.“

„Mandys Gurkenlikör“ ist ein Hit

Ausgenommen sicherlich Rezepte – denn von Köstlichkeiten kann Andrea Russo geradezu schwärmerisch erzählen. „Das Brombeerzimmer“ hat sie als Anne Töpfer gleich mit mehreren Rezepten veredelt. „Mandys Gurkenlikör“ sei ein echter Hit. „Gurko ist der neue Hugo“, erklärt Andrea Russo.

Frische Zutaten (Gurken mal ausgenommen) findet sie übrigens direkt vor der Haustür, denn die Russos sind in Oberhausen-Borbeck quasi Nachbarn von Haus Ripshorst und seiner grünen Umgebung. Warum aber portioniert die Autorin ihre literarische Produktion unter so vielen Verlagen und Pseudonymen? Sie sei halt „’reingestolpert“ mit ihrem sehr offenherzigen Debüt „Gefühlsecht“, damals 2008.

„Ich hatte die Idee, fing an, fand sofort einen Verlag.“ Ihren Beruf als Lehrerin in einer Mülheimer Förderschule wagte sie allerdings erst vor vier Jahren aufzugeben. Inzwischen hat Andrea Russo als Anne Barns „schon mal in der Spiegel-Bestsellerliste angeklopft“, wie sie vergnügt sagt: Immerhin für eine Woche war dort jüngst „Apfelkuchen am Meer“ platziert, ihr Einstand bei Harper Collins. Der 1990 aus einer britisch-amerikanischen Fusion entstandene Großverlag ist mit seinem Milliardenumsatz ein Branchenriese, aber hierzulande noch recht neu auf dem Markt.

Kein Insel-Roman ohne Insel-Besuch

„Anne Barns schreibt Insel-Romane“, erklärt Andrea Russo. „Inseln sind Sehnsuchtsorte“ – und damit idealer Sommer-Lesestoff. Außerdem sind sie für die in Hessen aufgewachsene Oberhausenerin ein schöner Anlass zu Vor-Ort-Recherchen auf Amrum oder Juist. Das jeweilige insulare Flair müssen die Romane stimmig spiegeln – „sonst gibt es böse Briefe“.

Kritische Gegenleser sind der Autorin wichtig – zumal sie regelmäßig Gas geben muss beim Schreiben: „Wenn ich vier Monate Zeit habe, verschlunze ich zwei Monate. Dann mache ich Nachtschichten.“ Für den Vorschuss erwarten ihre Verlage zweiseitige Kurz-Exposés. In zwei Wochen wird ihr das Cover des nächsten Anne-Barns-Romans vorliegen. Wenig später gibt’s schon die Vorab-Werbung mit dem Appetithappen im Internet. Zeitdruck.

Wenn im Hause Russo munter geklönt wird, warnt ihr Mann Salvatore schon mal die Gäste: „Ihr wisst schon, dass Ihr aufpassen müsst.“ Denn etwas Oberhausen kommt in allen Bücher von Andrea Russo vor – beziehungsweise von Anne Barns, Anne Töpfer und Anna Rosendahl.

Der Eintritt für den literarisch-kulinarischen Abend mit An­drea Russo im Literaturhaus, Marktstraße 146, kostet 8 Euro.