OBERHAUSEN. . Zum 17. Geburtstag erhält die Kultur-Gaststätte sogar einen Brunnen in Danziger Originalgröße. Die kleinen Statuetten gibt’s seit 15 Jahren.

  • Seit fast 400 Jahren ist der Neptunbrunnen der beliebteste Treffpunkt für alle Danziger
  • Eigens fürs Gdanska schuf die Bildhauerin Anna Mrzyglod eine Oberhausener Variante
  • Zur Enthüllung am Freitag, 21. Juli, gibt’s als Auszeichnungen kleine Neptun-Statuetten

Das fast 400 Jahre alte Original vor dem Artushof in Danzig zwingt von seinem hohen Podest den Blick nach oben. Der ebenso barocke Neptunbrunnen vor dem Gdanska am Altmarkt tut nicht ganz so erhaben, trotz seines Gardemaßes: Am Freitag wird sich Gdanska-Wirt Czeslaw Golebiewski einen lang gehegten Traum aus Studententagen erfüllen und die Neptun-Statue offiziell enthüllen.

Es ist der Auftakt zur 17. Geburtstagsfeier der Kultur-Gaststätte, mit der es sich verhält wie mit Ihrer Majestät, Elisabeth II.: Eigentlich wäre das Fest im April fällig gewesen – aber man feiert doch lieber im Sommer. Und fast ebenso alt wie das Gdanska ist die Tradition, mit deutlich handlicheren Neptun-Statuetten, jene Menschen zu ehren, „die einen guten Beitrag für die deutsch-polnischen Beziehungen leisten“.

Erstmals von Anna Mrzyglod gestaltet

Auch diese kleineren, goldfarbenen Neptune, sagt Maria Golebiewski stolz, seien in diesem Jahr erstmals von Anna Mrzyglod gestaltet worden – jener jungen Malerin und Bildhauerin aus Geldern, die auch den mannshohen Neptun vor der Gdanska-Tür erschaffen hat. Die 2017er Statuetten ehren am Freitag zum einen den als City-Manager in Alt-Oberhausen stadtbekannten Franz Muckel und zweitens den Verein „Polnischer Kreis Piast“, der sich 1994 in Essen gegründet hatte.

Czeslaw Golebiewski erwartet für die Feierstunde sogar einen Repräsentanten der Stadt Danzig im Gdanska: „Wir wollen die Statuette nicht an Politiker verleihen, sondern an einfache Menschen.“ Und Maria ergänzt: „Wir fühlen die Pflicht, entgegen der polnischen Regierung weiter europäische zu wirken.“ Prominentester Besitzer eines kleinen Neptun dürfte wohl Helge Schneider sein, der den Goldjungen 2008 als „Unterstützer der internationalen Jazz-Szene“ erhalten hatte. Im Vorjahr waren zwei Fotografen die Geehrten: Peter Schönberger als enthusiastischer „Gitarrissimo“- Fotograf und Jurek Uske als „Polonia“-Aktivist. Bisher einmalig war vor zwölf Jahren die Auszeichnung mit einem „Jungen Neptun“ – und zwar an Agnieszka Slota und Piotr Warzocha als Tänzer und Betreuer der polnischen Kinder- und Jugend-Folkloregruppe.

Mit E-Gitarren und indischer Sitar

Für das reiche deutsch-polnische Kulturleben steht auch das erlesene Musikprogramm des um 19 Uhr beginnenden Festes auf dem Altmarkt: Als Topact firmiert die Rockband „Communa“, die beim Frühlings-Rock des Vorjahres ihre Visitenkarte bei den Golebiewskis hinterlassen hatte. „Naked Mind“ darf als selbst in der Weltmusik-Szene außergewöhnliche Formation gelten: Das internationale Septett aus dem südpolnischen Örtchen Lanckorona vereint E-Gitarren und klassische Viola mit indischer Sitar und Tabla. Und zum Auftakt des Konzertreigens stellen sich drei altbekannte Oberhausener Musiker als neue Formation „SpielArt“ vor.

Deutsche Lieder in traditioneller Spielart

Eine neue Band aus drei gestandenen Musikern gibt ihr Debüt zum Gdanska-Geburtstag: „SpielArt“.

Lieder begleiten ihr musikalisches Leben seit Jahrzehnten, Lieder in englischer, französischer und in deutscher Sprache. Und Lieder bestimmen das Programm der Gruppe „SpielArt“, zu der sich Winfried Baar, Rainer Langenbrinck-Dovergne und Hans-Jürgen Mrak zusammengetan haben. Bekannt sind die Urgesteine der Oberhausener Szene ihren Freunden als Rock- und Folkmusiker: Ende der 1970er gründeten „Baba“ Baar und „Lumpi“ Mrak „Reifrock“. Als Wegbereiter der heutigen Mittelalter-Szene waren sie in ganz Deutschland erfolgreich.

Als Blockflötist sammelte Rainer Langenbrinck seine Erfahrungen in Kirchenmusik und Volkslied. So stieß er Ende der ‘90er Jahre zur Smashfolk-Gruppe „Horny Pixies“, die ihre eigenwilligen Interpretationen von Weltmusik auch in Irland, Frankreich und den Niederlanden präsentiert hat.

Mit ihren „Erst“-Bands stehen die Drei von „SpielArt“ weiter auf den Bühnen – aber nur wenige wissen, dass sie seit langem ihr persönliches, privates Liederbuch haben. Lieder mit schönen Texten in deutscher Sprache, Volkslieder, Lieder von Degenhardt, Wader und eigene Kompositionen. All diese Lieder bringen Baba, Lumpi und Rainer in ihrer eigenen Spielart zu Gehör.