Oberhausen. . Die zwölfte Runde der Ludwig Charts kann den Staffelstab weitergeben. Nach dem Ende der Bundesförderung übernimmt die Stadt die Finanzierung.
- Eine Schüler-Top-Ten der schönsten Ausstellungstücke ist das Erfolgsmodell der Ludwiggalerie
- Denn die Ludwig Charts machen aus Grund- und Hauptschülern junge Kunstbegeisterte
- Und die geben kompetent ihr Wissen als „Peer Guides“ an die Mitschüler weiter
Glückliche Zwölf: Zum zwölften Mal begleiten jetzt Schüler eine große Ausstellung der Ludwiggalerie – zum elften Mal sind Jugendliche der „Kulturschule“ Alstaden bei den „Ludwig Charts“ dabei. Damit endet die Förderung aus Bundesmitteln des Programms „Kultur macht stark“. Aber Ursula Bendorf-Depenbrock sagt unverdrossen: „Wir sehen der 13. Staffel der Ludwig Charts entgegen.“
Denn die künstlerische Leiterin der Malschule und der Artothek konnte mit dem Erfolgs-Konzept auch im Rathaus überzeugen: Für das laufende Jahr habe Kämmerer und Kulturdezernent Apostolos Tsalastras bereits zugesagt, die Kosten durch die Stadt zu übernehmen. Auch der Kulturausschuss signalisierte Zustimmung, diese besonders stimmige Serie der Kunstvermittlung nicht wie irgendein Projekt auf Zeit mit dem Ende der Förderung vergehen zu lassen.
Der „geile Po“ von Marilyn Monroe
Schließlich sind es die Schüler selbst, die andere für Kunst begeistern sollen. Oder wie im Fall der aktuellen Ausstellung des fotografischen Allrounders Sam Shaw (1912 bis 1999): für den „geilen Po“ von Marilyn Monroe. Es war übrigens ein Mädchen, dem gestern der entzückte Dreisilber entfuhr.
Aber es geht ja ums pädagogische Prinzip der „Peer Guides“: Bis zu zehn Schüler in jeder Runde der Ludwig Charts ermitteln aus der aktuellen Ausstellung ihre persönlichen Favoriten – und werden während zehn Besuchen in der Ludwiggalerie fit gemacht, selbst kompetent von den Werken zu erzählen, die für sie die absoluten Hingucker sind.
Workshops und Sprechtrainings
„Wir haben hier viele Möglichkeiten, sie zu unterstützen“, sagt Sabine Falkenbach, die 2013 mit Ursula Bendorf-Depenbrock die Ludwig Charts erfunden hatte. Dazu gehören Körper- und Sprechtrainings mit der freien Theaterregisseurin Barbara Grubenbecher. Dazu gehören mediale Workshops mit Kevin Casper vom Presseklub und mit dem Fotografen Axel Scherer. Denn zu jedem Charts-Projekt zählt auch ein filmisches Porträt der jeweiligen Ausstellung, alle anzusehen auf ludwiggalerie.de.
Selbst Grundschüler von der Concordia-, Falkenstein- und Luisenschule wagten sich dank der Charts vor ein großes Publikum. Und manche bleiben dran bis zum Ende des Schülerdaseins: Niksan Rajaratnam hat sein Fachabitur in der Tasche, will bald Maschinenbau studieren. Als Hauptschüler war der heutige Artothek-Mitarbeiter bei den allerersten Ludwig Charts dabei – damals eine haarige Angelegenheit, denn es ging um „Hair! Das Haar in der Kunst“.
Suchspiel für Familien
Ach ja, und sämtliche Besucher der Ludwiggalerie sind natürlich auch eingeladen, die „Top Ten“ der Altstadener Schüler nach ihrem Geschmack zu variieren: Dafür gibt’s Karten und Klebebildchen der zehn beliebtesten Exponate. „Für Familien ist das ein schönes Suchspiel“, weiß Ursula Bendorf-Depenbrock.
Die Chefin von Malschule und Artothek hat übrigens für das freie Programm des Deutschen Museumsbundes bereits ein neues Projekt entwickelt. Ob auch diese Idee durchdringt, soll noch im Juli entschieden werden.
>>> Museumsfest am Sonntag
Im Innenhofdes Schlosses Oberhausen spielt zum sonntäglichen Museumsfest die Musik: Schließlich ist dieses erste Sommerfest der Ludwiggalerie um das traditionelle Konzert des ev. Blasorchesters herum konzipiert.
Die Wegweiser zur Artotheksollte man aber nicht übersehen: Sie ist während des gesamten Wochenendes, 15., 16. Juli, geöffnet, präsentiert großformatige Fotos von den Ludwig Charts-Vorbereitungen und lädt ein, selbst Top-Ten-Karten auszufüllen.
Für die Ausstellung „Sam Shaw – Finding the Unexpected“ gilt am Sonntag: Eintritt frei.