OBERHAUSEN. In der Kindertagespflege „Falkennest“ ist von der Seife bis zum Bettchen alles nachhaltig. Ein Hochbeet soll die bio-vegane Ernährung ergänzen.
Dort, wo die Bundestagsabgeordnete Marie-Luise Dött das kleine Apfelbäumchen gepflanzt hat, kann es leider nicht bleiben. An dieser Stelle soll im Außenbereich der Kindertagespflegeeinrichtung Falkennest nämlich bald ein Sandkasten stehen. Macht ja nix, war ein symbolischer Akt und das Bäumchen kommt nicht weg, sondern wird nur versetzt. Der prominente Besuch sollte ohnehin nur auf die Neuerungen an der Falkensteinstraße 169 aufmerksam machen – und auf das außergewöhnliche Gesamtkonzept der Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit.
Ein Freiluft-Reich für die Kinder
Noch sieht der Garten etwas wild und struppig aus. Zwei Laufenten watscheln hastig Richtung Holzhütte davon, als Stefan Ober-Westendorf durch ein weinberanktes Tor das künftige Freiluft-Reich der Falkennest-Kinder betritt. Im Grunde ist es auch nur ein kleiner Teil vom Gemeinschaftsgarten des Mehrfamilienhauses, der in diesen Tagen umgekrempelt wird. „Auf die Größe kommt es nicht an“, sagt der Leiter der außergewöhnlichen Einrichtung, „sondern auf die Nutzung.“
Mädchen und Jungen backen ihr Brot selbst
Und weil drinnen schon alles bio und öko ist, wird das Konzept draußen selbstverständlich fortgeführt, mit einer Kräuterlandschaft in einem Hochbeet, in dem auch Salat und Möhren denkbar wären. „Es geht nicht um den Versorgungsaspekt“, sagt Ober-Westendorf, „sondern darum, dass die Kinder den Prozess von der Saat über Wachstum und Pflege bis hin zur Ernte kennenlernen.“
Dem erstaunlich jungen Mann, er ist erst 22, liegt die Naturverbundenheit sehr am Herzen. Das fängt damit an, dass die Kinder mit Naturholzprodukten spielen, auf schadstoffgeprüften Matratzen schlafen und auf Recycling-Papier malen, geht weiter über ökologische Reiniger, die umweltfreundlich hergestellte Küchenrolle und die aus Wasserkraft gewonnene Energie bis hin zur konsequent bio-veganen Ernährung, die den Kindern aufgetischt wird. Ach ja: Die Kinder backen ihr Brot natürlich selbst und dürfen beim Essenkochen mitschnibbeln, damit sie ein Gefühl bekommen für das, was Ober-Westendorf „gesunde Esskultur“ nennt.
„Wir haben einen hohen Anspruch“, sagt der Geschäftsführer der Clique Sonnenschein, dem Träger des Falkennestes. Dabei ist das Thema Natur nur eines von vielen, die er sich für die neun Plätze der Großtagespflege vorgenommen hat. Alleinerziehende und minderjährige Mütter sollen über zahlreiche Kontakte ebenso angesprochen werden wie Familien mit Krebskranken Kindern. Für deren Geschwister hält das Falkennest ab August permanent einen Platz frei.
>>> Freie Plätze ab 1. August
Im Falkennest sind ab 1. August zwei Plätze frei. Betreut werden die Unter-Dreijährigen von zwei Erziehern und einer Sozialpädagogin von 7.30 bis 16 Uhr. Infos unter Tel. 0228/38 75 99 10.
Es werden auch immer Ehrenamtliche gesucht, die das Falkennest unterstützen, zum Beispiel bei der Betreuung des Kräuterbeetes. Infos auf tagespflege-falkennest.de.