OBERHAUSEN/Bottrop. In der Arena der Halde Haniel dreht der Chor „Um Himmels Willen“ einen Clip. Neben den Sängern sorgen viele Statisten für eine große Kulisse.
- Das Lied zum Clip hatte der Chor „Um Himmels Willen“ schon vor Jahresfrist eingesungen
- Jetzt stand bei schönstem Sommerwetter der Video-Dreh auf der höchsten Halde des Reviers an
- Viele Freiwillige verstärkten für die Luftbilder per Drohne den 50 Stimmen starken Chor
Auf der Halde Haniel herrscht Bilderbuchwetter. Kilometerweit kann man in alle Himmelsrichtungen blicken. Aber die meisten Besucher, die sich dort am Sonntag einfinden, sind nicht wegen des schönen Ausblicks heraufgekommen. Schon vor einem Jahr hatte der Alsfelder Chor „Um Himmels Willen“ im Dietrich-Bonhoeffer-Haus eine Hymne auf das Ruhrgebiet einstudiert und für CD aufgenommen.
Jetzt ist man hier mit Kameramann Eric Cozien verabredet, der einen Videoclip zur Revier-Hymne drehen soll. Gekommen sind viel mehr als die 50 Sänger, die der evangelische Chor aufbietet. Aber der Chor hat die Bürger auch dazu aufgerufen, für eine stattliche Kulisse bei den Dreharbeiten zu sorgen. Etwa 80 Personen nehmen schließlich Platz auf den Stufen der Halden-Arena. Chorleiter Andreas Reinhold begrüßt sie und stellt ihnen den Kameramann vor. Ein Mitstreiter ist sogar in voller Bergmanns-Montur erschienen.
Mächtiges Massiv aus Schotter
Ehe die Dreharbeiten beginnen können, müssen alle Mitwirkenden ihre Rechte am Bild unentgeltlich abtreten. Wie im Chor rufen die Teilnehmer Andreas Reinhold ihr „Ja“ entgegen. Erik Cozien hat in der Zwischenzeit Kamera, Stativ und die kleine Drohne startklar gemacht, die später eine entscheidende Rolle spielen wird. Nur mit der Position des Chors ist er noch nicht zufrieden. Man wechselt auf die andere Seite der Arena, mit dem mächtigen Massiv aus Schotter im Hintergrund. Dem Bergmann weist Cozien einen Stehplatz am Ende der Treppe zu, genau zwischen den beiden Chor-Hälften.
Dirigent Reinhold lässt von CD die Ruhrgebietshymne erklingen und gibt dem Chor plus Verstärkung den Einsatz: „Wichtig ist nur, dass ihr den Mund bewegt. Was dabei ‘rauskommt, ist völlig wurscht.“ Dabei kann der Live-Gesang sich hören lassen. „Wir sind Menschen aus dem Pott“, so hebt der Chor hoch oben zwischen Oberhausen und Bottrop an.
Sänger recken die Hälse nach dem Fluggerät
Jetzt startet der Kameramann die Drohne. Was die fliegende kleine Kamera aufnimmt, sieht er auf dem Mini-Bildschirm der Fernbedienung. Als sie über den Sängern zum Rand der Arena aufsteigt, recken die prompt ihre Hälse nach dem Fluggerät. Das geht natürlich nicht. Die Szene muss wiederholt werden. Dann steht die Drohne mit ihren vier Rotoren vier Meter hoch über der Mitte der Arena völlig still in der Luft. Andreas Reinhold und seine Mitstreiter animieren die Sängerinnen und Sänger, mit hochgereckt winkenden Armen für Dynamik zu sorgen. Die Jubelszene am Schluss wird mehrfach aufgenommen.
2013 kamen Andreas Reinhold und Christof Willer, einem der Tenöre, auf die Idee, eine Ruhrgebiets-Hymne zu schreiben. Sie setzten sich zusammen, um Text und Melodie zu finden. „Der Text sollte ja die Mentalität im Pott ebenso wiedergeben wie den Wandel, dem wir hier unterworfen sind“, erklärt Reinhold. Bierernst geht es aber auch auf der Halde nicht zu. Wie hatte Reinold doch schon bei der CD-Aufnahme gesagt: „Wir sind der Chor, der Spaß macht.“
Der Videoclip wird ein Abschiedsgeschenk des Chorleiters sein. Denn am Rande des Treffens verraten einige Sänger, dass Pfarrerin Wiebke Reinhold, seine Frau, sich mit Erfolg auf eine neue Pfarrstelle im Saarland beworben hat.