Oberhausen. . Hardy Bocks großes Wandgemälde enthässlicht Fassade des Elsa-Gymnasiums. Auch Lehrerinnen und Schüler will der Maler unter die Mutigen einreihen.

  • Wenn das Werk vollendet ist, werden bis zu 18 Porträts das Elsa-Brändström-Gymnasium schmücken
  • „Karawane der Mutigen“ heißt das große Wandbild des 38-jährigen Autodidakten Hardy Bock
  • An der Havensteinstraße porträtiert er Berühmtheiten und Vergessene; Schüler vollenden das Werk

Als schmissigen Bläsersatz intoniert die Big Band der Mittelstufe die Synthesizer-Fanfare von „The Final Countdown“. Hardy Bock versteht die unsterbliche Hymne der schwedischen Hardrock-Poseure als „Wink mit dem Zaunpfahl“: Der Freilicht-Maler ist weiter gefordert, denn noch hat die Karawane ihr Ziel nicht erreicht.

„Karawane der Mutigen“ heißt das fassadenfüllende Werk an der Westseite des Elsa-Brändström-Gymnasiums. Schulleiterin Brigitte Fontein spricht Klartext – und nennt den Anblick, wie er sich bisher von der Havensteinstraße darbot, „diese unglaublich hässliche Fassade“. Aber als Mülheimerin entdeckte sie nach und nach die so gewitzten wie ausdrucksstarken Wandbilder des 38-jährigen Autodidakten Hardy Bock.

Auf Augenhöhe mit den Gymnasiasten

Der sollte sich zunächst auf ein Rollgerüst stellen und seine „Karawane“ über den Klassenfenstern vorbeiziehen lassen. War ihm dann aber doch zu gefährlich – und jetzt, fast auf Augenhöhe der täglich vorbeiziehenden Gymnasiasten und Passanten, haben die Porträts vor Gebirgskette eine noch stärkere Wirkung. Zudem kommentierten junge und ältere Oberhausener stets das „work in progress“ – oder, wie Hardy Bock der Festversammlung unter praller Sonne sagt: „Mit einem Schulterklopfen war der Tag gerettet.“

Bemützt erläutert Hardy Bock das Programm seiner „Karawane der Mutigen“, hier vor Nelson Mandela und Rosa Luxemburg, dahinter Jane Austen.
Bemützt erläutert Hardy Bock das Programm seiner „Karawane der Mutigen“, hier vor Nelson Mandela und Rosa Luxemburg, dahinter Jane Austen. © Jörg Schimmel

Auch die Schülerschaft wird noch ihren Beitrag zur „Karawane der Mutigen“ leisten – und die zurückhaltend farbigen Porträts beschriften. Das Bild-Programm ist nämlich ein ziemlich „mutiger“ Mix von hochberühmten und fast vergessenen Frauen und Männern.

Als eine der Ersten, deren Bildnis vollendet wurde, malte Hardy Bock Fasia Jansen, deren Namen immerhin die nahe Gesamtschule bewahrt. Daneben ein nahezu Vergessener: Wilhelm Weyer, seit 1922 erster Polizeipräsident in Oberhausen, der sich 1933 standhaft der NS-Machtergreifung zu widersetzen versuchte. Neben ihm die Reform-Pädagogin Maria Montessori – und so geht’s weiter entlang der enthässlichten Fassade. Weiter zu Martin Luther King und Hannah Arendt, zu Mahatma Gandhi und Jane Austen.

Mit künstlerischer Findigkeit

Das Porträt der vor 200 Jahren verstorbenen Literatin zeigt nicht nur die älteste Mutige dieser ganz unmartialisch „heroischen“ Reihe – es belegt auch Hardy Bocks künstlerische Findigkeit. Denn das einzige als authentisch geltende Bildnis der Autorin von „Stolz und Vorurteil“ hätte beim besten Willen nicht als Vor-Bild getaugt. Dann doch lieber die schmeichelhaftere Version der Bank of England . . . „Jemanden zu malen, den man nicht kennt“, sagt Hardy Bock, „ist schon ein Abenteuer“.

Der Maler wird natürlich auch noch die Namenspatronin des Elsa-Brändström-Gymnasiums würdigen, aber auch Noch-Schulleiterin Brigitte Fontein und ihre Vorgängerin Dr. Erika Risse. Sie plädierte übrigens dafür, auch eine Schülerin und einen Schüler des „Elsa“ in die „Karawane der Mutige“ aufzunehmen. Und – last, not least – sucht sich der Künstler auch noch ein Eckchen für ein Selbstporträt. Zur Ermutigung, denn Hardy Bock meint: „Jeder kann mutig sein.“