Oberhausen/Dinslaken. . Stolz auf das Geleistete, Dank fürs Engagement, Blick in die Zukunft – das Friedensdorf feierte mit vielen Gästen das 50-Jahre-Jubiläum.

  • Für das Friedensdorf steht das Jahr 2017 im Zeichen des 50-Jahre-Jubiläums
  • Jetzt erhielt die Einrichtung die „Glückauf-Bronze“ der Stadt Oberhausen
  • Viele Jubiläums-Gratulanten kamen zum dreistündigen Festakt nach Schmachtendorf

Mit einer über dreistündigen Veranstaltung in seinem Mehrzwecksaal an der Rua Hiroshima in Schmachtendorf beging das Friedensdorf In­ternational am Samstag sein 50-jähriges Bestehen. Dabei verlieh Oberbürgermeister Daniel Schranz der Hilfsorganisation vor mehr als 350 Gästen den erstmals seit zehn Jahren wieder vergebenen zweithöchsten städtischen Preis: die Glückauf-Bronze.

Große neue offizielle Spendenzusagen blieben aber aus, abgesehen von 3000 Euro von den Rotariern. Und so wurde beim Blick in die Zukunft deutlich, dass das Friedensdorf auf dem bereits eingeschlagenen Weg fortfahren wird, die Behandlung der verletzten und erkrankten Kinder, soweit vertretbar, in Basis-Gesundheitsstationen in ih­ren Herkunftsländern oder in angrenzenden Ländern, möglichst heimatnah also, durchzuführen.

Freie Kapazitäten in Krankenhäusern werden knapper

Nicht nur, weil der Aufwand, die kleinen Patienten aus aller Welt nach Düsseldorf zu fliegen, sehr hoch ist, sondern vor allem, weil die Krankenhäuser hier immer größere Schwierigkeiten haben, dafür freie Kapazitäten zu schaffen.

Dr. Heinz Grunwald, ehemaliger Chefarzt der Unfall- und Handchirurgie am Willibrord-Spital in Emmerich, operiert die Kinder auch im Ruhestand weiter. „Ich habe 20 Jahre lang alle Höhen und Tiefen der Kostendeckung mitgemacht“, berichtete er.

Sind stolz, das Friedensdorf zu beherbergen: (v. re.) OB Daniel Schranz und Dinslakens Bürgermeister Dr. Michael Heidinger mit Moderator Olaf Kracht.
Sind stolz, das Friedensdorf zu beherbergen: (v. re.) OB Daniel Schranz und Dinslakens Bürgermeister Dr. Michael Heidinger mit Moderator Olaf Kracht. © Kerstin Bögeholz

Anfangs seien es ja nur Einzelfälle gewesen. Mittlerweile behandle er zehn bis 15 Kinder pro Jahr. Aber der Druck, die Betten lieber mit Patienten zu belegen, die der Klinik auch Einnahmen einbringen, werde immer größer. So habe man schon einen Förderkreis gegründet, um ihn aufzufangen. Selbst bei seinem katholischen Krankenhausträger müsse man an die Nächstenliebe appellieren.

„Die Situation wird sich noch verschärfen“, sagte Ralf Wenzel, Geschäftsführer der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU) in Duisburg, voraus. Für seine Organisation könne er nur anbieten, die eigenen internationalen Kontakte für mehr Hilfe vor Ort zu nutzen. Denn Dr. Grunwalds Argument, dass diese Hilfe für das Image einer Klinik nützlich sei, widersprach Dr. Martin Glombitza, Leitender Arzt der BGU.

Man mache das lieber weiter im Stillen, denn heute seien ja Krankenhauskeime das große Thema. Die Kinder aber würden exotische Keime mitbringen. Man schaffe es zwar, sie zu beherrschen und damit immer mehr ihrer Extremitäten vor Amputationen zu retten, aber bei den übrigen Patienten würde es nur für Unruhe sorgen.

Mit Zeichnungen der Kinder war die Mehrzweckhalle geschmückt, in der über 350 Gäste das Jubiläum des Friedensdorfs feierten.
Mit Zeichnungen der Kinder war die Mehrzweckhalle geschmückt, in der über 350 Gäste das Jubiläum des Friedensdorfs feierten. © Kerstin Bögeholz

Bei der Veranstaltung überwogen aber der Stolz auf das Geleistete und der Dank für das so starke Engagement so vieler Helfer und Spender.

So erzählten Schauspieler Günter Lamprecht und Ex-BVB-Torhüter Hans Tilkowski, wie sie zu Botschaftern des Friedensdorfs wurden. Drei frühere vietnamesische Friedensdorfs-Kinder aus den Anfangsjahren berichteten, wie die Behandlung hier der Beginn für ein neues Leben für sie war. Auch aus Japan, wo das Friedensdorf viele Unterstützer hat, waren zahlreiche Gäste gekommen.

Medienvertreter mit Optimismus

Alt-OB Burkhard Drescher verriet, dass man es nur der Toleranz der Nachbarn zu verdanken habe, dass das Friedensdorf dauerhaft seinen Standort halten konnte. Medienvertreter wie Matthias Maruhn, Chefreporter der NRZ, zeigten sich zuversichtlich, dass die Unterstützung hoch bleiben werde, wenn man klar mache, wie wichtig die Hilfe und wie erschütternd die Verfassung der aufgenommenen Kinder sei.