oberhausen. . Die Hauptschule gibt es in Oberhausen bald nicht mehr, aber ihre Schüler noch. Stadt und Politik haben es versäumt, ein Angebot zu schaffen.

Schulpolitisch rennt Oberhausen gegen die Wand, ist aus Schulleiterkreisen zu hören. Damit sind jetzt mal nicht die Gebäude und die Ausstattung gemeint, für die der Schulträger, also die Stadt Oberhausen, zuständig ist. Mit dieser doch sehr harten Diagnose ist das Schulangebot gemeint: Es gibt (bald) keine Hauptschulen mehr, aber es gibt die Schüler dafür noch. Es wurde keine Sekundarschule gegründet, und in den hiesigen Gesamtschulen fehlen zumindest ab Klasse sieben, nach der Erprobungsstufe, die Plätze für die Schüler, die dann meist vom Gymnasium abgehen müssen.

Nur noch Zahlen?

Wie muss es sich für die betroffenen Schüler anfühlen, wenn sie zu Zahlen schrumpfen, für die dringend Plätze gesucht werden? In dem Alter ist es für sie ohnehin eine Katastrophe, ihre angestammte Klasse und Schule verlassen zu müssen.

Innerhalb eines gegliederten Schulsystems kann man nicht einfach eine Schulform abschaffen und dann warten, was passiert, ohne ein neues Angebot zu schaffen. Dann passiert genau das, was seit einiger Zeit in Oberhausen zu beobachten ist: Schüler, die ehemals die Hauptschule besuchten, melden sich nun, wenn sie nicht an eine Gesamtschule wollen, an Realschulen oder gar Gymnasien an. Die Zahl derer, die dort scheitern, wächst.

Nicht rechtzeitig angefangen, Alternativen zu entwickeln

Deshalb müssen sich Kommunalpolitik und Schulverwaltung diesen Vorwurf gefallen lassen: Sie haben nicht rechtzeitig angefangen, Alternativen zu entwickeln und auf den Weg zu bringen. Ob die Sekundarschule eine wäre, ist ja strittig, aber alles so laufen zu lassen, ist verantwortungslos.

Wie hat die Leitung einer Hauptschule es formuliert: In einem hierarchisch gegliederten Schulsystem streben alle an die Schule, die den bestmöglichen Abschluss verspricht. Es ist verständlich, wenn Eltern für ihre Kinder das vermeintlich „Beste“ wollen. Es ist aber eben nicht immer das Beste für diese jungen Menschen, die sich dann mit Ansprüchen herumquälen, die sie nicht erfüllen können. Oder noch nicht erfüllen können, weil sie mehr Zeit benötigen.

Eine mögliche Lösung

Die Lösung wäre: Ein längeres gemeinsames Lernen an einer Schulform, die für alle gilt. Von mir aus sogar von der ersten bis zur zehnten Klasse, denn es ist gerade die frühe Entscheidung für eine Schullaufbahn, die Familien unter Druck setzt.

Zusätzlich sollte es eine Schule mit Oberstufe für all diejenigen geben, die nach der zehnten Klasse das Abitur machen wollen. Praktiker und Bildungsstudien fordern dies schon lange. Ein derartiger Umbau des Schulsystems wird natürlich nicht in Oberhausen beschlossen. Und im Land stehen bildungspolitisch leider die Vorzeichen ganz anders. Andrea Rickers