oberhausen. . Pro Familia arbeitet erfolgreich: Jugendliche in Oberhausen verhüten gut. Doch dafür gibt es mehr Erwachsene, die ungewollt schwanger werden.

  • Pro Familia stellt den Jahresbericht 2016 vor, der Andrang ist gewaltig
  • Die Beratungsstelle verzeichnet ein Plus von 150 Anfragen
  • Jugendliche sind offenbar gut aufgeklärt, sie verhüten meist gut

Der Andrang ist groß: 1383 Beratungen verzeichnete Pro Familia Oberhausen im Jahr 2016 und damit noch einmal knapp 150 mehr als im Vorjahr. Doch die Mühen haben sich gelohnt. „Die Jugendlichen in Oberhausen verhüten top“, freut sich Beratungsstellen-Leiter Andreas Müller. Die meisten ungewollten Schwangerschaften kämen inzwischen bei Erwachsenen bis 35 Jahren vor.

Fehlende Mittel für eine Verhütung spielten dabei die Hauptrolle. Hilfe soll nun ein Fonds bringen, den Pro Familia dank des Oberhausener Zonta Clubs einrichten konnte. „Damit können wir bedürftigen Frauen etwa das Einsetzen einer Spirale bezahlen“, sagt Beraterin Dr. Christine Gathmann. Für Jugendliche seien die Finanzen kein Thema mehr. „Denn inzwischen finanzieren die Krankenkassen viele Verhütungsmittel komplett“, weiß die Ärztin. Bis zum 18. Lebensjahr blieben diese Medikamente frei, bis zum 20. Lebensjahr seien nur Rezeptgebühren fällig.

Fragen um Familienplanung und Verhütung beschäftigten auch viele geflüchtete Frauen. Die allgemeinen Beratungen stiegen bei Pro Familia hauptsächlich aus diesem Grund von 732 im Jahr 2015 auf 931 im Jahr 2016. Einmal im Monat bietet Christine Gathmann für jeweils zwei Stunden auch Gespräche in den Flüchtlingsunterkünften an der Duisburger sowie der Ruhrorter Straße an. „Diese zusätzlichen Stunden wurden zuletzt über das Land NRW finanziert.“

Fälle von innerfamiliärem Missbrauch nehmen zu

Während die Frauen in den Unterkünften dieses Angebot gerne nutzten, gehe der Kontakt aber schnell verloren, sobald die Familien in eine Wohnung zögen. „Deshalb wäre es gut, wenn die Stadt speziell für diese Frauen ein Netzwerk aufbauen würde.“ Pro Familia will den Anfang machen und künftig eine offene Café-Runde für Flüchtlingsfrauen und -mädchen anbieten.

Sorgen bereitet Diplom-Pädagogin Susanne Kaltwasser ein anderes Thema: Obgleich die Beratungszahlen im Bereich sexualisierte Gewalt rückläufig sind (von 75 im Jahr 2015 auf 50 im Jahr 2016), hätten die Fälle von innerfamiliärem Missbrauch zugenommen. Umso verärgerter reagiert Kaltwasser auf „die Bestrebungen der Alternative für Deutschland (AfD) eine frühe Aufklärung in Kindergärten und Grundschulen einzuschränken“. Sie meint: „Wenn Kinder nicht benennen können, wo sie jemand anfasst und nicht wissen, dass das falsch ist – wie sollen sie sich da schützen?“ Susanne Kaltwasser betont: „Insbesondere unsere Fortbildung für Lehrer im Rahmen der Wanderausstellung ,Echt Klasse’ hat sich als gutes Mittel zur Vorbeugung bewährt.“

>>>>>>>>> Schutzkonzepte im Verdachtsfall

Im Rahmen der Wanderausstellung „Echt Klasse“ erwerben Grundschullehrer Handlungskompetenzen für eine präventive Arbeit im Erziehungsalltag. Bearbeitet werden Dynamiken des sexuellen Missbrauchs sowie Schutzkonzepte im Verdachtsfall.

2016 wurden elf Fortbildungen mit 160 Teilnehmern durchgeführt. 27 Schulklassen und damit 288 Schüler nahmen das Angebot außerdem wahr.