OBERHAUSEN. . Zu Wahlkampfauftritten und CDU-Treffen kam Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl nach Oberhausen. Zum Abschied Fundstücke aus damaligen Zeitungen.

Heute nimmt Europa Abschied von Helmut Kohl. Der am 16. Juni verstorbene Altkanzler wird mit einem europäischen Staatsakt in Straßburg, mit einer Totenmesse in Speyer und mit einem militärischen Abschiedszeremoniell gewürdigt.

Aus diesem Anlass haben wir mit Hilfe des Oberhausener Stadtarchivs einen Blick in alte Zeitungsartikel geworfen. Wie haben die damaligen Zeitgenossen über die Besuche Helmut Kohls in Oberhausen berichtet, zu welchen Anlässen war der CDU-Politiker in unserer Stadt? Ein kleiner Überblick aus unseren Fundstücken:

Mit Blüm in die gute Stube Oberhausens

Als Anfang März 1989 die Landes-CDU ihre Konferenz „Aufbruch in NRW“ in der Luise-Albertz-Halle veranstaltete, kam auch Helmut Kohl mit dem damaligen Bundesarbeitsminister Norbert Blüm in die gute Stube Oberhausens. Dort saßen, wie Thomas Finkemeier von der NRZ schrieb, „nicht nur Parteifreunde“, sondern auch sozialdemokratische Bürgermeister (Friedhelm van den Mond, Oberhausen; Josef Krings, Duisburg) und Gewerkschafter.

Bundeshilfen für das Revier

Empfangen wurden die beiden prominenten CDU-Politiker Kohl und Blüm von 550 Demonstranten vor der Halle, so dass sie durch das Restaurant in den Festsaal gelangten: Die Bergleute der Zeche Osterfeld forderten verstärkte Bundeshilfen für das Revier und eine Fortschreibung der Kohle-Vorrang-Politik. Die WAZ-Kollegen Michael Schmitz und Hans-Walter Scheffler zitieren den Kanzler in ihrem Bericht über die Veranstaltung mit den Worten: „Wir können jetzt keine schwarzen Fahnen an der Ruhr gebrauchen“. Es bleibe beim „klaren Ja zu einem sozialversträglichen Strukturwandel“. Helmut Kohl konstatierte bei dieser Gelegenheit, dass Ruhrgebiet sei keine sterbende Landschaft, der Schatz der Region sei eine hochqualifizierte Facharbeiterschaft, hier lebten Leute, „die gewohnt sind, anzupacken“.

Als Kanzlerkandidat 1976 in Oberhausen

Als die CDU erstmalig mit Helmut Kohl als Kanzlerkandidat in den Wahlkampf zog, stattete der CDU-Politiker, damals noch Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Oberhausen ebenfalls einen Besuch ab: Anfang September 1976 sprach Kohl auf dem Altmarkt. Zu dem Wahlkampf-Auftakt „kamen 5000 Oberhausener, zum Teil erwartungsfroh, zum viel geringeren Teil als Buhrufer oder demonstrierende Pfeifer, letztere wurden kurz als Kommunisten abgetan“, hieß es in dem Zeitungsartikel.

Kohl war mit einem Hubschrauber auf dem Hockeyplatz am Stadion Niederrhein gelandet, seine Zuhörer habe er mit der Aussage begeistert, dass die Chancen für einen Wechsel in Bonn zur Zeit nicht besser sein könnten, so der Chronist der Zeitung.

Wie wir heute wissen, kam es anders, Helmut Schmidt (SPD) gewann die Bundestagswahl am 3. Oktober 1976 – er war seit 1974 nach dem Rücktritt Willy Brandts Kanzler – und Kohl wurde erst im Oktober 1982 durch das konstruktive Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt in der Folge mit den Stimmen von CDU, CSU und der Mehrheit der FDP-Fraktion im Bundestag zum Kanzler gewählt.

„Er polterte nicht. Er blieb vornehm“

Journalist Rolf Weihrauch beschrieb Helmut in seinem Bericht über den Altmarkt-Auftritt folgendermaßen: „Er sprach dabei sehr deutliche Worte, aber er polterte nicht. Er kritisierte hart, aber er blieb vornehm und schien es darauf angelegt zu haben, dem Bürger Vertrauen in ihn und seine Mannschaft, seine Partei, einzuflößen. Ein bisschen zu väterlich, zu brav wirkte er manchmal. Oder suchte er bewusst ein Gegenbild zu dem oft eifernden und geifernden Franz Josef Strauß?“.

Abrechnung mit Bonn

Beim Landtagswahlkampf im Mai 1980 unterstützte Helmut Kohl seine Parteikollegen vor Ort, wieder kam er, damals Vorsitzender der Bundes-CDU, in die Oberhausener Stadthalle. Der Berichtererstatter schrieb: „In einer eineinhalbstündigen Rede rechnete der CDU-Vorsitzende mit der Regierung ab; mit der Landesregierung jedoch nur am Rande. Bis auf einige Seitenhiebe auf die Schulpolitik der Rau-Regierung (‘Sie hat jämmerlich versagt’) war die Zielscheibe die Bonner Führung, und hier speziell die SPD“.

>>> Archiv ist das Gedächtnis der Stadt

Im Oberhausener Stadtarchiv lagern neben zahlreichen Akten, Urkunden, Fotos auch alte Zeitungen aus Oberhausen (WAZ, NRZ, Generalanzeiger). Jeder Bürger hat Zugang zu diesen Dokumenten, die das Gedächtnis der Stadtgeschichte sind.

Das Stadtarchiv an der Eschenstraße 60 ist dienstags von 9 bis 15 Uhr und donnerstags von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Kontakt: 0208-3095209-0.