Oberhausen. . Das Hans-Böckler-Kolleg in Oberhausen rüstet einen Aufzug um, damit auch Gehbehinderte gerettet werden können. Darum kostet der Umbau so viel.
Aufzug im Brandfall nicht benutzen – so steht es in der Regel auf jedem Schild. Im Oberhausener Hans-Böckler-Berufskolleg wird es zukünftig genau anders herum sein: Schüler und Lehrer mit einer Gehbehinderung müssen dann sogar den Aufzug nutzen. Aber nur einen von dreien. Der wird gerade zu einem Evakuierungsaufzug umgebaut. Damit sind viele Arbeiten und hohe Kosten verbunden. In der vergangenen Ratssitzung war die Kostensteigerung auf nun rund 1,8 Millionen Euro erneut Thema. Die Redaktion schaute sich vor Ort an, warum ein solcher Umbau so viel Geld kostet.
Elektro-Rollstuhl wiegt 140 Kilo
Schulleiter Wolfgang Greiner ist glücklich, dass der Fahrstuhl nun kommt. Denn die Lösung, die es bisher gab, hat ihn zu keiner Zeit zufrieden gestellt: Im Falle eines Brandes müssten Schüler ihren Mitschüler, der im Rollstuhl sitzt, in einem Evakuierungsstuhl heruntertragen. Im schlimmsten Fall über zehn Etagen.
Das funktioniert bei einem Schüler, der auf einen Elektro-Rollstuhl angewiesen ist, allerdings nicht mehr. „Der wiegt 140 Kilo“, sagt Schulleiter Greiner. Also begaben sich Planer, Architekten und Ingenieure in Absprache mit der für den Umbau zuständigen Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM), der Schule und der Stadt auf die Suche nach einer Lösung. Geprüft worden ist der Anbau eines Fahrstuhls von außen, erklärt OGM-Geschäftsführer Horst Kalthoff. Dabei wäre allerdings zu viel Raum der Schule, die derzeit rund 2100 Schüler besuchen, verloren gegangen, weil die Gänge hätten umgebaut werden müssen.
Ebenfalls unrealistisch sei die Überlegung, gehbehinderte Schüler nur im Erdgeschoss zu unterrichten. „Wir haben auf verschiedensten Etagen verschiedenste Fachräume“, beschreibt Greiner das Problem. Die würden für 16 unterschiedliche Bildungsgänge gebraucht. Und mitunter wechseln auch Schüler mit Gehbehinderung mitten im Schuljahr zum Berufskolleg. Aktuell besuchen zehn Schüler im Rollstuhl das Hans-Böckler-Berufskolleg. Von der Anregung der CDU in der vergangenen Ratssitzung, die Schule zu einer Schwerpunktschule für gehbehinderte Jugendliche umzuwandeln, hält Greiner nichts. Die betreffenden Schüler sollten selbst entscheiden können, welche Schule sie besuchen wollen – und sollten nicht von äußeren Faktoren abhängig sein.
Kein vergleichbares Projekt
Nun zu den Kosten: Da es laut OGM-Diplom-Ingenieur Frank Kuhla und Geschäftsführer Kalthoff kein vergleichbares Projekt gibt, hatten sie keine Vergleichsmöglichkeit.
Elf Fachfirmen aus ganz NRW sind an dem Projekt beteiligt. Will heißen: Die OGM begann das Projekt, wohlwissend, dass Komplikationen bei den Arbeiten an dem Bau aus dem Jahr 1960 auftreten können. „Man muss bei einem solchen Projekt erst einmal lernen“, sagt Frank Kuhla. Und so kam es auch: Einige Decken, die auf den unterschiedlichen Etagen aus verschiedenen Materialien bestehen, fielen herunter, so manche Baumaßnahme bedingte wieder eine neue Brandschutzauflage. Überhaupt gebe es einen „hohen Technikaufwand“, betont Horst Kalthoff. Und der sei eben teuer. Im Herbst dieses Jahres, so schätzt Kalthoff, sollen die Umbauarbeiten abgeschlossen sein. Und die Kosten sollen nicht mehr steigen.