Oberhausen. . So viele Schüler wie noch nie müssen nach der sechsten Klasse wegen schlechter Noten das Gymnasium oder die Realschule verlassen.

  • Rund 130 so genannte Schulformwechsler zählt die Stadt zum kommenden Schuljahr
  • Für die künftigen Siebtklässler müssen Plätze an Gesamt- oder Realschulen gefunden werden
  • Eine zusätzliche siebte Klasse an der Theodor-Heuss-Realschule soll eine Lösung sein

Rund 130 Schüler müssen in diesem Schuljahr zum Ende ihrer sechsten Klasse das Gymnasium oder die Realschule verlassen, weil ihre Noten zu schlecht sind. Das ist ein großes Problem in Oberhausen, denn für diese, im Verwaltungsdeutsch „Schulformwechsler“ genannten Kinder, gibt es aktuell nicht genügend Plätze im kommenden siebten Jahrgang an Real- oder Gesamtschulen.

Die beiden Schulformen sind die einzig möglichen Systeme für die Wechsler, da es Hauptschulen in der Stadt nicht mehr gibt. Die letzte, die Hauptschule Alstaden, läuft im Schuljahr 2017/18 aus.

Kapazitäten in der Gesamtschule Osterfeld

Damit die Schüler nach den Sommerferien nicht auf der Straße stehen, schlägt die Schulverwaltung die Einrichtung einer zusätzlichen siebten Klasse an der Theodor-Heuss-Realschule im Schuljahr 2017/18 vor. Schüler, die über diese Plätze nicht versorgt werden können, sollen in den siebten Jahrgang der Gesamtschule Osterfeld gehen, hier gibt es noch Kapazitäten, weil die bisher achtzügig angelegte Schule im besagten kommenden siebten Jahrgang noch keinen achten Zug hat.

Der Schulausschuss hat in seiner Sitzung in dieser Woche die Abstimmung darüber in die Ratssitzung vertagt. Die aktuell hohe Zahl der Schulformwechsler in einer Stärke von immerhin fünf bis sechs Klassen ist der vorläufige Höhepunkt eines Trends, der sich schon länger abzeichnet. Schuldezernentin Elke Münich nannte im Schulausschuss mehrere Ursachen für den Anstieg der Zahlen.

Viele Gründe für den Anstieg der Zahlen

Einen Teil der Wechsler machten Schüler von Internationalen Vorbereitungsklassen für Geflüchtete aus, die es auch an Realschulen und Gymnasien gebe. Nach zwei Jahren sollen diese Schüler die Regelklassen an ihren Schulen besuchen, das sei aber an Gymnasien und Realschulen häufig nicht möglich, weshalb sie dann an eine andere Schulform wechseln müssten.

Eine große Rolle beim Anstieg spielt aber „das Abweichen von der Schulformempfehlung durch die Eltern“, sagte Münich. Diese Empfehlung der Grundschulen ist nicht bindend, es zählt das Elternwahlrecht. In der Folge komme es dazu, dass ein nicht „unerheblicher Anteil“ an Eltern ihr Kind an Gymnasien oder Realschulen anmelde, obwohl die Empfehlung anders laute. Angelika Hillebrand-Bittner von der Bezirksregierung unterstützt diese Aussage: Eltern seien zunehmend beratungsresistent. „Sie sagen dann Ja, Sie haben ja Recht, aber wir versuchen es trotzdem“, so die Vertreterin der Schulaufsicht.

Kirsten Oberste-Kleinbeck (SPD) erinnert daran, „dass wir über Kinder sprechen, die mit absolutem Misserfolg konfrontiert werden“. Es sei nicht damit getan, die Kinder von A nach B zu verschieben, es müsse auch darum gehen, dies künftig zu verhindern. „Deshalb haben wir immer für längeres gemeinsames Lernen plädiert.“ Sandra Gödderz (Grüne) spricht vom „Bruch in der Bildungsbiografie“, die ein Schulformwechsel für die Schüler bedeute und fordert die Einhaltung der „Kultur des Behaltens“ durch die Gymnasien.

Kultur des Behaltens

„Damit stoßen wir an unsere Grenzen“, wehrt sich Michael von Tettau, Direktor des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums. Die Gymnasien bemühten sich, aber ohne die notwendigen Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel Schulsozialarbeiter, sei das nicht zu schaffen.