OBERHAUSEN. . Das umstrittene Stahlwerksgelände bietet einen kontrastreichen Anblick. Hinter den Geschäften finden sich die Spuren der Montanindustrie.

  • Auf dem Stahlwerksgelände in der Neuen Mitte wird eifrig an neuen Geschäften gebaut
  • Doch ein einheitliches Konzept für die 49 Hektar große Fläche fehlt weiterhin
  • Betonklötze erinnern an die vorherige Nutzung - Naturprojekt am Rand des Geländes

Wenn man an das Stahlwerksgelände denkt, kann man sich nicht sicher sein, was lauter war: Die Sprengung der alten Hüttenanlagen oder der Krach über die Nutzung des Geländes, der folgte. Schaut man sich heute auf der Fläche um, für die noch immer ein Großinvestor fehlt, wird schnell klar: Trotz neu angekündigter Bauprojekte bleibt das 49-Hektar-Gelände ein Ort der Widersprüche.

Es ist ein heißer Samstagnachmittag. Im Centro stürmen Unerschütterliche in die klimatisierten Geschäfte. Am Brammenring biegen kaum Fahrzeuge ein. „Wer geht auch schon bei diesem Wetter einkaufen?“, fragt sich Stefanie Weber, die mit ihrem Freund einen Zweckbesuch im dortigen Baumarkt unternimmt. „Wir bauen unser Wohnzimmer um und benötigen größere Schubladen!“ Warum fährt sie hierhin? „Wir wollen nur schnell nachfragen. Parken kann man hier ganz gut!“ Sie blicken kurz von dem übersichtlich gefüllten Parkplatz auf die Brachfläche nebenan. „Hier hätte man schon etwas Schönes aufbauen können...“, sagen sie. Gescheiterte Ideen, wie den Gläsernen Menschen, fanden sie gut. „Baumärkte gibt es ja eigentlich genug!“

Scharfe Currywurst und Schlabbereis

Und so zieht das Pärchen schnell in den Laden. Der Imbiss davor wirbt mit scharfer Currywurst. Die Kunden in kurzer Hose fragen lieber nach Schlabbereis. Einige haben sich beim Restaurant um die Ecke in den Biergarten gesetzt. Die Teller zeigen leichte Kost, die meisten dösen im Schatten.

Nebenan wird gebaut, ein Steakhaus, ein Stück weiter hinter der Filiale eines Berufskleidungs-Spezialisten baut noch ein Möbel-Discounter. Die Baustellen fressen sich von der Osterfelder Straße aus weiter auf das Mammutgelände.

Zwei Radfahrer halten kurz am Wendekreis, orientieren sich, radeln weiter. Auf einem verwaisten Stückchen Straße drehen zwei Motorradfahrer ihre Runden. Sonst ist es menschenleer — dort, wo früher hunderte Stahlarbeiter malochten.

Unrat und Unkraut

Doch so unberührt und leer scheint es nicht immer zu sein: Schaut man sich fernab der Parkplätze auf der Fläche um, so findet man Spuren: Kronkorken, Münzen und leere Flaschen. Dabei sieht man zwischen Unrat und Unkraut immer wieder Relikte der vorherigen Nutzung: Kleinere Betonklötze, Schrauben und Metallgerippe ragen aus dem Boden. Wann sie verschwinden — und vor allem für was sie Platz machen: keiner weiß es. Nach dem Verkauf des Geländes sieht die Stadt kaum Möglichkeiten, um auf die Gestaltung einzuwirken. Eine kleine Fläche ist noch spärlich betoniert, hier drehten mal Monster-Trucks ihre Runden oder es gruselten Horrorshow-Häuser. Es waren kurze Gastspiele.

Weit hinten, Richtung Essener Stadtgrenze, tut sich was: Dort hat die Emschergenossenschaft einen Teil des Läppkes Mühlenbach neu modelliert, um künftig in grüner Kulisse Spaziergänger anzulocken. Trotzdem: Auf dem riesigen Stahlwerksgelände bleibt so etwas momentan eine Randgeschichte.