Sparda-Bank verwehrte 71-Jährigem den Toilettengang „aus Sicherheitsgründen”. Viele Geschäfte in der City zeigen sich dagegen kulant.
„Ich finde das bodenlos frech und unmenschlich.” Hans Olesinski ist stinksauer. Er stand gerade am Service-Schalter der Sparda-Bank in Oberhausen-Mitte, da musste er dringend zur Toilette. „Doch die wiesen mich rigoros ab, sagten, sie dürften mich nicht auf ihr Personal-WC lassen”, so Olesinski.
Per E-Mail beschwerte er sich bei der Sparda-Zentrale in Düsseldorf. Von dort erhielt er folgende Antwort: „Die Toiletten in der Geschäftsstelle stehen der Öffentlichkeit grundsätzlich nicht zur Verfügung, da nur Mitarbeitertoiletten vorhanden sind und sich diese im Sicherheitsbereich der Bank befinden.” Was den 71-Jährigen dennoch ärgert: „Meine Güte, die kennen mich da doch bereits seit über 20 Jahren.”
Petra Schulte vom Vorstandsbüro der Sparda-Bank West in Düsseldorf wirbt um Verständnis: „In größeren Filialen haben wir Kundentoiletten, aber das ist in unserer Filiale in Oberhausen-Mitte nicht möglich, die ist zu klein.”
Wie aber gehen andere Geschäfte, Cafe´s in der Innenstadt mit diesem Problem um? Im City-Kaufhof darf jeder, wenn er muss. Es gibt eine Kundentoilette in der ersten Etage gleich neben dem Restaurant. Das City-Cafe´ Horsthemke bietet einen Wickelraum an. Toiletten gibt's auch, aber die sind verschlossen und mit einem deutlichen Hinweisschild versehen: „Nur für unsere Kunden, die Mitarbeiterin hinter der Theke öffnet die Tür.”
Monika Kuhn von der Thalia-Buchhandlung differenziert: „Kinder dürfen bei uns immer zur Toilette, sonst entscheiden wir von Fall zu Fall, wir haben ja nur ein Personal-WC.” In der Drogerie Rossmann gibt es zwar auch keine Kundentoiletten, aber: „Dann schließen wir halt die Mitarbeiterklos auf, das ist doch kein Problem”, sagt die freundliche Dame an der Kasse.” Auch bei der Commerzbank an der Marktstraße heißt es: „Damit lassen wir unsere Kunden nicht im Regen stehen, natürlich dürfen sie unsere Personaltoiletten benutzen.” Die befänden sich allerdings auch gar nicht im Sicherheitsbereich, sondern ständen „separat”. Bei Woolworth heißt es dagegen: „Keine Chance, in solchen Fällen müssen wir die Kunden wegschicken.”
Stadtsprecher Martin Berger kennt die unterschiedliche Handhabung: „Weder Geschäfte noch Banken sind rechtlich dazu verpflichtet, ihre Kunden auf die Toilette zu lassen. Das ist halt eine Sache der Kundenfreundlichkeit.” Selbst Bäckereien, die an Stehtischen etwa Kaffee anböten, müssten deshalb noch keine Kundentoiletten anbieten. „Das gilt erst ab einer gewissen Größe, also für Gaststätten und Restaurants”, so Berger. Aber auch wer Kundentoiletten habe, dürfe dem Mann oder der Frau in Not, den Zugang verwehren. „Falls es die Besitzer doch erlauben, dann aus reiner Kulanz.”
Im Stadtgebiet gibt es laut Berger übrigens fünf öffentliche Toiletten. Zwei in der Innenstadt: eine an der oberen Marktstraße in Höhe der Hausnummer 140 und eine am Altmarkt. Ein öffentliches WC befindet sich am Arnold-Rademacher-Platz in Sterkrade, eines am Marina-Gelände und die letzte schließlich am Marktplatz in Osterfeld. Feine Näschen dürften sich bei der Benutzung aber hier und da schon mal kräuseln. Vorbildlich zeigt sich die Neue Mitte: Im Centro-Bereich befinden sich zahlreiche, öffentlich zugängliche Toiletten.