Oberhausen. . Die Gesamtschule Weierheide hat erstmals an dem bundesweiten Projekt teilgenommen. Schülern fehlt oft das Vertrauen in die Politik.

Der Andrang nach dem Pausengong auf das Wahllokal bleibt aus. Die meisten Schüler der Jahrgangsstufe 11 haben ihre Stimme abgegeben. Ein Junge der Gesamtschule Weierheide ist seiner Pflicht noch nicht gefolgt - aus mehr oder weniger gutem Grund. Er hat seinen Personalausweis vergessen. Kein Ausweis, keine Wahl. Doch der Junge hat Glück, Fachlehrerin Alexandra Honrath lässt den Schülerausweis gelten. Er darf mitbestimmen.

Mal vergessen die Schüler den Ausweis, mal die Wahlbenachrichtigung. Am Ende haben trotzdem 78 von 84 Schüler ihr Kreuz gemacht. Die bundesweite Juniorwahl läuft parallel zu Land- und Bundestagswahlen. Dabei üben die Schüler die Demokratie. Sie befassen sich mit Parteien und Kandidaten, organisieren selbst die Wahl, stellen Urnen auf und zählen die Stimmzettel aus. Das Ergebnis wird wie in der Realität erst am Sonntag um 18 Uhr nach der NRW-Landtagswahl bekannt gegeben.

So sehen die Wahlkabinen bei der Juniorwahl aus.
So sehen die Wahlkabinen bei der Juniorwahl aus. © Tom Thöne

Einer der Erstwähler ist der 18-jährige Kritsana. Er sei „eher der Wirtschaftstyp“, von Politik habe er keine Ahnung. „Ich verstehe das System einfach nicht.“ Seine Mitschülerin Aleyna (17) denkt ähnlich. „Politik ist ein bisschen langweilig.“ Allerdings hat sie auch wenig Vertrauen in die Politiker. „Die meisten halten nicht das ein, was sie versprechen.“

Schüler teilweise „erschrocken“

Vielen Schülern fehle das Wissen, sowohl über die Parteien als auch darüber, wie wichtig ihre Stimme ist, sagt Lehrerin Honrath. Drei Wochen lang hat sie ihre Klasse vorbereitet, ist mit den Schülern jede der 31 zugelassenen Parteien durchgegangen. „Teilweise waren sie begeistert, teilweise erschrocken, wie jung manche Parteien sind“, erinnert sich Honrath. „Sie wussten gar nicht, welche Vielfalt es gibt.“

Die Wahlhelfer müssen jeden wahlberechtigten Schüler registrieren.
Die Wahlhelfer müssen jeden wahlberechtigten Schüler registrieren. © Tom Thöne

Einer, der nicht zu dieser Gruppe gehört, ist Tim Vogelsang. Der 17-Jährige ist Mitglied der CDU und Wahlhelfer in der Gesamtschule. „Die Politik hat immer was bewegt“, sagt der Schüler. „Wenn jemand etwas verändert hat, dann waren es Politiker.“

Genau dahin wollen Stufenleiterin Ute Rühl und Direktorin Doris Sawallich ihre Schüler führen: „Wir wollen verhindern, dass unsere Schüler zu Nichtwählern werden.“ Zur Bundestagswahl am 24. September hat Sawallich ihre Schule bereits angemeldet.