Bis 2030 müssen die Pfarreien ihre Ausgaben um 50 Prozent verringern.Pfarrei Herz Jesu stellt Gläubigen Spar-Szenarien für ihre Gebäude vor

  • Zukunftsausschuss konfrontiert Gemeinde Herz Jesu mit möglichen Szenarien
  • Personell hat das Bistum Essen bereits die Weichen gestellt
  • Herz Jesu muss bis 2030 seine jährlichen Ausgaben um 500 000 Eu­ro halbieren

Im gesamten katholischen Bistum Essen, auch in Oberhausen, stehen schmerzhafte Einschnitte bevor. Bis 2020 schon sollen die einzelnen Pfarreien 30 Prozent ihrer Kosten einsparen, bis 2030 insgesamt 50 Prozent. Wie schwierig es ist, dabei eine Lösung zu finden, wurde am Sonntag in der Pfarrei Herz Jesu deutlich. Dort konfrontierte der sogenannte Zukunftsausschuss die Gemeinde mit möglichen Zukunfts-Szenarien für die Gebäude.

Personell hat das Bistum bereits die Weichen gestellt: Die Zahl der Priester in Herz Jesu reduziert sich Anfang Juli auf noch zwei. Für Pfarrer Dr. Peter Fabritz, der Propst an St. Clemens in Sterkrade geworden ist, übernimmt der bisherige Osterfelder Pastor Vinzent Graw die Pfarrei-Leitung. Weil gleichzeitig aber Pastor Holger Schmitz die Gemeinde St. Joseph in Styrum verlässt, lautete die Empfehlung des Ausschusses: Herz Jesu mit seinen noch 16 000 Katholiken soll künftig aus noch zwei Seelsorgebereichen bestehen: Herz Jesu und St. Joseph mit Pfarrer Graw sowie St. Antonius/St. Peter Alstaden mit Pastor Marko Bralic.

Seit Ende 2015 läuft der Pfarreierneuerungsprozess (PEP) in allen Oberhausener Gemeinden. Herz Jesu hat alle Gebäude unter die Lupe genommen. Denn auch die Gebäudefinanzierung wurde geändert. Früher gab es für jede größere Sanierung einen Zuschuss vom Bistum. Heute erhält jede Pfarrei jährlich feste Mittel, aus denen auch die Rücklagen für größere Sanierungen gebildet werden müssen. Für neue Orgeln gibt’s gar kein Geld mehr. Da ist man vollständig auf eine Finanzierung über Spenden angewiesen.

Herz Jesu muss bis 2030 seine jährlichen Ausgaben um 500 000 Eu­ro halbieren. „Davon kann nur noch eine große Kirche und ein Pfarrzentrum unterhalten werden“, betonte Peter Alferding, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates.

Die verschiedenen Modelle wurden den Gläubigen am Sonntag vorgestellt.
Die verschiedenen Modelle wurden den Gläubigen am Sonntag vorgestellt. © Jörg Schimmel

Nicht umstritten sei, dass die Kirche St. Antonius in Alstaden mitsamt Bernardushaus erhalten bleibt, der Standort St. Peter aber komplett aufgegeben wird. „Der Süden von Alstaden boomt. Viele junge Familien sind zugezogen. Dort können wir uns nicht zurückziehen“, erklärte Hans-Werner Lufen, der Alstadener Gemeinderatsvorsitzende.

Für den Seelsorgebereich Ost aber gibt es Alternativen: Entweder die Kirche Herz Jesu bleibt erhalten, aber ihr Gemeindezentrum an der Paul-Reusch-Straße wird aufgegeben. Dann könnte die Kirche St. Joseph erhalten bleiben, indem sie zum Gemeindezentrum umgebaut wird. Das Gemeindeheim am Kaplan-Küppers-Weg würde dann aufgegeben (Plan 1). Oder die Standorte von Herz Jesu bleiben beide erhalten, so dass Kirche und Gemeindezentrum von St. Joseph schließen müssten (Plan 2). Umgekehrt könnte auch Herz Jesu komplett aufgegeben werden zugunsten von St. Joseph (Plan 3).

Der Blick über die Grenzen

Alferding und Lufen machten deutlich, wie wichtig dabei die Kooperation mit der Nachbarpfarrei St. Marien ist: Sie steht vor ähnlichen Einschnitten. Würde sie die Klosterkirche Unsere liebe Frau an der Mülheimer Straße aufgeben und Herz Jesu den Standort St. Joseph, entstünde eine große räumliche räumliche Versorgungslücke. Andererseits ist das Gebiet der Pfarrei Herz Jesu nur acht Quadratkilometer groß, geradezu winzig im Vergleich mit Sterkrade.

Kontroverse Diskussion im Kolpinghaus

Rund 150 Gläubige diskutierten am Sonntag im Kolpinghaus kon­trovers über die Spar-Szenarien. Ihr Tenor: Die beiden Kirchen seien als Symbole für den Glauben un­verzichtbar. Plan 1 fand den meisten Zuspruch.

„Wir bauen die Ost-West-Mauer wieder auf“, erklärte jemand zu den neuen Seelsorgebereichen. „Wir haben eh bald nur noch einen Pfarrer. Die Trennung brauchen wir nicht“, hieß es weiter. Oder: „Es brennt. Wir dürfen St. Joseph nicht nur auf Trauer- und Seniorenarbeit reduzieren.“ Und: „Wir sollten mit den Protestanten gemeinsam Räume nutzen.“ Aber auch: „Der Umbau von St. Joseph wird viel zu teuer.“ Ferner: „Kann Herz Jesu nicht Konzert-Kirche werden?“