OBERHAUSEN. . Im Sozialausschuss ging es in der jüngsten Sitzung um die Flüchtlingsarbeit. Vor allem die Bürgerliste übt Kritik. Die Verwaltung kontert.
- Die Stadt Oberhausen sieht sich in Sachen Integration auf einem guten Weg
- Andrea-Cora Walther (Bürgerliste) kritisiert dagegen personelle Engpässe
- Verwaltung nimmt Probleme zur Kenntnis und sucht nach Lösungen
Personelle Engpässe, viel zu lange Wartelisten für Beratungstermine, allein gelassene Ehrenamtliche: Um die Flüchtlingsarbeit in Oberhausen steht es nicht gut. Dieser Meinung ist Ratsfrau Andrea-Cora Walther (Bürgerliste). Ihrem Ärger hat sie in der jüngsten Sitzung des Sozialaussschusses Luft gemacht. Denn da hieß es von Seiten der Stadt, die Arbeit laufe gut.
Der Bericht der Stadt gehe an der Lebenswirklichkeit der Oberhausener vorbei, sagt Andrea-Cora Walther. Flüchtlingskinder hätten oft „noch nie eine Kita von innen gesehen“, wenn sie eingeschult werden. Der Schulalltag würde sie daher überfordern. Von ehrenamtlichen Helfern habe sie zudem die Rückmeldung bekommen, dass die Rahmenbedingungen keine adäquate Betreuung von Geflüchteten zuließen. Jugendliche würden mitunter vier bis sechs Wochen auf einen Beratungstermin warten.
Fünf Mal so viele Beratungsfälle
Zumindest in diesem Punkt gab Annette Gleibs, Flüchtlingsbeauftragte in Oberhausen, der Ratsfrau Recht. Es gebe mittlerweile fünf Mal so viele Beratungsfälle, um die sich die Stadt kümmern müsse. Personal-Aufstockungen habe es aber bislang nicht gegeben. Ansonsten laufe die Flüchtlingsarbeit in Oberhausen aber gut. In den Sozialausschuss war Gleibs gekommen, um dessen Mitgliedern den aktuellen Sachstand in Sachen „Handlungskonzept Flüchtlinge“ zu präsentieren.
Dieses Konzept hat die Stadt im September 2015 beschlossen. Ziele: mehr Kinderbetreuung, zugeschnittene Kulturangebote, Sprach- und Integrationskurse. Nun, rund anderthalb Jahre später, war es für die Ausschussmitglieder Zeit, um nachzufragen. Wie steht es um die Integration in Oberhausen? Nach so kurzer Zeit sei es generell schwierig zu sagen, wie weit der gesellschaftliche Prozess fortgeschritten ist, erklärte Annette Gleibs dem Gremium. Integration brauche Zeit.
62 Internationale Vorbereitungsklassen
Mit den Strukturen, die geschaffen wurden, sei sie aber sehr zufrieden. Beispiele: 35 Brückenprojekte für insgesamt 350 Kindergartenkinder gebe es in der Stadt. Die Zahl der Internationalen Vorbereitungsklassen an Schulen sei von 26 auf nun 62 angestiegen. 200 Flüchtlingskinder würden im Offenen Ganztag betreut. Jobcenter, Arbeitsagentur und Stadt Oberhausen haben im Januar vergangenen Jahres den sogenannten „Integration Point“ gegründet, um Asylsuchende so früh wie möglich zu unterstützen, etwa durch eine Dolmetscher-Hotline.
Zudem gibt es eine Hebammen-Sprechstunde und psychiatrische Angebote. Auch die Kulturschaffenden der Stadt würden sich sehr einbringen, lobte Annette Gleibs. Nur im Sport gebe es Nachholbedarf. Nur zehn von 220 Vereinen richten sich laut Gleibs mit expliziten Angeboten an Geflüchtete. Das soll sich künftig ändern.
Auf das Positive schauen
Sozialdezernentin Elke Münich nahm die Kritik Walthers zum Anlass für ein grundsätzliches Statement: Integration sei eine schwierige Aufgabe, die eine Stadt mindestens zehn bis 20 Jahre beschäftige. Deshalb wolle sie lieber aufs Positive schauen.
Um den Menschen, die sich engagieren, Kraft zu geben. Und um Kritikern und Rechtspopulisten den Wind aus den Segeln zu nehmen, die sagen, Investition in Integration lohne sich nicht. „Sie lohnt sich nämlich doch.“