Sterkrade. . Die Hühner sind einigermaßen glücklich, der Bauer nicht: Hermann Hagedorn aus Oberhausen fürchtet, dass er zu viel seines Pachtlandes verliert.
- Mit einem beweglichen Hühnerkäfig erhalten die Tiere immer wieder frisches Gras
- Bald sollen die Kunden Eier sogar direkt am Wohnmobil der Hühner kaufen können
- Der Bauer selbst büßt immer mehr Land ein: Jetzt knabbert eine Straße an seinem Areal
Für die Oberhausener Landwirte wird es eng. „Man nimmt uns immer mehr Land weg“, sagt Bauer Hermann Hagedorn. Die Stadt müsse sich entscheiden, ob die sechs Vollerwerbsbetriebe in Oberhausen noch erwünscht seien. Falls ja, müssten man sie in irgendeiner Form unterstützen. „Ich möchte nicht falsch verstanden werden“, sagt Hagedorn. Sein Verhältnis zur Verwaltung sei sehr gut. Und auch Oberbürgermeister Daniel Schranz sei sofort bereit gewesen, sich seine Probleme anzuhören. Nur machen könne auch er nichts.
Dabei lassen sich die Landwirte immer Neues einfallen, um ihr Überleben zu sichern. Waren es einst die Hofläden, sind es jetzt Hühnermobile. So eines hat sich auch Hagedorn kürzlich zugelegt.
Baumaßnahmen nagen am Land
Was den Bauern aber im wahrsten Sinne des Wortes bedrückt, sind die vielen Baumaßnahmen, bei denen ihm hier und da ein Stückchen Land genommen wird. Das Problem Hagedorns ist nämlich, dass er Pächter, nicht aber Eigentümer seiner bewirtschafteten Flächen ist. Die Eigentümer aber knabbern am grünen Land, auf dem Rinder, Weizen oder Raps wachsen sollten.
Der Landwirt erzählt von einem Gewerbegebiet, das die Stadt nördlich der beiden kleineren Gebiete Weierheide und Waldteich plant. Dafür soll eine Umgehungsstraße möglicherweise nördlich der Tennisplätze des Buschhausener Tennis-Clubs, parallel zur Autobahn durch ein Eichenwäldchen und über den Acker von Hagedorn führen.
Das Gelände, um das es ginge, habe früher Thyssen gehört habe, sei dann aber verkauft worden. Von den 90 Hektar, die der Landwirt bewirtet, gingen durch die Straße sieben verloren, wie er sagt.
Drittes Gleis für Betuwe-Linie
Dazu kommen noch einmal zwei Hektar für den Bau des dritten Gleises für die Betuwe-Linie. Weitere zwei Hektar kostet ihn der Emscherumbau. „Ich fahre jetzt schon bis nach Dinslaken, um dort Flächen zu bewirtschaften“, sagt der Bauer. Aber irgendwann sei das Ende der Fahnenstange erreicht.
Solche Sorgen kennen die 160 Constanzes nicht. Diesen Namen tragen alle Hühner, die im Hühnermobil der Familie Hagedorn wohnen und ihrer Arbeit des Eierlegens nachgehen. „Das Hühnermobil ist etwas, was sich die Bio-Bauern haben einfallen lassen“, erläutert der Landwirt. 40 000 Euro hat ihn diese Art von Nobel-Wohnwagen für das Federvieh gekostet. Hagedorn zeigt auf die Hennen, die auf einer Wiese vor dem Mobil im Gras scharren, picken, an sandigen Stellen im Staub baden. Sie sehen sehr zufrieden aus.
Der Habicht als Problemvogel
Aber ein Problem haben sie auch. Das ist der Habicht. „Hennen entfernen sich aus Angst nicht weiter als 30 Meter von ihrem Stall“, sagt Hagedorn. So entstünde vor den festen Ställen durchs Scharren der Tiere eine Schlammfläche, ein Krankheitsherd. „Dem fahren wir davon“, sagt er. Denn ist eine Fläche abgegrast, geht es weiter.
„Bei der Fahrt müssen alle Hühner im Mobil sein. Sonst finden sie später den Eingang nicht mehr“, erklärt der Bauer. Die Hühner sind auf zwei Ebenen untergebracht. Unten ist eine zum Scharren mit Pickblock zum Aggressionsabbau. Ober eine mit Sitzstangen, Wassertank und Futterrinne. Seitlich gibt es noch Familiennester, gemütliche, ruhig gelegene Flächen mit weichem Dinkelspitz.
Das Mobil hat eine Photovoltaik-Anlage. Es öffnet morgens um 10 Uhr automatisch die Tür und schließt sie abends wieder. „Wir gucken aber doch am Abend, ob alle Hühner drin sind“, sagt Hagedorn.
Bald bekommt er noch einen Eierautomaten. Dann können Kunden ihre Eier direkt am Mobil ziehen. Die kosten um die 40 Cent – wegen des großen Aufwandes. Dafür wirken die Hühner glücklich. Leider dauert die Legeperiode von Hennen, in der sie täglich Eier produzieren, nur 13 Monate. Danach endet das Glück der Hühner im Kochtopf. Eigentlich könnten sie acht bis zehn Jahre alt werden.