Holten. Debatte um geplante Filialschließung in Holten bei einer Bürgerversammlung. Bürger fürchten, zurückgelassen zu werden. Sparkasse muss sparen.

  • Die Holtener befürchten mit dem Aus für die Sparkasse den Niedergang ihres Stadtteils
  • Die Sparkasse argumentiert, dass viele Kunden Bankgeschäfte per Internet betreiben
  • Sparkassen-Chef Uppenkamp macht den Holtenern wenig Hoffnung auf Erhalt der Filiale

Besorgt, aber vor allem empört, blicken die Holtener in eine ungewisse Zukunft. Mit der drohenden Schließung der Sparkassen-Filiale am Holtener Markt droht dem ohnehin schon gebeutelten Stadtteil ein weiterer harter Rückschlag.

Vor allem ältere Bürger und örtliche Geschäftsleute fürchten die Konsequenzen. Sie machten ihrem Unmut kürzlich bei der Bürgerversammlung im Kastell Holten Luft. Vertreter der Sparkasse und Politik standen dort den Anwohnern Rede und Antwort.

In einem Punkt herrschte unter den Anwesenden Einigkeit: Die Sparkasse ist für die Holtener mehr als eine Bank, die geplante Filialschließung für viele also ein hochemotionales Thema. Der Saal war dementsprechend bis auf den letzten Platz belegt und selbst Stehplätze rar. „Wir werden von allem abgeschnitten“, „Das können Sie vergessen!“ oder „Frechheit!“ waren nur einige der Zwischenrufe, die Sparkassen-Vorstand Bernhard Uppenkamp erreichten, als er die Gründe für die Schließung zu erklären versuchte.

Uppenkamp: Wir müssen die Kosten reduzieren

„Wir müssen Kosten reduzieren“, betonte er immer wieder. Durch die aktuelle Niedrigzinsphase würde die Luft auch für die Sparkasse dünner. Über 45 Millionen Euro fehlen der Oberhausener Bank in diesem Jahr. Aber auch der Umstieg vieler Kunden auf Online-Banking mache Veränderungen nötig. Fast die Hälfte der 100 000 Sparkassenkunden in Oberhausen erledigen laut Uppenkamp ihre Bankgeschäfte lieber im Internet.

Sabine Schoss arbeitet seit 37 Jahren in der Holtener Filiale. Sie versuchte, den Bürgern ihre Ängste zu nehmen. SB-Stationen werden vor Ort bestehen bleiben, außerdem soll die telefonische Beratung ausgeweitet werden. Vier Mitarbeiter aus Holten werden in die Filiale in Schmachtendorf wechseln und den Kunden dort zur Verfügung stehen. Auch ein mobiler Bargeld-Service soll eingerichtet werden. Das soll älteren Kunden die Busfahrt zur nächsten Filiale ersparen, wird allerdings 15 Euro kosten. Ein fauler Kompromiss, finden die Anwesenden. Schließlich wirbt das Unternehmen mit Bürgernähe.

Kaum Chancen auf Kompromiss

Doch auch Holtener Geschäftsleute fürchten um ihre Zukunft: „Wenn die Leute nach Schmachtendorf zur Bank gehen, dann werden sie auch dort ihre Blumen und den Lottoschein kaufen. Für Holten ist das ein Sterben auf Raten“, sagt Anke Flühr, Betreiberin des Reisebüros am Holtener Markt.

Das Problem ist bekannt: Seit Jahren herrscht ein Geschäftesterben in dem traditionsreichen Stadtteil. Noch nicht einmal einen Supermarkt gibt es vor Ort.

Die Politik nutzte ebenfalls die Gelegenheit, sich zur Lage in Holten zu äußern. Stadtverordneter Helmut Brodrick (SPD) und Birgit Axt (Grüne) betonten, wie wichtig das Geldinstitut für Holten sei. Lediglich Holger Ingendoh von der CDU zeigte Verständnis für die Gegenseite. Das Konzept sei im Stadtrat diskutiert worden.

Walter van der Horst, Vorsitzender der Holtener Interessen- und Bürgergemeinschaft, versuchte schließlich, beide Seiten zu einem Kompromiss zu bewegen: Wenigstens an einem oder zwei Tagen solle den Kunden doch ein Mitarbeiter für Notfälle zur Seite stehen.

Uppenkamp versprach zwar, die Sorgen der Bürger in den entsprechenden Gremien anzusprechen, machte den Anwesenden allerdings kaum Hoffnung auf den Erhalt der Filiale.