Oberhausen. Mit 40 Jahren Kinderkino können die Kurzfilmtage zwei Jubiläen feiern: Seit 25 Jahren tagen Kinderjurys, seit 10 Jahren gibt’s Kindergarten-Kino.

Ein norwegisches Mädchen im weißen Sonntagskleid fühlt sich von der kleinen Schwester herausgefordert und schluckt einen Regenwurm. Stolz lassen die Geschwister die ach so coolen Stadtkinder stehen. In einem Wirbel zauberhaft getuschter Zeichentrick-Szenen erzählt die aus Teheran stammende Naghmeh Farzaneh in „Duft von Geranien“ von ihrer Fremdheit in Florida.

Zwei Beiträge aus dem Kinder- und Jugendfilmwettbewerb stellten die Kurzfilmtage gestern bei ihrer Pressekonferenz vor – und ganz zum Schluss ein schon fast historisches Schätzchen aus den Niederlanden. Denn das Festival feiert mit 40 Jahren Kinderkino das Jubiläum einer Erfolgsgeschichte seit dem ersten Versuchsballon 1977. „Es war von Anfang an sehr gut besucht“, sagt Cathrin Ernst, die Leiterin des Kinder- und Jugendkinos.

Wenn Kinder Regenwürmer essen

Und man war immer hübsch aufmüpfig – Regenwürmeressen ist da noch gar nichts. „Play Yards“ von Hans Hylkema zeigte 1978 Amsterdamer Vorstadtkinder, die zwischen Hochhäusern keinen Spielplatz finden – und schließlich in ein parkendes Auto einbrechen. Damals hatte man noch Sorge, ein schlechtes Vorbild zu liefern. Den inzwischen 70-jährigen Filmemacher hat Cathrin Ernst nach Oberhausen eingeladen – und Festivalleiter Lars Henrik Gass meint: „Wir wollen Kinder nicht dressieren, sondern zu aufrührerischen Menschen erziehen.“

Zwei Programme für Kinder und Jugendliche

Mit Kinder- und Jugendfilmen aus 40 Jahren gestalten die Kurzfilmtage gleich zwei Programme: eines für die Jüngeren ab sechs, eines für die Älteren ab zehn. Und weil die Filme auch für Erwachsene höchst sehenswert sind, gibt’s für alle 40-Jährigen freien Eintritt zu diesem Jubiläumsprogramm.

Zudem gibt’s noch zwei Jubiläen innerhalb der Institution Kinderkino: Seit 25 Jahren nämlich beraten Kinderjurys und verleihen Preise. Und seit zehn Jahren gibt’s das Kindergarten-Programm für die jüngsten Filmfans ab drei Jahren.

Apropos aufrührerisch: Als Appetithappen aus „40 Jahre Kinderkino“ gab’s den 20 Jahre alten Zeichentrickfilm „Sientje“ von Christa Moseker. Ein Mädchen knallt die Tür hinter sich zu und verwandelt sich in ein grimmiges Wut-Monster. Aber am Ende ist sie sogar zu ihrem Teddy wieder lieb.