OBERHAUSEN. Als barockes „Welttheater“ mit Musik inszeniert Thomas Fiedler Cervantes’ „Don Quijote“. José Lunas Ausstattung verspricht schönste Opulenz.
- Mit „Don Quijote“ kündigt sich für Freitag, 7. April, die letzte opulente Premiere der Ära Carp an
- Denn Thomas Fiedler kann „große Bilder“ – wie er mit der „Kurzen Geschichte der Welt“ bewies
- Anja Schweitzer trägt Topfhelm in der Titelrolle, an ihrer Seite Klaus Zwick als Sancho Panza
Die letzte Premiere der Ära Peter Carp inszeniert der Intendant selbst – anspielungsreich mit Thomas Bernhards „Theatermacher“. Aber die Schmäh auf das vom Autor innig gehasste Salzburg dürfte kaum so opulent daherkommen, wie ein „mechanisches Welttheater mit Musik“. Mit diesem Etikett kündigt Thomas Fiedler die Premiere und Uraufführung von „Don Quijote“ an – und Dramaturgin Tamina Theiß übersetzt den barocken Begriff als „große Bilder“.
Einer der größten Romane der Weltliteratur
Schließlich gilt auch der Roman des Miguel de Cervantes Saavedra als einer der größten der Weltliteratur – und als einer, den die Wenigsten tatsächlich gelesen haben. „Die meisten haben dieses Klischeebild im Kopf“, bestätigt der Regisseur: Da ist dieser spinnerte „Ritter von der traurigen Gestalt“, sein bauernschlauer Knappe Sancho Panza – und der sprichwörtliche Kampf gegen Windmühlenflügel.
Dahinter steckt ein 800 Seiten mächtiger Meta-Roman, verschachtelt in mehrere Rahmenhandlungen. Cervantes zitiert sogar die damals kursierenden Raubkopien seines „Quijote“-Erfolges. „Die Figur begegnet ihrer eigenen Erzählung“ – so beschwärmt Thomas Fiedler die Vielschichtigkeit der vermeintlichen Abenteuergeschichte. Basis seiner Inszenierung ist die vor neun Jahren vollendete und gefeierte neuen Übersetzung Susanne Langes.
Klingt allzu komplex? Damit kann dieser Regisseur umgehen. Schließlich zeigt das Theater im Malersaal seit zwei Jahren den Vorschülern seine „Kurze Geschichte der Welt“ nach Neal Layton – und die übersetzt Jahrmilliarden der Evolution in bezaubernd schöne Bilder.
Aus ältesten Schauspiel-Zutaten
So kann man an Fiedlers gelehrter Marke vom „mechanischen Welttheater“ allenfalls aussetzen, dass es sich so technokratisch anhört. Tatsächlich verspricht die Arbeit mit dem Kostüm- und Bühnenbildner José Luna eine Wunderwelt, erschaffen aus ältesten Schauspiel-Zutaten: der Drehbühne, Figuren- und Schatten-Theater. Diesen Part übernimmt übrigens das junge Ensemble von „Theater Puls“, einst entstanden aus einer AG am Heinrich-Heine-Gymnasium.
José Lunas Ausstattungs-Motto laute „mehr ist mehr“, versichern Fiedler und Theiß. Bleibt die Kostümpracht ironisierend im Frühbarock – so geht’s mit der Musik des jungen Komponisten Anton Berman teils rockig gen Gegenwart. Alle Schauspieler sind auch musikantisch gefragt – auch Janna Horstmanns starke Stimme darf wieder glänzen.
Mit Topfhelm und Kettenhemd
Und wer zerbricht nun die rostige Lanze an Windmühlenflügeln? Anja Schweitzer trägt als „geistvoller Hidalgo“ Topfhelm und Kettenhemd, an ihrer Seite Klaus Zwick als Sancho. Der Wahn des Don Quijote ist die bildschöne Illusion des Theaters.
>>> Zur Premierenfeier spielt die Band „Las Bombas“
Karten für die Premiere des „mechanischen Welttheaters mit Musik“ am Freitag, 7. April, um 19.30 Uhr im Großen Haus kosten von 12 bis 32 Euro, erhältlich unter 0208 - 85 78 184, per Mail an besucherbuero@theater-oberhausen.de.
Zur Premierenfeier in der Bar spielt übrigens die Band des „Quijote“-Schlagzeugers Nico Stallmann: „Las Bombas“ kommen aus Köln und pflegen ein enormes Repertoire von Rock’n’ Roll ganz alter Schule über Soul der Sixties bis zu Kuschelpop.