Oberhausen. Zum zweiten Mal hat es Beauty-Expertin Sara Pavo in die Endrunde des deutschen Kosmetikpreises geschafft. Am Freitag wird die Gloria verliehen.
- Sara Pavo und ihr Team haben es wiederholt in die Endrunde der „Gloria“ geschafft
- Diesen Freitag wird die „Gloria“ in Düsseldorf vergeben, 176 Institute haben sich beworben
- Als Kosmetikerin ist Sara Pavo mit ihren Tattoos und Piercings eine unübliche Erscheinung
„Dieses Jahr will ich das Ding endlich in den Händen halten“, sagt Sara Pavo. „Das Ding“ ist die „Gloria“, quasi der „Oscar“ der Kosmetikbranche. Der Preis wird jährlich vergeben, aktuell wieder diesen Freitag in Düsseldorf. Die Instituts-Chefin und ihre sieben Angestellten vom Kosmetikinstitut „Sara Pavo Cosmetics“ auf der Vestischen Straße in Sterkrade haben es bereits zum zweiten Mal in die Endrunde des Wettbewerbs geschafft.
Bei ihrer ersten Teilnahme verpasste das Team des Fachinstituts für Pigmentierung und Medical Beauty knapp die Siegertreppchen. Die Gloria-Jury prüft auf unterschiedlichen Weg die Institute auf Herz und Nieren, sei es vor Ort oder virtuell. „Ein paar sichtbare Stromkabel am Boden haben uns beim letzten Mal den Erfolg verhagelt“, erzählt die 32-jährige Inhaberin – und man sieht ihr auch heute noch an, dass sie sich darüber ärgert. „Ich bin schon eine Perfektionistin“, sagt sie und rückt dabei eine Bodenvase zehn Zentimeter von der Wand weg.
In diesem Jahr will sie mit ihrem Team gewinnen, dafür habe sie einiges aufgefahren: Das Institutslogo sei neu gestaltet, das Team noch weiter fortgebildet – und ja, auch die Stromkabel seien aus dem Blickfeld beseitigt worden, zählt die Rothaarige mit den auffälligen Tattoos und Piercings auf.
Ihr Werdegang war nicht immer geradlinig: Zuerst habe sie sich zur Piercerin ausbilden lassen und hat dann die Ausbildungen zur Kosmetikerin, Visagistin und zur Pigmentistin angehängt. Als Pigmentistin tätowiert sie quasi das Make-up: Lidstriche, Lippenstift und Augenbrauen müssen dann permanent nicht mehr geschminkt werden.
„In Oberhausen war ich eine der Ersten, die zum Beispiel die neuere Microblading-Pigmentiertechnik angewendet hat.“ Mit dieser Technik würden beispielsweise die Augenbrauenhärchen noch feiner tätowiert, so seien sie meist nicht mehr von echten Haaren zu unterscheiden, erklärt sie. Gerade in diesem Bereich hat sie sich einen Namen gemacht. Dafür kämen sogar Kunden aus Bayern extra zu ihrem Kosmetikinstitut in Oberhausen.
Und: Sie wird für Fachtagungen gebucht.
„Dieser Erfolg macht mich stolz und sehr dankbar, aber das ist nicht das Wichtigste.“ Stattdessen erfreue sie sich daran, dass sie die Menschen glücklich mache, wenn diesen beispielsweise aufgrund von Haarausfall oder Krebs-Bestrahlungen Augenbrauen ausgefallen seien: „Wenn ich dann Augenbrauen pigmentiert habe, sieht man ihnen die Freude darüber an.“
Was sie genau anders als andere Institute mache, empfindet sie als schwierige Frage: „Ich glaube, wir fühlen uns besonders in unsere Kunden hinein, zudem gibt es deutschlandweit kein Studio mit dem Portfolio: Medical-Beauty und Piercings.“
Außerdem sei es unüblich, dass Kosmetikinstitut-Inhaberinnen tätowiert und gepierct seien, fügt sie hinzu. „Früher habe ich bei Schulungen oder vor Kunden meine Tattoos versteckt und Piercings herausgenommen, aber langsam stehe ich dazu, dass ich der Pfau der Branche bin.“ Ihre Persönlichkeit sei ein Schlüssel zum Erfolg.
Keine „Kuschel-Kosmetik“
Ein weiterer: dass ihr Konzept erfolgsorientiert sei: „Wir machen hier keine Kuschel-Kosmetik.“ Für Masken auflegen könne man auch woanders hingehen, sie will stattdessen vor allem mit ihren Medical-Beauty-Behandlungen sichtbare Vorher-Nachher-Resultate erzielen, erklärt sie.
Wenn sie die Gloria gewinnen würde, dann sei das eine tolle Anerkennung ihrer Arbeit und ihrer Persönlichkeit. „Meine Pigmentierungs-Termine sind zwar sowieso bis Juni ausgebucht, aber die Gloria wäre ja für mein ganzes Team – und im Falle eines Sieges ist das natürlich auch mit neuen Kunden verbunden.“
Woran man als Laie ein gutes Institut erkennt, ist für sie einfach zu beantworten: „Gucken Sie sich die Toiletten an“, sagt sie lachend. Aber im Ernst: Man solle sich die Hygiene insgesamt ansehen und prüfen, ob die Beratung kompetent und freundlich sei.
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„Unter dem Begriff Kosmetik versteht man die nicht medizinische Dienstleistung für und am gesunden Menschen“, erläutert Christian Rimpler (57), Präsident des Verbandes Cosmetic Professional.
Medical Beauty-Behandlungen hingegen würden von nicht-invasiven medizinischen Behandlungen abgeleitet und hätten das Ziel, schnelle, unmittelbare Resultate zu zeigen.
Spagat zwischen Dermatologie und Kosmetik
Das sieht auch Sara Pavo, spezialisiert auf Medical Beauty und Geschäftsführerin des einzigen zertifizierten Derma-Fachinstituts in Oberhausen, so: „Medical Beauty ist ein Spagat zwischen Dermatologie und Kosmetik und führt zu schnellen sicht-und spürbaren Verbesserungen der Haut, beispielsweise beim Anti-Aging oder bei Narbenbehandlungen.“
Der Verband Cosmetic Professional nennt Beispiele aus dem Alltag: Klassische Kosmetik sei etwa kosmetische Gesichtspflege wie Masken, Haarentfernung und auch Mikrodermabrasions-Behandlungen (ein apparatives, starkes Peeling).
Recht hohes Preisniveau
„Laserbehandlungen zur Hauterneuerung, Fruchtsäurebehandlungen, kosmetisches Needling (Hautbehandlung mit feinen Nadeln und Wirkstoffeinschleusung zur Narben-, und Faltenbehandlung), sowie Ultraschall- und Radiofrequenzanwendungen dagegen fallen unter den Begriff Medical Beauty“, erklärt Präsident Rimpler. Auch die Preisgestaltung unterscheide sich: „Das Preisniveau im Medical Beauty-Institut liegt in der Regel über dem üblichen Niveau für Kosmetikbehandlungen.“
Teure Geräte und Schulungen
Der Grund: Hochpreisige Geräte und Wirkstoffe, sowie die Qualifikation der Behandler verursachten hohe Kosten.
Und: Die Kunden seien bereit, für schnell sichtbare Ergebnisse mehr zu bezahlen, berichtet der 57-Jährige Verbandschef.