Oberhausen. . Das Treffen zwischen jungen Leuten und etablierten Politikern im Jugendzentrum verlief interessanter, als viele Profis erwartet hatten.

  • VHS und Jugendparlament organisierten die vierte Auflage von Speed-Debating im Jugendzentrum
  • Junge Leute stellten Politikern für fünf Minuten im Vier-Augen-Gespräch konkrete Fragen
  • Politiker zeigten sich erstaunt darüber, mit welch breitem Themenspektrum sie konfrontiert wurden

Zwei Stühle, zwei Meinungen: Politiker neigen ja manchmal dazu, um den heißen Brei zu reden und Jugendliche sprechen oft einfach das aus, was sie gerade denken. In dieser Woche trafen sie aufeinander: Fünf Minuten an einem Tisch im Café Stay – keine Ausreden, keine Ausflüchte.

Matthias Wissing, CDU-Mitglied und Mitglied des Rates der Stadt Oberhausen spricht mit einem interessierten Jugendlichen.
Matthias Wissing, CDU-Mitglied und Mitglied des Rates der Stadt Oberhausen spricht mit einem interessierten Jugendlichen. © Simon Gerich

Zum Speed-Debating (Schnelldebatte) hatte die Volkshochschule und das Jugendparlament ins „Place2be“-Jugendzentrum eingeladen. Etwa 30 Jugendliche waren gekommen und fragten die Landes- und Kommunalpolitiker zur anstehenden Wahl aus. Eine Glocke beendete die Diskussionen nach fünf Minuten, dann suchte man sich neue Gesprächspartner.

„Ich hatte eigentlich nur Fragen zu Schule, Studium und Ausbildung erwartet“, sagte SPD-Landtagskandidatin Sonja Bongers. Ihr erstes Mal Speed-Debating verläuft aber anders, denn die Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren wollen mehr über die Alstadener Windräder und die Straßenbahnlinie 105 mit ihr reden. Das Format finde sie gut, „weil sie gerne auf den Punkt kommt“. Aber wie zufrieden sind die Jugendlichen mit den Antworten der Politiker?

Wieso sind viele Schulen marode?

„Man muss schon sagen, dass hier zu viel generalisiert wird“, meint Justin Koch (17), Schüler am Heinrich-Heine-Gymnasium. Er stellt gerne konkrete Fragen: Wieso sind viele Schulen marode? Wieso wird das Thema Inklusion nur an den Schulen abgeladen? Ihm fehlt, dass Tacheles geredet wird. „Obwohl ich auch ein wenig Verständnis habe, dass die Politiker nicht aus ihrer Rolle können – es ist ja ihr Beruf.“ Einige sind wohl froh, dass Koch nur fünf Minuten hat.

Doch manche Fragen werden auch konkreter beantwortet. Vincent Lante (15) kann zwar noch nicht wählen, aber er spricht mit Oberbürgermeister Daniel Schranz über das, was ihn in letzter Zeit beschäftigt hat: Der Chemieunfall in Oberhausen. „Wir mussten erst alle raus aus der Schule, dann wieder rein und wieder raus. Was haben sie für einen Plan um das Chaos an den Schulen in Zukunft zu vermeiden?“

Vincent Lante, Mitglied des Jugendparlaments, im Gespräch mit Oberbürgermeister Daniel Schranz.
Vincent Lante, Mitglied des Jugendparlaments, im Gespräch mit Oberbürgermeister Daniel Schranz. © Simon Gerich

Der OB zeigte sich überrascht über die Vorgänge, widersprechende Meldungen hätte es damals natürlich genug gegeben. Die Nachbesprechung zur Krisenbewältigung solle am Montag stattfinden. „Wir werden deinen Hinweis berücksichtigen.“ Dann läutet schon wieder die Glocke. Partnerwechsel. Schranz atmet kurz durch.

Am Tisch von Cigdem Kaya (Linke) sitzt an diesem Abend auch David (15) und das eher spontan. Reden statt Krökeln (Tischfußball). Eigentlich wollte er nur ins Jugendzentrum. Seine erste Frage an die Politikerin: „Wofür sind sie eigentlich zuständig?“ Cigdem Kaya versucht sich mit ihrer Antwort kurz zu fassen, erklärt ihm ihre Arbeit für mehr soziale Gerechtigkeit. David hörte ihr aufmerksam zu.

Cigdem Kaya von der Linke.Liste Fraktion im Rat der Stadt spricht mit Ricardo Kötter (rechts), Vorsitzender des Jugendparlaments, und Alexander Makrlik, stellvertretender Vorsitzender des Jugendparlaments.
Cigdem Kaya von der Linke.Liste Fraktion im Rat der Stadt spricht mit Ricardo Kötter (rechts), Vorsitzender des Jugendparlaments, und Alexander Makrlik, stellvertretender Vorsitzender des Jugendparlaments. © Simon Gerich

Das Konzept, Politiker und Jugendliche im Fünf-Minuten-Rhythmus zusammenzubringen, sei sehr erfolgreich, meint Hendrik Detmers von der Jugendförderung der Stadt. Die Profis lernten hier, sich kürzer zu fassen. „Aber sie sehen auch, dass Jugendliche sich sehr für ihre Politik interessieren.“