OBERHAUSEN. . Musiker und Theaterbesucher strahlen nach dem „szenischen Konzert“. Susanne Burkhard und Janna Horstmann glänzen im Wechsel als Sängerinnen.

  • Erst nach über zwei Stunden und zwei Zugaben ließen die Rock-Fans Jürgen Sarkiss von der Bühne
  • Mit Peter Engelhardts Band gab er ein szenisches Dylan-Konzert, das viele verborgene Perlen hob
  • Und neben Susanne Burkhard ist Janna Horstmann eine echte Entdeckung als Rock-Sängerin

So hebt der Dichter an: „Der schuldige Bestatter seufzt / Der einsame Leierkastenmann weint / Die silbernen Saxophone sagen, ich / sollte dich ablehnen.“ So beginnt Bob Dylans „I Want You“ (übersetzt von Gisbert Haefs) vom berühmten „Blonde on Blonde“-Doppelalbum. Und so nimmt „Dylan. A Tribute“ im ausverkauften Theater die schunkelige Fahrt auf zu einem großen Konzertabend.

Jürgen Sarkiss natürlich – „The Voice“, wie sein kongenialer Axtmann Peter Engelhardt schlicht und zutreffend sagt. Aber der Clou dieses weiteren „szenischen Konzerts“ der beiden und ihrer noch immer namenlosen Band ist die Verstärkung aus dem Theater-Ensemble: Susanne Burkhard und Janna Horstmann rocken begeisternd mit – und zwar nicht nur als „Schubidu“-Chorstimmen, sondern im Wechsel mit dem Sänger, der sich zum Glück nur ganz zu Anfang als Dylan-Soundalike versucht. „You go your way and I go mine“, den zweiten Song des Abends darf man also programmatisch verstehen.

Ungemein variable Musiker

Die Band soll gar nicht klingen wie „The Band“ oder Dylans aktuelle Musiker seiner never-ending-tour. In manch ruhigeren Momenten lässt Peter Engelhardt den schönsten Dylan-Sound seiner „Slow Train Coming“-Phase mit Mark Knopfler anklingen – aber auch das ist allenfalls Zitat, nie Kopie. Denn mit diesen ungemein variablen Musikern – Volker Kamp an Bass, Kontrabass und sogar Posaune, Stefan Lammert am Schlagzeug, Oliver Siegel an Keyboards und Akkordeon – klingt die Musik des Nobelpreisträgers echt besser.

Ein wuchtiges Beispiel ist die von Dylan nach uralten Vorbildern erschaffene tragische Ballade von „Hollis Brown“: Das Crescendo zum pochenden Takt und sich immer wütender aufbäumenden Gesang gibt der Dramatik des Geschehens eine Wucht, die einen in den Sessel drückt. Sarkiss und Engelhardt legen noch eins drauf – und setzen wieder „All along the Watch­tower“ in züngelnde Flammen. Sie mussten’s ja „nur“ aus ihrem Hendrix-Programm abrufen.

Begeisternd punkig: Susanne Burkhard bellt „It ain’t me, Babe“.
Begeisternd punkig: Susanne Burkhard bellt „It ain’t me, Babe“. © Axel J. Scherer

So war die Dramaturgie dieses „Tributs“ mit wenigen gesprochenen Zitaten des Rätselhaften aus Duluth, Minnesota, keine chronologische. Während der ersten Stunde des 130-minütigen Dauerfeuers gab’s die berühmteren Songs – und später das, was man wohl Perlen des Back-Katalogs nennen darf.

Aus Dylans trister, aber der Verzweiflung widerstehender Lebensbilanz „Not dark yet“ allerdings wurde (wieder Gisbert Haefs) rezitiert: „Ich weiß nicht mal mehr / wovor ich hier weggelaufen bin“. Viel zu traurig für einen Abgesang, den man ans Ende eines derart flammenden Tributs stellen könnte.

Denn es folgten noch Knaller: „It ain’t me, Babe“ verwandelte Susanne Burkhard in giftigen Punk – und beim brodelnden Blues-Rock von „In my Time of Dying“ musste man stutzen: Das ist doch Led Zeppelin? Aber auch Bob Dylan. Dessen schönster Blues (den der Meister erst auf seinem ersten „Official Bootleg“-Set veröffentlichte) folgte prompt: „Blind Willie McTell“.

Mehr Facetten kann man wohl nicht dem musikalischen Oeuvre dieses Nobelpreisträgers entlocken, als es dieser Band in blendender Spiellaune gelang. Ganz zum Schluss, als zweite Zugabe – die Fans im Saal durften jetzt stehenbleiben – gab’s den Song, den sicher alle erwartet hatten: „Like a Rolling Stone“. Strahlende Musiker, tosende Theaterbesucher.

Zwei weitere Konzerte folgen sonntags am 9. und 23. April, Karten kosten 10 bis 14 Euro, 0208 - 85 78 184,