OBERHAUSEN. Der erste ausführliche Gesundheitsbericht der Stadt Oberhausen enthält überraschende Erkenntnisse. Mehr Menschen rauchen und trinken als gedacht.
. Der jetzt veröffentlichte, recht aufwändig vom Gesundheitsamt erstellte erste Oberhausener Basisgesundheitsbericht in der Stadtgeschichte soll einen Überblick zur Gesundheit und Krankheit der Oberhausener geben. Denn nur wenn man die Probleme kennt, kann die Politik auch handeln.
Ausgewertet wurden Daten aus den Jahren 2010 bis 2014 des Landeszentrums für Gesundheit NRW, von Sozialverbänden sowie der Stadt selbst – und von Fachleuten interpretiert. Hier ihre wichtigsten Ergebnisse zur gesundheitlichen Lage:
Alter
44 Jahre alt ist der durchschnittliche Oberhausener. Jüngere wohnen in Osterfeld (41 Jahre im Schnitt), ältere in Rothebusch (47 Jahre). Der Anteil der über 65-Jährigen liegt in Rothebusch bei 25,8 Prozent, gefolgt von 25,7 Prozent in Königshardt und 24,8 Prozent in Schlad.
Geburt
28 Jahre alt sind Oberhausenerinnen bei der Geburt ihres ersten Kindes. Die Frauen in der Stadt haben im Schnitt 1,43 Kinder, das ist leicht unter NRW-Schnitt (1,52). Fast jedes fünfte Baby wurde per Kaiserschnitt geholt.
Krankheitsfälle
56 480 Krankenhausfälle je 100 000 Einwohner verzeichneten die Oberhausener Krankenhäuser – das ist mehr als im NRW-Schnitt (52 018 Fälle je 100 000 Einwohner). In Oberhausen führen Krankheiten des Kreislaufsystems, des Verdauungssystems und des Atmungssystems am häufigsten zu einer stationären Aufnahme. Die Hälfte aller Klinikbehandlungen des Verdauungssystems sind Patienten mit alkoholischere Leberkrankheit.
Reha-Maßnahmen
3664 kranke Oberhausener (auf 100 000 Einwohner gerechnet) haben eine Reha-Maßnahme beginnen dürfen, um aktiv ihre körperlichen und seelischen Kräfte wiederherzustellen. Erstaunlich: Obwohl der Oberhausener im Schnitt kränker ist als der NRW-Bürger, liegt die Reha-Fallzahl unter dem NRW-Schnitt: Im Landesschnitt sind es 3814 Fälle auf 100 000 Einwohner.
Schwerbehindert
15 533 Menschen je 100 000 Einwohner in Oberhausen sind schwerbehindert. 3832 je 100 000 Einwohner sind pflegebedürftig.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
6 von fast 400 Kommunen in NRW haben relativ mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Oberhausen. Damit belegt die Stadt in dieser Negativliste den siebten Platz.
Alkoholkonsum
57 Prozent – so stark ist der Anstieg der Anzahl von Oberhausener Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen seit dem Jahr 2000, die durch zu starken Alkoholkonsum in der Klinik landeten. Eine deutliche Zunahme dieser Klinikeinweisungen beobachtete das Gesundheitsamt vor allem bei den 15- bis 19 Jährigen, die meisten von ihnen Jungen. Aber auch der Alkoholkonsum in der Schwangerschaft sei ein großes Problem: 20 Prozent aller Schwangeren verzichten nicht auf diese legale Droge.
HIV
131 HIV-positive Menschen leben in Oberhausen – bei einer Gesamteinwohnerzahl der -Stadt von 212 000.
Depression
425 Oberhausenerinnen je 100 000 Einwohner wurden im Schnitt pro Jahr aufgrund einer Depression behandelt. Bei den Männern sind es nur halb so viele. Die Dunkelziffer bei Depressionen bezeichnet das Gesundheitsamt allerdings als sehr hoch.
Sterbefälle
76,1 Jahre alt werden Oberhausener Männer, Oberhausenerinnen sterben im Schnitt mit 81,3 Jahren. Damit sterben Männer hier 1,7 Jahre eher als ihre Geschlechtsgenossen in ganz NRW; Frauen sind hier im Vergleich um 1,3 Jahre benachteiligt. Betrachtet man die Sozialquartiere im Stadtgebiet Oberhausen entdeckt man erstaunliche Unterschiede (siehe große Grafik). Der Abstand zwischen der höchsten und der niedrigsten Lebenserwartung in den Sozialquartieren beträgt bei Frauen circa acht Jahre und bei Männern sieben Jahre. Im reichen Königshardt leben Männer bis zu drei Jahre länger als Oberhausener im Schnitt, in der Innenstadt stirbt man 3,6 Jahre eher.
Raucher
30 Prozent der Oberhausener Bürger rauchen. Der Anteil an rauchenden Männern ist in allen Altersgruppen höher als bei den Frauen. 19,4 Prozent aller Raucher zählen in Oberhausen zu den starken Raucherinnen und Rauchern (mehr als 20 Zigaretten pro Tag). Das sind 5,8 Prozent aller Oberhausener. 80 Prozent aller Raucherinnen und Rauchen rauchten ihre erste Zigarette bereits vor dem 18. Lebensjahr.
Übergewicht
55 Prozent aller Oberhausener leiden unter Übergewicht, zehn Prozent sind sogar adipös (krankhaft übergewichtig). In den letzten Jahren sind im Schnitt über elf Prozent aller Grundschulkinder übergewichtig. Ärzte mussten in den Stadtteilen Vondern/Osterfeld-Süd sowie Rothebusch und Klosterhardt einem Viertel bis einem Drittel aller neuen Grundschulkinder empfehlen, mehr Sport zu treiben. In Königshardt, Schmachtendorf und Lirich-Nord wurde diese Sportempfehlung nur für 4,4 bis 8,3 Prozent der Kinder ausgesprochen.