Oberhausen/Bottrop. Naturschützer wollen Gebiete an der Rotbachaue für Spaziergänger und Hunde sperren lassen. Die Besucher haben dafür durchaus Verständnis.

  • Viele Besucher der Rotbachaue im Norden wissen gar nicht, wie sehr sie die Natur zerstören
  • Die Politik muss entscheiden, ob die Naturschutzbehörden ihr Konzept verwirklichen können
  • Das sind besondere Zonen vor, die nicht mehr von Bürgern betreten werden dürfen

Ein milder Tag im März: Vom Waldparkplatz an der Franzosenstraße in Oberhausen aus, ist der Rotbach nach knapp drei Kilometern zu erreichen. Die Buchen- und Eichenbäume des Hiesfelder Waldes stehen noch kahl. Dazwischen blitzen die neon-farbenen Trekkinghosen von Radfahrern auf – und viele Hundeführer kreuzen den Weg. Von Kirchhellen aus ist das Areal vom Waldparkplatz am Alten Postweg aus nach wenigen hundert Metern zu erreichen. Der Rotbach kommt aus dem Mühlenteich der Grafenmühle und bildet über Kilometer die Stadtgrenze zu Oberhausen. Bei Wanderern, Radlern und Hundehaltern aus Bottrop ist die Rotbachaue deshalb ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel.

Seit 1926 besteht das Naturschutzgebiet, welches sich besonders auszeichnet, weil es so abgeschieden vom Straßenlärm liegt. Dieses Naturerlebnis im Grenzgebiet zu Bottrop und Dinslaken könnte bald ein anderes werden. Mit Zustimmung der Biologischen Station und der unteren Landschaftsbehörde soll das Naturschutzgebiet des Hiesfelder Waldes in abgeschirmte Schutzzonen aufgeteilt werden. Aktuelles Ziel ist die Entwicklung eines Pflegekonzeptes, um Besucher besser zu lenken.

Langfristig droht Zerstörung

Denn gerade weil die Rotbachaue bei Bürgern so beliebt ist, droht ihr langfristig die Zerstörung – Spaziergänger, Wanderer und Radfahrern belasten das schöne Waldgebiet zu stark. Deshalb schlagen die Naturschützer der Politik vor, Teil der Rotbachaue für Spaziergänger zu sperren. Vor Ort fragten wir nach – und tatsächlich zeigen die meisten Wanderer und Naturfreunde Verständnis für die Aktion.

Natürliche Übergänge wie diese verbinden die beiden Uferseiten der Rotbachaue, so dass das bedingte Betreten des Flussbetts wegfällt.
Natürliche Übergänge wie diese verbinden die beiden Uferseiten der Rotbachaue, so dass das bedingte Betreten des Flussbetts wegfällt. © Christoph Wojtyczka

Der Rotbach ist durch die Vereinigung mehrerer kleiner Flüsse auf Höhe der Grafenmühle entstanden. Dessen natürlicher Flusslauf mäandert durch das Grenzgebiet des Hiesfelder Waldes und fließt weiter bis nach Dinslaken. Die Behörden wollen künftig zwar die Besucher besser lenken, aber die Schutzzonen nicht durch Zäune abgrenzen. Sondern: Die Fußwege sollen sichtbarer werden – und die Nutzung des natürlichen Ressourcenbestandes des Auenwaldes soll den Besuchern Hinweis genug sein, das betroffene Habitat nicht zu betreten. Bisher bietet der Wald neben Wanderstrecken auch befahrbare Pfade und Reitwege: Er ist demzufolge für die Besucher gut angelegt. Doch um das Ufer des Rotbach herum werden die Wege immer undeutlicher.

Gudrun König (63) legt regelmäßig Wanderrouten im Hiesfelder Wald zurück und stimmt der Diagnose des Naturschutzvereins zu: „Es ist nötig, natürliche Wege zu schaffen, welche es den Spaziergängern ermöglicht, auf die jeweils andere Uferseite zu gelangen, ohne dabei durch das Flussbett waten zu müssen.“ Sie selbst hat wenige Minuten vor dem Gespräch über ein Abflussrohr balancieren müssen. „Sonst hätte ich wieder den Rückweg antreten müssen. Wäre ich Mountainbikefahrer, würde ich auch einfach durch den Bach fahren.“, schildert sie ernst.

Unbewusste Schäden

Vielen Spaziergängern sind die vernichtenden Auswirkungen ihrer Spuren durchaus nicht bewusst. Schon wenige Schritte auf dem Grund des Bachlaufs belasten das sensible Ökosystem. Die feuchten Uferstellen vor Ort zeigen deutliche Zeichen von Fußtritten, Rad- und Reifenspuren.

Schilder weisen schon heute daraufhin, den Lebenraum zu schützen.
Schilder weisen schon heute daraufhin, den Lebenraum zu schützen. © Christoph Wojtyczka

Dabei können Verdichtungen des Uferbereiches den Auenbewuchs zerstören, Hunde verursachen einen erhöhten Nährstoffeintrag und die Wasserqualität verschlechtert sich.

Die Besonderheit eines Auenbachs liegt in der Eigenentwicklung seines natürlichen Flusslaufs, welcher sich unaufhörlich verändert. Durch den Einfluss des Menschen wird dieser Prozess deutlich beeinträchtigt. Ob die Errichtung der Schutzzonen tatsächlich in Kraft tritt, darüber muss die Politik entscheiden.