OBERHAUSEN. . Der Drahtzieher des möglichen Anschlags aufs Essener Einkaufszentrum stammt aus Oberhausen. Wie gefährlich ist hier die Salafistenszene?

  • Selbst am Sonntag kontrollierten die hiesigen Sicherheitskräfte verstärkt das Centro-Gelände
  • Über die Bedeutung der Salafistenszene in Oberhausen gibt es verschiedene Einschätzungen
  • Oberhausen zum dritten Mal innerhalb von drei Monaten im Blickfeld der Terrorfahnder

Zum dritten Mal innerhalb von knapp drei Monaten steht Oberhausen im Visier der Terrorfahnder: Bis zum Sonntagabend kontrollierte die Oberhausener Polizei das Centro-Gelände intensiver als sonst, sorgte je nach Temperament der zahllosen Spaziergänger bei schönem Frühlingswetter auf der Promenade für Unruhe oder Sicherheitsgefühl. „Wir haben keinen Hinweis auf einen Anschlag, aber wollen aus Vorsicht Präsenz zeigen“, hieß es am Sonntag aus dem Polizeipräsidium. Wie lange noch? Die Lage werde Tag für Tag geprüft.

Mit Maschinenpistolen bewaffnet

Am Sonntag waren hier die aus der Region herbeigerufenen Hundertschaften nicht mehr im Einsatz. Einen Tag zuvor spazierten die Polizeikräfte stundenlang durchs überfüllte Einkaufszentrum, teilweise mit Maschinenpistolen bewaffnet. Sie sicherten das Centro ab, nachdem morgens das Essener Einkaufszentrum wegen Anschlagsplänen geschlossen wurde.

Die Terrorexperten des Bundes sahen die Gefahr, dass irgendjemand eine spontane Rachetat im Centro verüben könnte. Denn mittags wurden in einem Oberhausener Internet-Café und in einer Wohnung zwei Männer festgenommen, die angeblich Kontakt zum möglichen Attentatsdrahtzieher haben. Dieser soll ein deutscher IS-Kämpfer und Mitglied der salafistischen Szene in Oberhausen sein.

Wohnung an der Duisburger Straße durchsucht

Die Männer wurden stundenlang vernommen, ihre Wohnungen an der Duisburger Straße in Oberhausen wurden durchsucht. Waffen fand man nicht.

Viel Verkehr auf den Oberhausener Straßen am Samstag: Die meisten wollen ins Centro – auch die Polizisten in ihren Autos auf der Mülheimer Straße.
Viel Verkehr auf den Oberhausener Straßen am Samstag: Die meisten wollen ins Centro – auch die Polizisten in ihren Autos auf der Mülheimer Straße.

Die Centro-Besucher ließen sich allerdings nicht besonders irritieren: Verkehrsstaus, lange Schlangen an den Kassen, volle Parkhäuser – offenbar waren viele Ruhrgebietler zum Einkauf am ersten Frühlingssamstag so wild entschlossen, dass sie schnurstracks nach der Schließung in Essen zum Centro düsten.

Wie gefährlich ist die Salafisten-Szene in Oberhausen? Während der zuständige Essener Staatsschutz die Bedeutung der Salafisten hier eher herunterspielt und gerade mal 20 Bürger als salafistisch einstufen, sprechen Polizisten an der Basis von der „Salafisten-Hochburg Oberhausen“. Nach Erkenntnissen verschiedener Quellen versammeln sich einige Salafisten in einer zur Moschee umgebauten früheren Gaststätte südlich der Innenstadt.

Korane in der Innenstadt verteilt

2014 sprachen Aktivisten des mittlerweile verbotenen Salafisten-Netzwerkes „Lies“ von dem Start einer Koranverteilungs-Kampagne in Oberhausen – sie wurden vom Centro-Gelände verwiesen und verschenkten dann einige Wochen auf der Marktstraße den Koran.

2007 trat sogar der radikale Salafisten-Prediger Pierre Vogel in einem Bürgerzentrum in Oberhausen auf – auf Youtube ist zu sehen, wie fünf Deutsche unter seiner Leitung zum Islam konvertieren.

>>>IM INTERNET NACH LKW GESUCHT

19. Dezember 2016: Anis Amri verübte mit einem Lkw in Berlin einen Anschlag, bei dem elf Menschen starben. Er lebte zuvor monatelang in Oberhausen.

22. Dezember: Zwei Duisburger aus dem Kosovo sollen einen Anschlag gegen das Centro geplant haben.

11. Januar 2017: Ein mit seiner Familie hier lebender islamistischer Gefährder sucht im Internet nach Lkw – er wird verhaftet und abgeschoben.