Der Frühling vor 85 Jahren hatte politisch gesehen ein Thema: die bevorstehende Wahl des Reichspräsidenten. Und dieses Ereignis nahm in heute kaum nachzuvollziehender Weise Einfluss auf das tägliche Leben 1932. Gewalttätige Auseinandersetzungen, in die die SA-Horden der Nazis gezielt „Arbeiterselbstschutzstaffeln“ der Kommunisten und das „Reichsbanner“ der Hindenburg-Befürworter verwickelten, beherrschten kaum noch die Schlagzeilen der Zeitungen, sie standen beinahe im Rang des Alltäglichen.

Der Frühling vor 85 Jahren hatte politisch gesehen ein Thema: die bevorstehende Wahl des Reichspräsidenten. Und dieses Ereignis nahm in heute kaum nachzuvollziehender Weise Einfluss auf das tägliche Leben 1932. Gewalttätige Auseinandersetzungen, in die die SA-Horden der Nazis gezielt „Arbeiterselbstschutzstaffeln“ der Kommunisten und das „Reichsbanner“ der Hindenburg-Befürworter verwickelten, beherrschten kaum noch die Schlagzeilen der Zeitungen, sie standen beinahe im Rang des Alltäglichen.

Die Wahl des Reichspräsidenten war ein Zweikampf zwischen Amtsinhaber Paul von Hindenburg und NSDAP-Chef Adolf Hitler. Ernst Thälmann trat für die KPD an. Hindenburg, der den demokratischen Kräften als kleinstes Übel erschien, wusste hinter sich die „Weimarer Front“ aus SPD, Zentrum, Staatspartei und anderen.

An einem Abend an vier Orten

Bis zum Wahltag am 13. März spielte sich ein in dieser Intensität noch nicht erlebter Wahlkampf ab. Die NSDAP setzte am 7. März einen bizarren Höhepunkt: An einem einzigen Montagabend trat Prinz August Wilhelm von Preußen an vier verschiedenen Örtlichkeiten in Oberhausen auf. Der vierte Sohn von Kaiser Wilhelm II. – „Auwi“ gerufen und alles andere als ein Aushängeschild deutschen Hochadels – trat im Evangelischen Gemeindehaus an der Nohlstraße, in der Gaststätte Wick-Elspaß in Lirich, im „Vereinshaus“ an der Turmstraße (heute Gewerkschaftsstraße) und im „Dortmunder Hof“ auf der Marktstraße auf – vor vollen Sälen und bei erhöhtem Eintritt, den die Partei verlangte.

Prinz „Auwi“ tat dies „nur im weißen Sporthemd“ ohne Orden und Ehrenzeichen und „um meinem Volke zu dienen“, wie er laut Generalanzeiger sagte. Wirklich genützt hat er seiner Partei nicht, denn Hindenburg holte in Oberhausen sogar die absolute Mehrheit (was im Reich nicht gelang). Die Wahlbeteiligung lag in Oberhausen bei 86,8 Prozent, was Kommentatoren mutmaßen ließ, die allgemein zugespitzte Situation hätte das Volk an die Wahlurnen getrieben. Das ist wohl nicht stichhaltig, denn es gab in noch größeren Notzeiten (1947) deutlich geringere Beteiligungen an Wahlen. Als kommunistische Hochburgen zeigten sich 1932 Teile von Alstaden, Lirich und Dümpten. In einigen Wahllokalen dort erhielt Ernst Thälmann sogar mehr Stimmen als Hindenburg.

Und doch gab’s noch anderen Gesprächsstoff, von dem der Generalanzeiger kühn behauptete: „Sie ist im Frühling 1932 die wichtigste Frage der Dame: die Kleiderfrage“. Beantwortet wurde sie bei einer Modenschau im Kurhaus Raffelberg: „Grau in allen Schattierungen ist erster Trumpf vor Braun, Grün und Blau, geschätzt wird auch wieder ein diskretes Schwarz.“