Oberhausen. . Der Fisch ist gegessen: Mehr Besucher bei den Umzügen. In der Stadthalle bleiben Plätze frei. Prinz Mario I. geht in die Geschichtsbücher ein.

  • Die Karnevalssession ist in Oberhausen mit dem Fischessen zu Ende gegangen
  • Viele Vereine bereiten sich nun nach einer kurzen Pause auf den Neustart vor
  • In unserer Karnevals-Analyse erklären wir, wie die Narrenspielzeit gelaufen ist

Der Hoppeditz ist beerdigt, die Karnevalssession wird zu den närrischen Akten gelegt: In vielen Gesellschaften beginnt aber schon jetzt die Planung für den Neustart im November. Was bei den Narren gut lief und wo dringender Handlungsbedarf besteht, erklären wird in unserer Session-Analyse.

In der vergangenen Session wurden rund 20 000 Eintrittskarten verkauft. Der Löwenanteil der Prunksitzungen feierte im Ebertbad, fast ausnahmslos ausverkauft mit einer Kapazität von 360 Gästen. Sorgenkinder bleiben die Sitzungen in der Luise-Albertz-Halle: AOK Weiß-Rot und Dampf drauf brachten es zusammen auf 550, die KG Weiss-Grün Hoag alleine auf 650 Besucher. In der 1100 fassenden Halle blieben Plätze frei. Ausnahme: Die Sitzung der Lebenshilfe war mit 1050 Narren nahezu ausverkauft. Gleiches gilt für die Prinzenkürung. Um die Vielfalt zu wahren, müssen die Vereine bereit sein, Kompromisse einzugehen.

Mario I. (Hochmuth) hat einen ausgezeichneten Job gemacht. Beruflich ein Experte für Dekorationen, hat er als Prinz maßvoll regiert und dennoch die Herzen der Narren erreicht. Wichtig: In den Alten- und Sozialeinrichtungen sorgte er für viele lachende Gesichter. Einen Anteil daran hat sein Team der Großen Osterfelder Karnevalsgellschaft, die mit fast 100 Tänzern für ein tolles Bild sorgte. Ein starkes Zeichen: Oft nahm der Stadtprinz auch das Kinderprinzenpaar Lia I. und Maximilian II. sowie das Dreigestirn um Prinz Dirk I. bei seinem Einmarsch auf die Bühne. Traurig dagegen: Als erster Prinz fuhr er nach einer von der Polizei als letztlich nicht ernsthaft eingestuften Morddrohung vorsorglich in einer kugelsicheren Weste über den Zug in Alt-Oberhausen. Eine mutige Entscheidung, die sich klar gegen den Angst schürenden Unsinn unbelehrbarer Einzelner stellt.

Die Besucherzahlen von Polizei und Zugleitung zeigen nach oben: 73 000 in Osterfeld bedeuten 10 000 mehr als im Vorjahr. Bei der ein wenig hoch wirkenden Zahl von 165 000 Narren in der City sollen es sogar 55 000 mehr gewesen sein. Der Zuspruch für die familiären Veedelszüge in Alstaden und Vondern ist mit mehren Tausend am Wegesrand stabil. Die Jecken hatten Glück mit dem Wetter: Regnete es an Altweiber noch, blieb es bei allen vier närrischen Lindwürmern trocken. Die Zahl der von der Polizei registrierten Schlägereien blieb im normalen Bereich. Für Aufsehen sorgten Tausende verteilte CDs von Michael Wendler, die zuvor in einem Altkleider-Container gelandet waren. Das Gute daran: Der Prinz hatte dafür an eine soziale Einrichtung gespendet.

Die Wagenbauer vertrauten oftmals auf bekannte Wagen. Doch Aktuelles stach heraus: So erteilten die KG Blau-Gelb Vondern und Styrumer Löwen dem US-Präsidenten Trump auf ihren Wagen Hausverbot. Die KG Blau-Gelb St. Marien bastelte mit einem Fußtritt-Motiv zum AfD-Parteitag in der Luise-Albertz-Halle das bissigste Motiv. Das stimmigste Konzept lieferte die 1. KG Königshardt mit einem Wild-West-Thema samt Graffiti-Wagen und auf drei Pferden reitenden Cowboys.

Mit Andy Borg und Willi Herren in Königshardt oder Axel Fischer bei KG Glück auf traten immerhin einige bekannte Namen aus dem Schlager-Genre auf. Doch es müssen nicht immer die großen Stars sein. Die Elferratsshows und eigene Männerballetts würzen nach wie vor die Sitzungen, wenn sie mit Mühe und Pfiff gemacht sind.

Die Zahl der Vereine ist noch einmal größer geworden. Das stellt vor allem die großen Gesellschaften vor Herausforderungen. Die Zersplitterung in kleinere Vereine führt zu erheblichen Problemen für Sitzungen in der Stadthalle. Die Folge: Es gibt weniger Aktive für Großveranstaltungen, dafür aber Doppeltermine und folglich mehr kleinere Sitzungen. Das führt zu unnötiger Termin-Konkurrenz. Auch der närrische Euro wird nur einmal ausgegeben. In kleinen Sälen gibt es weniger Zuschauereinnahmen. Karnevalsprogramme sind aber teuer. Folge: Namhafte Künstler sind so als Zugpferd kaum zu finanzieren. Die Bandbreite der Karnevalsfeiern (von traditionell bis partybetont) ist dennoch beeindruckend. Dies sollte man mit internen Streitereien nicht aufs Spiel setzen.