Oberhausen. . Die KG Blau-Gelb St. Marien verabschiedet im Ebertbad eine Ära. Die „Leichten Mädels“ gehen in Rente. Sogar Gerburg Jahnke zieht es in die Bütt.
- Die KG Blau-Gelb St. Marien feierte zum zweiten Mal groß im Ebertbad eine Karnevalssitzung
- Die Ursprünge des jungen Vereins liegen im Pfarrkarneval in der Gemeinde St. Marien
- Beinah das komplette Programm stammte am Samstagabend aus der Eigenproduktion
Monate haben die Jungs aus dem Marienviertel geprobt. Ihre Körper in Bewegung gesetzt, Füße zum abrupten Anhalten überredet. Sie haben sich eingehakt und sind lange ausgegangen. Immer wieder. Es soll geknirscht haben.
Stress gab es trotz der Schinderei nicht, die Tanzgruppe kennt das Spiel seit 25 Jahren. Die Prunksitzung der KG Blau-Gelb St. Marien am Samstagabend ist ihre ganz große Bühne. Die „Light Girls“ (Leichte Mädels) gehen in die Vollen!
Doch die Jugendlichen aus dem Pfarrkarneval von damals sind mittlerweile zum Teil gestandene Familienväter. Der Lauf der Zeit konnte auch bei den begnadeten Tänzern trotz intensiver Bemühungen nicht angehalten werden: „Langsam tun die Knochen weh!“
Zum letzten Mal mussten Ehefrauen darum bei der Auswahl der Reizwäsche „in der Wolle“ (Oma-Deutsch: „In der Woolworth!“) helfen. Ihr Can-Can fegte nach 150 Auftritten nun zum letzten Mal über die Bühne — mit Tropf und Rollator. Ach Gott, o Gott: Die „Light Girls“ gehen in Rente.
Letzter Can-Can in Moll
380 Marianer feierten das Ende einer Ära im ausverkauften Ebertbad lautstark. Das Traditionskorps Blaue Funken passte mit seinem Baywatch-Showtanz auf, dass keiner unterging. Ansonsten werkelte St. Marien wieder alles im Eigenbau zusammen.
Dass der Verein erst kürzlich den Preis des Eulenordens für den besten Karnevalswagen der vergangenen Session abstaubte, passt ins Bild. Völlig überraschend war dagegen, dass sogar Gerburg Jahnke kurz im Narrenspielhaus residierte.
Dass auch Karneval kein Beinbruch ist, konnte ein Marianer der Kabarettistin am Gartenzaun klarmachen. Dieser ist nämlich ihr Nachbar. Und weil Veedel ja besser ist als Fehde, quatschte er seine „Zaunkönigin“ auf die Bühne. Bütteschön!
Es hat sie in die gesamte Welt verschlagen, die Mädels und Jungs aus dem Viertel. „Töfti, unser Mann in Berlin“ berichtete liebevoll von seinen Erfahrungen aus der Bundeshauptstadt.
Persiflage kann fast mit Profi-Künstlern mithalten
Aber am schönsten ist es dann doch wieder Zuhause. Wenn das „Ensemble l’Amour“ die Klamottenkiste öffnet und Schlaghose, Pullunder und quietschbunte Kleider für Musik zum Piepen hervorholt. Wie gesagt, auch das ist ein selbstgebastelter Programmpunkt, obgleich die herrliche Persiflage auf den alten Schlager-Mief fast mit Profi-Künstlern mithalten konnte.
Vielleicht haben sie sich ja deshalb eigene Autogramm-Karten zulegt, ein amüsantes Stück Papier, detailverliebt mit dem goldenen Edding unterschrieben. „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ erklingt bei dem Quartett natürlich nicht vom Band, sondern live.
Obwohl Band, ja eine Band gibt es schon: Die begleitende Pfarrfestband hat Propst Markus Pottbäcker aus Gelsenkirchen mitgebracht. Gemeinsam mit Linda Lieber moderierte Potterbäcker, scherzt weltlich, ist seinem alten Veedel durch das Närrische weiterhin eng verbunden.
So klangvoll die Evolution von Blau-Gelb St. Marien sein mag, vollkommen war sie nie. Ein Vereinslied fehlte bisher. Bisher... Am Samstag stimmten alle bei einer eigenen Hymne endlich ein.
>>> INFO: DAS MARIENPROJEKT
Klangvoll wird bei der KG St. Marien mit einem Vereinslied gesungen. Dieses kann man sich auch bei Spotify, iTunes oder Napster im Internet anhören: „Wir sind Blau-Gelb St. Marien, der ganz besondere Verein. Mit Rabuin, dem Großen, fällt auf uns ein heller Schein. Wir tanzen, jubeln und lachen, strahlende Augen bei Groß und Klein. Mit dem allerschönsten Wagen, sind wir stolz dabei zu sein.“ Als Interpreten ist der Titel unter „Das Marienprojekt“ zu finden. Der Song heißt: „Blau-Gelb, die Hymne“.
Die Gruppe „Light Girls“ geht in Rente. Allerdings ist der Verein interessiert, den Nachwuchs an die mutigen Tänze heranzuführen. Der Name soll zwar einmalig bleiben. „Light Girls Reloaded“, so ist man sich sicher, könnten allerdings einmal ein Comeback geben.