Oberhausen. . Der Technische Zug ist immer zuerst da: Erste Hilfe, ganz egal wo. Katastrophen sind aber nicht das einzige, womit sich das THW gut auskennt.

  • Die erste Bergung des Technischen Zugs ist für die Rettung von Menschen und Tieren gefragt
  • Im Inland oder Ausland: Hilfskräfte des THW Oberhausen kennen keine Grenzen
  • Die zweite Bergung übernimmt immer dann, wenn ohne schweres Gerät nichts mehr geht

Das Technische Hilfswerk (THW) ist bereit für den Katastrophenfall, das haben die Männer in Blau oft genug bewiesen. Wenn es ernst wird, braucht es dabei immer eine schnelle Truppe, die sofort vor Ort ist. Beim THW ist das der Technische Zug (TZ). „Wir sind die Ersteingriffseinheit“, sagt Zugtruppführer Norbert Witt.

Seine Truppe ist aufgeteilt in die sogenannte Zugtruppe, das ist die Führungscrew der Helfer, und darunter in die erste und zweite Bergungsgruppe.

Die erste Bergung ist sozusagen die „Allzweckwaffe“ des THW: Menschen und Tiere retten, Gefahrenstellen absichern. Die zweite Bergung ist mit schwererem Gerät ausgestattet. Sie nutzt elektrische und hydraulische Werkzeuge. Damit kann dort geholfen werden, wo mehr Leistung gebraucht wird. Diese Gruppe komme jedoch nur zum Einsatz, wenn es eine „Katastrophe hoch zwei“ sei, erklärt Norbert Witt. Oft sind das Einsätze bei Sturm oder Hochwasser, zu denen die Oberhausener gerufen werden.

Einsätze werden sich häufen

Das Netz des Hilfswerks spannt sich dabei weit über die Ländergrenzen hinaus. Auch im Ausland, genauer gesagt in Frankreich, waren die Oberhausener schon, um zu helfen. In solchen Fällen sieht Witt das THW als Botschafter für Deutschland: Werbung machen in einer guten Sache. „Man kann ganz klar sagen, die Rolle des THW hat sich wieder gewandelt, gerade in den letzten Jahren“, sagt Witt.

Sein Kollege Jörg Boesler (50) nickt zustimmend. Er erinnert sich: „Als ich 1984 beim THW anfing, hatten wir fast gar keinen Einsatz.“ Heute gehen die beiden davon aus, dass sich die Einsätze in den nächsten Jahren häufen werden. Das sei den zunehmend extremen Wetterlagen geschuldet. Gut gerüstet seien er und seine Kollegen des Technischen Zugs auch für die Zukunft. „Irgendwann läuft die Hilfe an – alles braucht Zeit.“

Überschwemmungen an der Oder und an der Elbe haben sie beide selbst miterlebt. Dabei sehen die Helfer oft menschliche Tragödien. „Deshalb sind wir froh über jeden Einsatz, den wir nicht fahren müssen“, betont Witt. Was die meisten Leute nicht mitbekommen: Das THW ist mehr als nur Katastrophenhilfe. „Wir sind überall für die Hintergrundarbeiten zuständig. Das wird oft nur nicht erwähnt.“

Nächste Herausforderung: Karneval

Sei es die Beleuchtung für den Nacht-Triathlon, fürs Osterfelder Stadtfest, für den Nikolausmarkt oder die Zelte für die Polizei beim „Ruhr in Love“-Festival: Die Liste der Veranstaltungen ist lang, bei denen das THW gefragt ist. „Als die Flüchtlinge kamen, haben wir Betten in Schulen aufgebaut“, erzählt Witt. „Ein Flüchtlingsheim zu errichten, hat keiner geübt, aber geklappt hat es trotzdem.“

Die nächste Herausforderung wartet schon: der Karnevalsumzug. Hier arbeiten die Helfer im Auftrag der Stadt Oberhausen. Sie sperren die Straßen ab. Manche Oberhausener entwickeln dabei regelrechten Hass auf die Männer in Blau. „Wir werden oft beleidigt, angepöbelt oder sogar anspuckt, weil wir für die Stadt die Straßen sperren.“ Obwohl jedes Jahr aufs Neue gesperrt wird, seien manche immer wieder überrascht, erzählt Witt. Direkt nach dem Umzug werde es schlimm. Dann wollten die Anwohner schnell wieder ihre Autos abstellen.

Tätliche Angriffe und Beleidigungen

„Wir dürfen aber nicht sofort wieder aufmachen und während des Zuges nur Blaulichtfahrzeuge durchlassen“, erklärt der Zugtruppführer. Tätliche Angriffe und Beleidigungen seien oft die Folge. „Unverständlich“ sei das, sagt ein anderer Helfer des TZ. „Ich habe eine Garage“, sei eine oft genutzte Begründung. Die nüchterne Antwort könne dann nur lauten: „Ja – die hast du morgen auch noch.“