Oberhausen. . 211 Arbeitsplätze sollen im Sterkrader Werk von MAN Diesel & Turbo wegfallen – meist per Altersteilzeit. Hier wird nur noch wenig ausgebildet.

  • MAN Diesel & Turbo begründet Arbeitsplatzabbau mit weltweiter Branchenkrise
  • Verhandlungen zwischen Vorstand und Gesamtbetriebsrat sind bald abgeschlossen
  • Dank an die Oberhausener Lokalpolitik für die gezeigte Solidarität

Demonstrationen der Beschäftigten, monatelange Verhandlungen – doch jetzt zeichnet sich ab: Wegen der seit mehreren Jahren anhaltenden Branchenkrise der Turbinenmaschinen-Hersteller wird MAN Diesel & Turbo allein in seinem Sterkrader Werk jeden zehnten Arbeitsplatz abbauen. Von knapp 2000 Arbeitsplätzen sollen 211 wegfallen.

Das geht aus einer Stellungnahme des Unternehmens an den Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz hervor. Der Abbau der wertvollen Industriejobs soll allerdings sozialverträglich ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. „Die Unternehmensführung gibt an, dass der Großteil der Arbeitsplätze durch Altersteilzeit-Angebote reduziert werden soll. Und: Oberhausen sei beim Stellenabbau von allen Standorten von MAN Turbo & Diesel prozentual am wenigsten betroffen“, zitierte Schranz während einer von der Linken Liste beantragten Aktuellen Debattenstunde im Rat zu dem Thema am Montag.

Verhandlungen bis Ende Februar

Die Verhandlungen zwischen Vorstand und Gesamtbetriebsrat der in Augsburg sitzenden VW-Tochter sollen Ende Februar abgeschlossen sein. Weltweit will MAN Turbo rund 1400 Stellen kappen, noch im November 2016 war das Aus von bis zu 323 Arbeitsplätze allein in Oberhausen geplant. Betriebsbedingte Kündigungen waren damals noch nicht ausgeschlossen worden.

Der Rat zeigte sich insgesamt besorgt über die Lage beim wichtigsten privaten Arbeitgeber der Stadt. Linken-Ratsherr Lühr Koch warf dem MAN-Vorstand vor, seit vielen Jahren zu wenig in die Zukunft des Werkes investiert zu haben. „Der Kahlschlag an Arbeitsplätzen scheint jetzt zwar sozialverträglich abzulaufen, doch er findet statt.“ Er warf dem Turbo-Betriebsrat vor, zu nachgiebig zu sein und letztendlich „dem Entlassungsplan des Vorstandes zur Umsetzung zu verhelfen“.

Grünen-Vizefraktionschef Andreas Blanke warf der MAN-Turbo-Führung fehlendes soziales Gewissen vor. „Auch die reduzierten Zahlen sind traurig genug, weil die betroffenen Menschen die Lage von MAN Turbo nicht verschuldet haben.“ Besonders schlimm sei es, dass im Sterkrader Turbo-Werk nur noch wenige Jugendliche ausgebildet würden.

350-Millionen-Euro-Sparpaket

MAN Diesel & Turbo hatte das im Herbst 2016 angekündigte weltweite 350-Millionen-Euro-Sparpaket mit der Weltlage der gesamten Branche begründet: Durch die Energiewende werden in ganz Europa weniger Kohle- und Gaskraftwerke gebaut und international weniger Raffinerien und Ölplattformen errichtet als früher.

Während der Ratsdebatte dankte Turbo-Betriebsratsvorsitzender und SPD-Ratsherr Helmut Brodrick allen Oberhausener Lokalpolitikern für die bisher gezeigte Solidarität mit der Belegschaft. „Zusammen mit der IG Metall wollen wir in den Verhandlungen den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze erreichen. Dabei liegt uns besonders die Absicherung der Ausbildungsplätze am Herzen. Der Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen ist ein Erfolg, das gibt unseren Kollegen Sicherheit.“ Der Betriebsrat sei sich bewusst, dass es hier auch um eine Existenzgrundlage der Stadt geht.

CDU- und FDP-Fraktion dankten dem Betriebsrat für seine Arbeit.