Oberhausen. . Ausstellung „Die Kunst des Glases“ erinnert die Oberhausener Glasfabrik. Zur Eröffnung kamen Angehörige der Arbeiter und der Fabrikantenfamilie.
- 102 Jahre lang, von 1877 bis 1979, produzierte die Oberhausener Glasfabrik an der Duisburger Straße
- Karen und Klaus Tyrna bestückten nun acht Vitrinen im Bero-Zentrum mit Gläsern ihrer Sammlung
- Die Ausstellung „Die Kunst des Glases“ glänzt für nur zwei Wochen mit Gläsern und Flakons
Zwischen Vitrinen voller schimmernder Gläser und etlichen Text- und Bildtafeln gab’s gestern ein großes Wiedersehen: „Die Kunst des Glases in Oberhausen“, die aktuelle Ausstellung in der Hauptstraße des Bero-Zentrums, hatte nicht nur die Profis und engagiertesten Laien in Sachen Stadtgeschichte auf den Plan gerufen.
Gekommen waren auch einige, die mit der Fabrik, die 102 Jahre – von 1877 bis 1979 – an der Duisburger Straße produzierte, eng verbunden waren. Dorothee Wersch durfte schon als Kind den Glasbläsern zusehen und sich selbst an der Glaspfeife versuchen. Die Juristin ist eine der beiden Töchter des letzten Fabrikanten Karl August Becker – die vierte Generation also.
Für „4711“ und für Löwensenf
Bewundernd blickt Dorothee Wersch in die Vitrinen – zu denen die Schwestern einige Teile beigesteuert haben: „Teilweise kenne ich diese Sachen gar nicht.“ Denn die Hauptleihgeber der zerbrechlichen Exponate sind die Eheleute Karen und Klaus Tyrna, die sonst eine Hundertschaft Oberhausener Glasprodukte in ihrem Duisburger Wohnzimmer drapiert haben. Die allerersten Teile dieser Sammlung waren Erinnerungsstücke von Klaus Tyrnas Großvater, der bis 1959 in der Glasfabrik arbeitete: „Über die Jahre hat sich eine regelrechte Sammelleidenschaft entwickelt.“ Und die reicht vom „4711“- Parfümflakon über Senfgläser bis zu aufwendig geschliffenen Karaffen für die festliche Tafel.
Die Glasfabrik des Carl Becker und seiner Nachkommen hatte eben eine breite Produkt-Palette. 1938 zählte sie 700 Mitarbeiter – Höchststand in der Unternehmens-Geschichte. Rund 140 Frauen zählten während der 1940er bis 1960er Jahre zur Belegschaft. Am Tag der Schließung, 24. Mai 1979, arbeiteten noch 195 Menschen an der Glasstraße.
„Mein Mann war sein ganzes Berufsleben bei der Glasfabrik“ – sogar noch nach 1980 als Pförtner. Die 93-jährige Charlotte Jansen blickt strahlend auf den besonders liebevoll gestalteten Mittelpunkt der Ausstellung: eine große Tafel. Das Gemälde mit der Fabrikansicht entlieh die Familie Becker – aber die Glaspfeifen und Scheren waren einst das Werkzeug von Theodor Jansen.
Handgeschriebener Lehrvertrag
Buchhändler Ulrich Blohm von der Bero-Werbegemeinschaft weiß von vielen Anrufen privater Sammler, nachdem sie von den Plänen für diese Ausstellung gelesen hatten: „Es gibt noch familiäre Bindungen zur Glashütte.“ So kam auch ein handgeschriebener Lehrvertrag aus den 1930er Jahren in die Ausstellung. „Das war sicher die erste Aufgabe für die neue Angestellte“, meint Magnus Dellwig, der Leiter des Stadtarchivs. Bei Recherchen zu ihrer Sammlung hatten sich die Tyrnas und der Hüter des Stadtgedächtnisses kennengelernt. Das Ergebnis glänzt, teils sogar bonbonfarben, in Kristallschliff.
>> Führungen durch die Ausstellung
Im Bero-Zentrum sind Veranstaltungen eng getaktet – so ist die „Kunst des Glases“ nur für zwei Wochen, bis Samstag, 25. Februar, in der Hauptstraße des Centers zu sehen.
Zwei Führungen vertiefen die Einblicke in Vitrinen und Tafeln – und zwar am Donnerstag, 16., und Mittwoch, 22. Februar, jeweils um 16 Uhr. Bitte per E-Mail anmelden an info@bero.de
Zum Nachlesen haben Stadtarchiv und Bero eine großformatige, 36-seitige Broschüre aufgelegt. Sie ist für 3 Euro erhältlich.