Oberhausen. . Fünf Jahre nach der Gründung ist das Bistro „Jederman“ gut besucht. Und das hat ganz besondere Hintergründe: eine Erfolgsgeschichte.
- Das Projekt Bistro „Jederman“ der Caritas war ursprünglich nur auf zwei Jahre ausgelegt
- Ehrenamtler, Betreuer und psychisch kranke und behinderte Menschen arbeiten hier gemeinsam
- Die Kunden kommen nicht aus Mitleid, sondern weil der Service und das Angebot gut sind
Es ist schon eine Weile her, da sah es in dem kleinen Pavillon eher dunkel und düster aus: Wer sich heute in das Bistro „Jederman“ am Osterfelder Markt setzt, mit seinen urigen Holztischen, den geschwungenen Stühlen und den roten Wänden, kann wahrscheinlich gar nicht glauben, dass hier so gut wie kein Kunde mehr hineinkam.
Dabei war das selbst betitelte „Abenteuer-Projekt“ der Caritas eigentlich nur auf zwei Jahre angelegt. Eigentlich. Doch es kam anders. Teamleiter Heiner Emschermann erinnert sich: „Wir hatten ja ehrlich gesagt keine Ahnung, ob das hier überhaupt klappen würde. Soziale Projekte können wir, aber eine Gastronomie betreiben? Das ist eine ganz andere Hausnummer.“
Hoffnungen wurden erfüllt
Und doch ist das gelungen, was sich der Bürgerring Osterfeld, die Caritas und die Bürgerstiftung der Sparkasse nur erhofft hatten, damals 2011. Das „Jederman“ sei innerhalb kürzester Zeit ein Ort für jedermann geworden.
Ein Ort, für den Arbeitslosen wie für den Bankier. Für die Hausfrau oder den marokkanischen Migranten. Wer hat das geschafft und noch dazu in so kurzer Zeit? Marita Wolters vom Bürgerring hat eine Erklärung, die plausibel klingt: Alle Akteure seien mit viel Herzblut dabei. „Der Stadtteil Osterfeld ist mit dem ‘Jederman’ wirklich gesegnet.“
Angefangen bei den vielen Ehrenamtlern, die immer gerne helfen, wenn Not am Mann sei. Die Menschen mit psychischen Erkrankungen oder mit Behinderungen, die Tag für Tag Frühstücksbrötchen schmieren, das Mittagessen kochen, Kuchen und Kekse backen und Kaffee und Tee zu günstigen Preisen an die Tische bringen. Alles mit einem Lächeln im Gesicht, denn „die Arbeit gibt unseren Klienten ihr Selbstwertgefühl zurück“, sagt die Chefin und gute Seele des Bistros, Sandra Arslan.
Schichtplan je nach Bedarf
Damit der Laden läuft, erstellt sie Woche für Woche eigens einen neuen Dienstplan. Denn wer wirklich zur Arbeit erscheint, könne sie nie genau sagen. Die Arbeitszeiten passe sie an ihre Klienten an. „Flexibel muss man schon sein“, sagt Sandra Arslan. „Das Schöne aber ist, man kann dabei zusehen, wie die Menschen Fähigkeiten für etwas entwickeln und meistens braucht man gar nicht so viel sagen.“
Ihre Klienten schauten sich vieles einfach ab, dazu seien sie durchaus selbstkritisch. So wie Gudrun Kegelmann (55), die seit dem ersten Tag im Bistro arbeitet. Anfangs sei es für sie schwierig gewesen, auf die Kunden zuzugehen und deren Bestellungen aufzunehmen. „Ich habe vorher ja nie im Service gearbeitet“, erklärt sie. Aber mittlerweile sei sie sehr gern bei der Arbeit, übernimmt regelmäßig die Schichten morgens oder mittags. „Ich verstehe mich gut mit meinen Kollegen und kenne viele Gäste mit Namen.“
Gäste freuen sich über das gute und günstige Essen
Gäste wie Hans Brinkmann und seine Frau Monika. Sie sitzen gemeinsam mit ein paar anderen Senioren an einem Tisch und genießen in Ruhe ihren Kaffee. „Wir sind fast jeden Tag hier“, sagt Hans Brinkmann. „Warum auch nicht? Wir können uns hier unterhalten, gut essen, trinken und es ist nicht zu teuer.“ Dass Einige vom Personal psychisch krank oder behindert sind, bekomme man doch sowieso nicht mit – und das sei auch nicht wichtig, sagt der Rentner. „Hauptsache ist, der Kaffee schmeckt!“