oberhausen. Die schwedische Band „Kaipa da capo“ glänzt mit ihrem Lead-Gitarristen Roine Stolt, legendär als Axt-Mann der „Flower Kings“.

Im Zentrum Altenberg auf Zeitreise: Die frühen Siebziger Jahre waren die große Zeit des Progressive Rock, der in oft ausufernden Spannungsbögen aus manchmal simplen Ideen opulente Klangbilder entwickelt. Keith Emerson, der mit Greg Lake und Carl Palmer als ELP das Genre prägte, beschrieb es so: „Progressive Musik nimmt ein Riff, kehrt sein Inneres nach Außen, stellt es auf den Kopf, spielt es dann wieder andersherum und erkundet so sein Potenzial.“

Klar dominierten damals britische Bands die Szene – darunter Genesis, Yes und Pink Floyd. Amerikanische Musiker taten sich schwer mit dem konzeptionell geprägten Prog-Rock. Hierzulande erblühten kurz „Hoelderlin“ und „Novalis“ mit Romantik-Prog. Auch die 1973 gegründete schwedische Band „Kaipa“, die ihre Prog-Spielart folkloristisch bereicherte, blieb eher ein Geheimtipp für Fans anspruchsvoller Rockmusik.

Umso mehr konnten die sich über ein Konzert der Schweden im leider überschaubar gefüllten Zentrum Altenberg freuen. Wo Roine Stolt, eine echte Größe als legendärer Gitarrist der „Flower Kings“ und als zweiter Axt-Mann neben Genesis-Gitarrist Steve Hackett, tief in die Vergangenheit der Band-Historie tauchte. Und zwar als „Kaipa da capo“ fast in Original-Besetzung, nur ohne Gründer Hans Lundin, dessen Studio-Projekte bis heute unter „Kaipa“ firmieren.

Traumhaft klingende Telecaster

„Hans hat sich schon vor längerem entschieden, nicht mehr auf Tour zu gehen“, so Roine Stolt vor dem Auftritt. „Aber Tomas Ericsson, Ingemar Bergman und ich wollten unbedingt die Songs unserer frühen Alben mal wieder live spielen.“ Er verstehe, dass der Bandname für Fans etwas verwirrend sei, aber es gebe keinerlei Konflikte mit Hans Lundin, erklärte der 60-Jährige.

Um danach gut zwei Stunden lang souverän auf seiner traumhaft klingenden Telecaster Thinline zu beweisen, dass intelligent inszenierte Melodien auch ohne Ohrwurm-Charakter gar prächtig harmonieren mit den knackigen Beats von Ingemar Bergman (mit dem Habitus eines Bankkassierers) am Schlagzeug und den groovenden Keyboard-Fundamenten des lässigen Lalle Larson. Eindrucksvoll sonor knurrte der Bass von Tomas Ericsson, der stoisch einen alten Rickenbacker bediente. Zweckdienlich solide Roines Bruder Michael an der Rhythmus-Gitarre, der auch als Sänger bella figura machte – auch wenn die schwedischen Texte naturgemäß unverständlich blieben.

„Kaipa da capo“ mag nicht erste Liga sein, erste Sahne lieferten die alten Schweden dennoch. Ein bei aller musikalischen Opulenz angenehm unprätentiöser Auftritt, der überzeugend demonstrierte, warum Prog zeitlos rockt.