Oberhausen. . 440 Frauen feiern ganz ohne Männer im Oberhausener Atrium jeck kostümiert ihren eigenen Karneval. Die „zarte Pflanze“ ist gewachsen.
Nein, das ist natürlich als Kompliment gemeint: Die närrischen Frauen haben in Oberhausen mächtig zugelegt. Bei der zweiten Damensitzung im Atrium an der Wehrstraße feierten 440 überwiegend kostümierte Frauen am Freitagabend ganz unter sich.
Damit verzeichnet der närrische Dachverband Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval nach der Premiere im vergangenen Jahr einen Anstieg um 170 Besucherinnen. Die als „zarte Pflanze“ gestartete Veranstaltung ist gewachsen.
Komplette Blumenbeete auf den Kostümen
Erstaunlich ist dabei, dass die Stimmung gar keine sonderlich lange Anlaufzeit benötigte. Komplette Blumenbeete nähten sich die Frauen auf ihre Kostüme. Achteten natürlich darauf, dass der maskierende Stoff nicht die Feierfertigkeiten einschränkte: Wer möchte schon tanzen, wenn einem eine Primel sperrig vor dem Gesicht hin und her baumelt.
Auffällig war jedenfalls die Vielfalt der Verkleidungen: Cowboy und Indianer sind in diesem Jahr zwar mächtig angesagt. Allerdings gab es viel mehr zu sehen: Piratinnen, Superheldinnen, Prinzessinnen, Panzerknackerinnen.
Nicht unwesentlich war für die Laune allerdings auch die geschickte Programm-Dramaturgie verantwortlich: Die Stimmungsband „So!Lala“ ist schon seit 25 Jahren unterwegs und verlässt dafür regelmäßig den heimischen Großraum Mönchengladbach.
Die Band „So!Lala“ hat leichtes Spiel
Am Freitagabend hatten die musikalischen (Kölschen) Jungs leichtes Spiel. Sie stellten sich als „Festpiraten“ vor und kamen folglich „Mit alle Mann vorbei“. Die modernen Arrangements von bekannten Karnevalsgruppen wie Höhner, Bläck Fööss und Brings kamen an, das befand man, Pardon Frau, auch in den Sitzreihen, in denen längst eine Stehparty ausgerufen wurde: „Die klingen gut und spielen die richtigen Songs!“ Am Bühnenrand bildete sich ein spontaner Fan-Club. Weibliche Ritter im Ausnahmezustand. Das Hüpfen klappt ganz ohne Burg!
Büttenrednerin Engel Hettwich fiel das jecke Treiben ebenfalls auf: „Die Lebensfreude steht euch ins Gesicht geschrieben — bei einigen allerdings tiefer ins Gesicht graviert.“ Ein Engel ganz ohne Bengel. Die Frauen hörten aufmerksam zu.
Prinz Mario I. hätte wohl jeder Besucherin gerne einen Karnevalsorden verliehen. Das klappte freilich nicht. Immerhin war es für ihn im Atrium ein Heimspiel: Direkt nebenan besitzt der Geschäftsmann ein Lager für Dekorationsartikel.