OBERHAUSEN. . Das Erinnern an die Verbrechen der Nazis soll in die Zukunft wirken. So lautete die Botschaft bei der Gedenkfeier im Sophie-Scholl-Gymnasium.
- Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus im Sophie-Scholl-Gymnasium
- Anlass ist die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945
- Schülerbeiträge erinnern an Einzelschicksale und fordern Zivilcourage
Irgendwann während der rund zwei Stunden dauernden Gedenkveranstaltung sagte eine Schülerin der Antifa-AG des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums auf der Bühne: „Unser aktuelles Leben ist nicht selbstverständlich.“ Es ist dieser Satz, der auf den Punkt brachte, warum solche Gedenkfeiern zu Ehren der Opfer des Nationalsozialismus notwendig sind, immer noch und immer wieder. Dem Satz vorausgegangen waren Texte, die die Schüler zum Thema „Weihnachtszeit und Jahreswechsel: Auschwitz 1945 – Oberhausen 2017“ vorgetragen hatten. Die Menschen damals, die im Konzentrationslager geschundenen, gequälten, hungernden, von den Nazis ermordeten Menschen, sie waren gar nicht anders als wir heute. Sie lebten ihr Leben, aus dem sie brutal herausgrissen wurden. Die Schüler holen die Einzelschicksale nahe an die Zuhörer heran.
Was ihnen passierte – kann das wieder geschehen? Toleranz, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie sind jedenfalls kein Selbstläufer, jeder einzelne von uns sei zur Wachsamkeit aufgefordert. Darum und um die Frage nach dem Warum kreisten auch alle anderen, allesamt beeindruckenden Beiträge von Schülern in der Aula des Sophie-Scholl-Gymnasiums.
In der Mitte der Gesellschaft
Hierhin hatte die Oberhausener Gedenkhalle zur zentralen Gedenkfeier eingeladen, die seit 1996 jedes Jahr am 27. Januar stattfindet. Das Datum soll an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee erinnern. Der gestern zu Grabe getragene Alt-Bundespräsident Roman Herzog hatte den Gedenktag eingeführt, Oberbürgermeister Daniel Schranz wies in seiner Rede darauf hin.
Der Terror und die Verbrechen der Nationalisozialisten hätten nicht erst bei der Wannsee-Konferenz begonnen, bei der die so genannte „Endlösung“ beschlossen wurde, sondern schon vorher ihren Anfang genommen in der „Mitte der Gesellschaft“, erklärte Schranz. Der Oberbürgermeister, von Hause aus Historiker, zog Parallelen zur aktuellen Weltlage, die durch Terror, große Migrationsbewegungen und Angst gekennzeichnet sei, und in der „populistische Parolen wieder verfangen“. „Wir müssen wachsam, kritisch, couragiert sein und dürfen nicht zulassen, dass sich solche Ansichten in unserer Gesellschaft etablieren“, sagte Schranz.
„Alle Religionen fordern uns dazu auf, friedlich miteinander zu leben“, sagte eine Schülerin der zehnten Klasse der Hauptschule Alstaden. Und wer es nicht so mit der Religion habe, könne sich auch an Kants „Kategorischen Imperativ“ halten, den ein Schüler so übersetzte: „Behandle jeden so, wie du selbst behandelt werden willst“. Das könnte doch eine Hoffnung sein.