Oberhausen. . Zu Thomas Müllers Arbeitsplätzen als Maskenbildner zählt nicht nur der überraschend kleine Raum voller Spiegel, sondern auch eine Gips-Werkstatt.
Diese Perücken faszinieren selbst aus dem Augenwinkel: Die Farben schillern in schönster Künstlichkeit, die Coiffure ist aufwendig hochgesteckt. Das Team der Maskenbildner arbeitet bereits an den Perücken für die am 3. Februar folgende Premiere von „Gefährliche Liebschaften“ – eine Inszenierung der feurigen englischen Regisseurin Lily Sykes.
Doch Thomas Müller blickt kritisch aufs haarige Werk, das Rokoko und Punk so attraktiv vereint: „Das sind erst Prototypen“, sagt der Chef der kleinen Abteilung aus fünf Mitarbeitern. „Wir gehen jetzt erst ins Styling.“
Maske – im Theater meint das eben viel mehr als schminken. Zu den Arbeits-Räumen des Maskenbildners zählt auch eine kleine Gips-Modellierwerkstatt. „Hier mischt sich ganz viel“, sagt Thomas Müller, um sich blickend im überraschend kleinen Raum mit zwei Wandreihen voller Spiegel, davor Frisiersessel älterer Bauart. Auch zur Maskenbildnerei gehört ein Fundus – und zwar von 500 Perücken. „Nicht alle selbst geknüpft“, ergänzt Müller trocken.
Bühnenlicht kann grausam sein
Seit 33 Jahren knüpft, frisiert, schminkt und gipst er fürs Theater. Das lässt so manchen theatralen Aufwand ganz selbstverständlich erscheinen – etwa für die berühmte „Nora“-Inszenierung: Drei Stunden beanspruchte die Frisur für Ibsens tragische Heldin im „Puppenheim“. Höchstens 40 Vorstellungen, meint Thomas Müller, hält die Perücke durch. Und doch haben viele Echthaar-Kreationen bis zum Fundus-Dasein überlebt . . .
Noch kurzlebiger sind die Masken aus Pudern und Make-ups. Die Kunst des Maskenbildners muss auch die Wirkung des Bühnenlichts berücksichtigen – denn die kann unbarmherzig sein. „Die Gesichter werden mal gelblich, mal grünlich, mal fahl, mal flach“, so zählt Thomas Müller die Grausamkeiten auf. Und im Nachsatz: „Aber das sind Nuancen, die nur mir auffallen.“
Fahl und flach – das war einst bei Gustav Gründgens’ Mephisto noch die wandweiße Gesichtsfarbe der Wahl. Jürgen Sarkiss darf als „Geist, der stets verneint“ weit lebendiger aussehen. Trotz blonder Perücke und Tutu ein lebensvoller Mephisto.
Wieviel Zeit also müssen sich Schauspieler vorm Spiegel gedulden? „Zwischen anderthalb Stunden“, antwortet Thomas Müller, „und Zehn-Minuten-Takt“. Und bei einem Chor aus 24 Schülern? „Da ist Selbsthilfe gefragt.“