Oberhausen. . Mehrere Bürgerinitiativen kritisieren den Baustart der Betuwe-Güterzugstrecke. Sie sehen große Gefahren für die Sicherheit der Anwohner.

  • Kritiker vermissen Zusagen für mehr Schutz gegen Lärm für 80 000 Anwohner
  • Bedenken der Feuerwehr wurden bisher nicht ausreichend berücksichtigt
  • Dabei meint der Staatssekretär: Der Bund habe genug Geld für Bahnbauten

Der Verband der Bürgerinitiativen entlang der Betuwe-Linie kritisiert den symbolischen und offiziellen Baubeginn vom vergangenen Freitag an der Rothofstraße im Forster Bruch scharf. Unter anderem bemängeln die Bürgerinitiativen (BI), dass der vorgesehene Lärmschutz nach wie vor nicht zeitgemäß sei und die Feuerwehren noch keine Zusage hätten, dass ihre Forderungen zu Verbessrungen der Sicherheit erfüllt werden.

Hoffnung auf schnelle Fertigstellung

Die Festredner hätten den Eindruck erweckt, alle Probleme seien so gut wie gelöst. Das aber sei mitnichten so. „Die Hoffnung auf eine schnelle Fertigstellung ist eher Wunsch als Wirklichkeit. Erst ein einziger Planfeststellungsbeschluss ist ergangen, und gegen diesen klagt die Stadt Oberhausen“, schreiben die Bürgerinitiativen (wir berichteten).

Derweil ist die Brücke an der Rothofstraße, Ecke Rosastraße im Forster Bruch bereits verschwunden. Der Abriss startete am Freitag, das ganze Wochenende inklusive Sonntag ist daran gearbeitet, die Strecke voll gesperrt worden. Hier soll bis Mitte des nächsten Jahres eine neue, rund 60 Meter breite Brücke entstehen.

Keine festen Zusagen für mehr Sicherheit

Die Bürgerinitiativen stören sich vor allem daran, dass die Festredner am Freitag keine festen Zusagen zum Sicherheitskonzept oder zum Lärmschutz gemacht hätten. Nach wie vor würden geschätzt mehr als 80 000 Menschen in über 7000 Gebäuden auf Zusagen für einen passiven Lärmschutz – zum Beispiel neue Fenster – warten. Weiterhin seien Verbesserungen für Bahnhöfe und Haltepunkte nötig, transparente Wände sollten zum Beispiel Angst-Räume reduzieren.

Gibt es genug Geld in Berlin?

Kritik erntet vor allem der parlamentarische Staatssekretär Enak Ferlemann, der sagte, dass in Berlin mehr als genug Geld vorhanden sei – so viel könne die Bahn gar nicht verbauen „Wir fragen uns: Was sind dann die Gründe, die dazu führen, dass Bundesregierung und Deutsche Bahn AG, nicht auf die Forderungen nach zeitgemäßem Lärmschutz, Sicherheit und gutem Nahverkehr eingehen? Angesicht des Überschusses von 6,2 Milliarden Euro im Bundeshaushalt 2016, können diese Forderungen aus Sicht der Bürgerinitiativen nicht an Finanzierungsfragen scheitern“, meint die Bürgerinitiative.

Pofalla: Viele profitieren vom Schallschutz

Ronald Pofalla vom Bahn-Vorstand erklärte in seiner Rede hingegen, dass viele Anwohner entlang der Strecke vom Schallschutz profitieren werden. „Wir werden 75 Kilometer Schallschutzwände errichten und zusätzlich passive Maßnahmen umsetzen“, sagte er am Freitag. Die Hälfte der Züge von DB Cargo sei bis Ende 2016 mit Flüsterbremsen ausgestattet worden, bis 2020 sollen alle Fahrzeuge umgerüstet worden sein. Allein das koste 250 Millionen Euro, gibt Pofalla an.

>>>>>INFO: Scharfe Kritik an dem Baustart gibt es auch aus anderen Betuwe-Kommunen. Bernd Altmeppen von der Voerder CDU spricht von einer „Show-Veranstaltung“ „mitten in der Pampa“. Ebenso wie Voerde wartet die Stadt Dinslaken den Planfeststellungsbeschluss ab – und die Frage, ob danach eine weitere Beteiligung von Trägern öffentlicher Belange vorgesehen sei. Sollte dies nicht der Fall sein, denke man über eine Klage nach, so Stadtsprecher Horst Dickhäuser.