Oberhausen. . Gelungener Neustart der beliebten Reihe „R Jazz“ im Café AKA 103. Auch ohne den erkrankten Gastgeber Marc Brenken gab’s beste Unterhaltung.

Der Kneipier, der den Pianisten Marc Brenken mit seiner beliebten Reihe „R Jazz“ aus dem Falstaff vertrieb, mag sich mittlerweile über den entgangenen Umsatz ärgern. Weiß eigentlich doch jeder, dass Jazzhörer ein ebenso treues wie trinkfreudiges Publikum sind.

Dennoch dauerte es erstaunlich lange, bis Axel Behle, Ideengeber und Organisator im Hintergrund, eine neue Heimat für Brenken und seine Gäste fand. „Ich hatte natürlich einige Ideen, wo es weitergehen könnte“, sagt der 55-jährige Diplom-Psychologe, der Jazz als seine große Leidenschaft bezeichnet. „Aber entweder fehlte ein brauchbares Klavier oder man zeigte kein Interesse. Und eine Kneipe, wo es gut gepasst hätte, ist inzwischen dicht.“

Beim Jazz ist’s wie mit den Austern

Umso mehr freut sich Axel Behle, dass es nun im Café AKA 103 in Styrum weitergeht. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Die Musiker können spielen, die gemütliche Eckkneipe ist voll und die Oberhausener Jazzfans haben wieder eine Gelegenheit mehr, ihre Musik zu genießen. Die Reihe „R Jazz“ halte es dabei wie mit den Austern, erläutert Behle den etwas seltsamen Namen: „Konzerte gibt es nur in den Monaten mit ,r‘ – also zunächst bis April.“

Dass nun ausgerechnet der Neustart ohne Marc Brenken stattfinden musste, sollte man nicht als schlechtes Omen sehen. Der lag nämlich krank daheim im Bett, weshalb sein Gast, die Sängerin Charlotte Illinger, ihr Improvisationstalent anders als erwartet beweisen musste. Kein Problem für die 22-jährige Folkwang-Studentin, die kurzerhand zwei Kommilitonen ins AKA 103 mitbrachte.

Blick von der kleinen Bühne auf ein entspanntes Publikum: Im gemütlichen AKA 103 war der
Blick von der kleinen Bühne auf ein entspanntes Publikum: Im gemütlichen AKA 103 war der © Sven Thielmann

Von wegen „Cold Weather Blues“, den sie eigentlich mit dem Mann am Klavier vertreiben wollte. Feinfühlig begleitet von Tim Bücher, der seine semi-akustische Gitarre swingend singen ließ, präsentierte die beachtliche Vokalistin, die ihre Stimme auch mal dezent elektronisch anhübschte, neben einigen Standards des „Great American Songbook“ und eigenem Material auch rare Perlen wie George Bensons „Masquerade“.

Besonders anrührend, wie sensibel sie „Between the Bars“ des allzu früh unter ungeklärten Umständen verstorbenen Singer-Songwriters Elliot Smith ausformte – ein düsterer, vieldeutiger Song, von dem Madonna wünschte, sie hätte ihn geschrieben. Nicht nur da sorgte Caris Hermes, die ihren aparten Vornamen der Gattin des legendären Saxophonisten Dave Liebman verdankt, am Kontrabass souverän für die Verbindung von Gitarre und Stimme. Insofern war der Ausfall von Marc Brenken ein Glücksfall – allzu häufig sind Bassistinnen im Jazz nämlich nicht zu erleben.

Die Besucher von „R Jazz“ – darunter auffallend viele neue Gesichter – waren von dem unterhaltsamen Auftritt dieses überzeugenden Ad-hoc-Trios jedenfalls höchst begeistert, was man auch am gut gefüllten Hut – Eintritt frei, jeder gibt nach Belieben – ablesen konnte. Chapeau für den Neustart!

Lieder für Verliebte und „Sternenstaub“

„Valentine Songs“ nicht nur für Verliebte präsentiert Mara Minjoli mit soulig-warmer Stimme am Valentinstag, 14. Februar.

Im monatlichen „R-Jazz“-Reigen folgt am Dienstag, 14. März, der Sänger und Trompeter Jon Boutin mit „Swinging for the Fences”. Oft werde Jazzmusik in Schubladen unterteilt, bedauert Impresario und Pianist Marc Brenken: „Heute werden einige dieser Schubladen geöffnet und der Inhalt vereint: New Orleans, Vocal Jazz, Bebop und Popmusik grooven zusammen.“ Das „Swinging“-Motto des Abends ist übrigens ein Begriff aus dem Baseball und bedeutet „aufs Ganze gehen“.

Am Dienstag, 4. April, begleitet Brenken den Klarinettisten, Saxophonisten und Flötisten Holger Werner mit einer Hommage für Hoagy Carmichael. „Stardust“, „Georgia on My Mind“ und „The Nearness of You“ sind Evergreens aus der Feder Carmichaels (1899 bis 1981). Abwechslungsreich und virtuos gestalten Werner und Brenken ihre kurzweilige Hommage an einen bedeutenden Komponisten des American Songbook .

„R-Jazz“ heißt die im September 2015 in der Theaterkneipe Falstaff gestartete Konzertreihe in Oberhausen, die zunächst bis April im AKA 103, Akazienstraße 103, zu erleben ist. An drei Dienstagen (in den kommenden Monaten mit „r“) tritt Marc Brenken mit wechselnden Duo-Partnern auf. Zu hören gibt es melodischen Jazz in Wohnzimmer-Atmosphäre – mal mit Gesang, mal instrumental. Die Erfüllung von Musikwünschen des Publikums ist nicht ausgeschlossen.

Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht. Einlass ab 19.30 Uhr, Konzertbeginn 20 Uhr, Konzertende spätestens 22 Uhr.

Infos online auf der Seite www.ruhrwerkstatt.net