Oberhausen. . Für Stadtförster Jürgen Halm sind immer mehr Bucheckern kein gutes Zeichen. Der Klimawandel stellt den Wald vor neue Herausforderungen.

  • Im Oberhausener Stadtwald dominieren mit rund 99 Prozent die Laubbäume
  • Die Eiche ist weniger empfindlich hinsichtlich ihres Standortes als die Buche
  • Die Roteiche könnte langfristig die Gewinnerin des Klimawandels sein

Mit Sorge beobachtet Stadtförster Jürgen Halm, dass vor allem die Buchen in den Oberhausener Wäldern im Jahr 2016 jede Menge Bucheckern produziert haben. Was positiv klingt, ist für den Experten ein Alarmzeichen: „Eine solche ,Mast’ gibt es nur, wenn es den Bäumen schlecht geht.“ Diese wollen so möglichst viele Nachkommen schaffen. Das tun sie nur, wenn es ihnen selbst nicht gut geht.“ Auch bei der Eiche habe es erneut ein Mastjahr gegeben: „Kein gutes Zeichen“, sagt Halm.

Zu einer positiveren Einschätzung kommt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in seiner Studie über den Zustand des Waldes in Deutschland: Den Buchen gehe es besser, heißt es darin. Das mag Jürgen Ham für Oberhausen nicht unterschreiben, eine extreme Verschlechterung gebe es allerdings auch nicht.

Eiche ist weniger wählerisch

Die Buche schwächele seit Jahren – auch weil sie empfindlicher auf Belastungen reagiere als Eichen, sagt Halm: „Die Eiche ist weniger wählerisch, was ihren Standort betrifft. Sie kann auf feuchtem Boden ebenso gedeihen wie auf trockenem. Die Buche braucht frischen Boden mit mäßiger Feuchtigkeit.“ Folglich sei Letztere in Oberhausen eher sein Sorgenkind als die Eiche, sagt der Förster.

Keine Rolle spielen in unserer Stadt Nadelbäume wie Kiefer oder Fichte. Von den rund 466 Hektar städtischer Waldfläche sind 99 Prozent Laubmischwald. Das freut den Förster: „Dieser Wald ist potenziell die Art, die sich auch auf natürlichem Weg in unseren Breiten ansiedeln würde. Ein solcher Wald sähe allerdings etwas anders aus als der heutige.“ Dafür seien die Roteichen mitverantwortlich, die in großer Zahl nach dem Krieg gepflanzt worden sind: „Sie sind hier nicht heimisch. Zwischenzeitlich haben sie erheblich unter dem Zimtscheibe-Pilz gelitten, der ist derzeit zum Glück rückläufig.“ Möglicherweise könnte sich aber gerade die Roteiche langfristig als Gewinn für den Wald erweisen: „Experten trauen ihnen zu, mit dem Klimawandel recht gut fertig zu werden.“

Eichenwickler ist harmlos

Auch in Oberhausen machen sich immer wieder Schädlinge über den Wald her. Der Eichenwickler beispielsweise sei zwar „ekelig“, sagt Jürgen Halm, aber harmlos: „Wir sprühen keine Insektizide flächendeckend, dazu ist der Wald viel zu nah an Wohnbebauung.“

Anders als beim Eichenwickler müsse beim Eichenprozessionsspinner schwereres Geschütz aufgefahren werden: „Im Anfangsstadium hilft punktuelles Besprühen. Gibt es aber schon Nester in den Bäumen, beauftragen wir eine Fachfirma, deren Mitarbeiter im Ganzkörperschutz die Nester von Hand aus dem Baum sammeln.“ Die Härchen des Spinners können erhebliche Hautreaktionen verursachen.

Ilex verdrängen Buchen

Nach der apokalyptischen Vorstellung eines großflächigen Waldsterbens vor einigen Jahren habe sich einiges Positive getan, sagt Halm: „Die Katalysatoren in Autos und in der Industrie und auch andere Schutzmaßnahmen helfen dem Wald. Die neuen Herausforderungen kommen eindeutig durch den Klimawandel.“

In den vom Menschen geschaffenen Stadt-Wäldern müssten die Bäume langfristig gepflegt werden. Es gebe in Oberhausen kleinere Bereiche, die seit Jahren sich selbst überlassen sind, wo lediglich Wegesicherung betrieben wird: „Umgestürzte Bäume bleiben hier liegen. Doch dort wachsen keine neuen Buchen, sondern Ilex, die sich viel schneller ansiedeln und die Buche an der Erneuerung ihres Bestandes hindert.“