OBERHAUSEN. . Seit den 1950er Jahren lässt der Oberhausener Karl-Maria-Laufen-Verlag Publikationen drucken. Derzeit sind rund 70 Titel lieferbar.

Mit Lesebändchen hat man bei echten Bücherliebhabern schon gewonnen. Wilhelm Kurze achtet natürlich auf viele weitere Dinge: auf gutes Papier, schöne Schrifttype, gute Fotos oder Illustrationen – und der Inhalt sollte natürlich auch stimmen. Doch die seidigen Seiten-Markierer sind für begeisterte Leser schon ein sicheres Indiz: Bücher mit Lesebändchen sind mit Liebe und Sorgfalt gemacht.

Ahnengalerie neben der Glastür

„Was Schönes in der Hand“, wie der 68-jährige Inhaber des Karl-Maria-Laufen-Verlags sagt: Das unterscheidet die gedruckte und gebundene Literatur vom E-Book. „Und das begreifen inzwischen die meisten Verlage.“ Das Be-Greifen möchte man zwischen den wandhohen Regalen in der Buchhandlung an der Schwartzstraße wörtlich nehmen: Die meisten Bücher aus dem Hause Laufen verführen dazu, „bibliophil“ gestaltet, wie sie sind. „Da haben wir unseren Ruf weg“, sagt Wilhelm Kurze trocken.

Niedlich: Das kleinformatige Bilderbuch „Mein Oberhausen“ schuf Diplompädagogin Olga Cahoj-Roosen, Mitarbeiterin im städtischen Bereich Schulkultur.
Niedlich: Das kleinformatige Bilderbuch „Mein Oberhausen“ schuf Diplompädagogin Olga Cahoj-Roosen, Mitarbeiterin im städtischen Bereich Schulkultur. © Jörg Schimmel

Sein Vorgänger, Verlagsgründer und Namensgeber Karl Maria Laufen, ließ erste Publikationen bereits in den 1950er Jahren drucken: „Laufen arbeitete intensiv mit Hilmar Hoffmann zusammen“, erzählt Kurze, dem heute 91-jährigen Gründer der Kurzfilmtage. Das damalige Verlagsprogramm: „Ein bisschen Literatur, viel Stadtgeschichte.“ 1990 übernahm der studierte Lehrer Kurze die Buchhandlung samt Verlag – und „Ahnengalerie“: Denn gleich neben der Glastür blicken Ingeborg Bachmann, Günter Grass und Peter Härtling in jugendfrischen Schwarzweiß-Porträts von der Wand. Während der Ära Hilmar Hoffmann hatten ihre Lesungen die Luise-Albertz-Halle schräg gegenüber gefüllt.

Köstlich: „Laufen“ verlegt auch Kochbücher. „Oberhausen kocht“ erreichte mit über 2000 eine Rekord-Auflage.
Köstlich: „Laufen“ verlegt auch Kochbücher. „Oberhausen kocht“ erreichte mit über 2000 eine Rekord-Auflage. © Jörg Schimmel

Nach wie vor verlegt „Karl Maria Laufen“ auch Romane und Lyrik – am liebsten mit Lesebändchen. Doch das Spektrum der jährlich erscheinenden Titel – mal sind’s nur fünf, mal bis zu 20 – spannt sich heute von „Wissenschaft pur“ bis zu bezaubernden Bilderbüchern für die jüngsten Noch-Nicht-Leser. Da gibt es die Reihe mit Dissertationen aus dem Fraunhofer-Institut Umsicht – nur für Fachpublikum. Es gibt seit zwei Jahren eine altsprachliche Reihe mit Übersetzungen klassischer Philosophen – und es gibt Latein für Mops-Liebhaber.

Der Mops als Bestseller

Der bereits seit fünf Jahren zum Programm zählende Band „Molossula“ illustriert beispielhaft den Genius dieses liebenswürdigen Verlegers: Zweisprachige Gedichte von Anna Elissa Radke besingen den auch von Loriot verehrten Mops als „Liebes, unstetes Seelchen“. Daniela Liepelt verleiht den Mini-Molossern auf ihren Fotos sogar Flügel. Mit feinem Papier und in festem Einband wird das Büchlein zum Gesamtkunstwerk – und zum heimlichen Bestseller, denn Wilhelm Kurze, dem die kurzatmigen Hündchen eher leid tun, weiß: „Es gibt so viele Mopsliebhaber – das sorgt für Abnehmer.“