Oberhausen. Die Telekom ließ in Oberhausen neue Glasfaserkabel verlegen. Jetzt waren wohl Werber unterwegs, die neue Verträge abschließen sollten.
- Männer stellten sich als Telekom-Mitarbeiter vor und wollten ins Haus
- Eine 68-Jährige Rentnerin ließ die Männer nicht ins Haus und rief die Polizei
- Ein Vertriebspartner der Telekom bestätigt, dass Mitarbeiter von ihm sind unterwegs
Die beiden Männer, die Montagnachmittag bei einer Frau am Postweg klingelten, sahen tip-top aus. „Die Haare waren schön gegelt, die Kleidung sehr ordentlich“, sagt die 68-Jährige, die anonym bleiben möchte. Denn die Herren, etwa 25 Jahre alt, waren der Rentnerin nicht geheuer. Sie gaben sich als Mitarbeiter der Telekom aus, trugen Telekom-Jacken und Ausweise um den Hals; ausgerüstet waren sie mit Taschenlampen und Klemmbrettern. Sie hätten ins Haus gewollt, um Messungen durchzuführen.
Aber waren sie wirklich von der Telekom, die erst kürzlich in dem Gebiet Glasfaserkabel hatte verlegen lassen? Oder waren sie Betrüger? Vielleicht seien es auch Drücker gewesen, die für die Telekom Verträge abschließen sollten“, überlegt die Oberhausenerin.
Ein Missverständnis
Die Frau ließ die Männer nicht ins Haus. „Sie haben ganz schön gemault“, erinnert sie sich. Sie rief direkt bei der Polizei an, nicht den Notruf, die normale Nummer. Bei der Polizei aber habe man ihr gesagt, das Betrugskommissariat sei nicht mehr besetzt, sie solle sich am Dienstag noch einmal melden.
Über diese angebliche Aussage einer Kollegin zeigte sich Polizeisprecherin Ina Jessel entsetzt. „Die Leute sollen uns in solchen Fällen immer anrufen, wir schicken dann einen Wagen raus.“
Wie sich in einem Gespräch mit der Kollegin später herausstellte, hatte diese womöglich etwas falsch verstanden. „Sie sagte, sie habe geglaubt, die Sache liege länger zurück und die Männer wären längst über alle Berge“, erklärt Ina Jessel.
Keine Betrugsanzeigen bei der Polizei
Möglich, dass da Informationen vermischt wurden. Denn in der Tat hatte die Sterkraderin der Polizistin erzählt, dass bei ihr vor vier Jahren schon einmal vermeintliche Telekom-Mitarbeiter geschellt hatten. Und das seien tatsächlich Betrüger gewesen, wie Polizisten festgestellt hätten. Im aktuellen Fall will Ina Jessel beruhigen: „Betrugsanzeigen liegen uns keine vor.“
Auf Anfrage dieser Zeitung bei der Pressestelle der Deutschen Telekom in Bonn, ob in Sterkrade Mitarbeiter unterwegs seien, kam per Mail die Antwort: „Gerne bestätige ich, dass Vertriebsmitarbeiter in der genannten Region unterwegs sind. Die Kundenberater sind am Outfit der Deutschen Telekom zu erkennen und weisen sich mit einem Lichtbildausweis und einem Autorisierungsschreiben der Deutschen Telekom aus.“
Diese Antwort-Mail hat eine Mitarbeiterin verfasst, in deren Absenderadresse die Telekom fehlt. Nur unter Details taucht beim Absender-Namen der Begriff „Ranger“ auf. Ranger ist Vertriebspartner der Telekom. Auf seiner Homepage wirbt das Unternehmen: „Egal ob Festnetz, Kabel oder Mobilfunk: Wir vermitteln in unseren Vertriebsprojekten bis zu 30 000 Verträge pro Jahr im Door-to-Door, Handel, B2B und Sales Promotion-Vertrieb.“ Also waren in Sterkrade wohl doch nur Verkäufer unterwegs.
Verträge einfach widerrufen
Immer wieder ziehen Verkäuferkolonnen durch die Städte. Sie versuchen, Menschen zu Vertragsabschlüssen zu bewegen. Dagegen ist rechtlich nichts einzuwenden. Sandra Zhung von der Verbraucherberatung Oberhausen macht aber auf einen interessanten Aspekt aufmerksam. „Verträge, die an der Haustür geschlossen werden, kann man innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen widerrufen.“ Das sei möglich, weil bei Haustürgeschäften der Überrumpelungsfaktor eine Rolle spiele. In den Verträgen müsse das Recht auf Widerruf drin stehen und auch, an wen der Widerruf zu richten sei.
Zhung erzählt von Fällen, bei denen im Nachhinein etwa ungewollte Telefonverträge an der Haustür geschlossen wurden. „Manche Leute hatten schon einen Vertrag im Shop unterzeichnet und dann einen zweiten dazu“, sagt sie.
Plötzlich Internet ohne technische Kenntnisse
Oder ihr bestehender Vertrag sei geändert worden. Da hätten ältere Leute ohne technische Kenntnisse plötzlich Internet gehabt. Oder die Drücker überredeten Kunden, den Anbieter zu wechseln.
Wer nach einem Haustürgeschäft Probleme hat, kann sich auf jeden Fall an die Oberhausener Verbraucherzentrale wenden, Paul-Reusch-Straße 34, Telefon 0208-91108601.