oberhausen. . Mit seinem vierten e-Magazin ist Oberhausen größeren Bühnen weit voraus. Der Klick-Erfolg kam nach dem Aus für die gedruckte Theaterzeitung.

  • Bis nach Berlin wurden Theater-Kenner auf das e-Magazin der Oberhausener Bühne aufmerksam
  • In seiner innnigen Verbindung von Film, Musik, Text und Bild ist es größeren Häusern weit voraus
  • Der aktuelle Link zu spannenden Schauspiel-Geschichten folgt dem Motto „Bewegt Euch!“

Muskulöse Schmiede schlagen mit schweren Hämmern wuchtig auf den Amboss, Hunde rennen und die Wette und nackte Jungs setzen immer wieder zum Bocksprung an: „Bewegt Euch!“ fordert die Titelseite der aktuellen Ausgabe des digitalen Theater-Magazins.

An diesem „beweglichen“ Anspruch kann sich das e-Magazin locker messen lassen: Denn hier sprinten, hüpfen und hauen nicht nur die schwarz-weißen Helden des Foto- und Film-Pioniers Eadweard Muybridge durchs Bild. Viel mehr ist animierend animiert: Interviews, Trailer und selbst der Text-Hintergrund zum regensatten englischen Drama „Foxfinder“.

Stand der Technik halt? Tim Lucas betont entschieden die Pionierrolle seiner Publikation: „Wir bekommen Reaktionen von ganz weit her“, so der Pressesprecher und Marketingleiter des Theaters. In dieser innigen Verbindung von Film, Bild, Musik und Text macht das kleine Theater Oberhausen vielen Großen etwas vor.

Antek Krönung bestätigt: „Unser e-Magazin zieht Kreise bis nach Berlin.“ Seine Agentur BGP – Benning, Gluth und Partner – gestaltet vom Fassadenbanner bis zum monatlichen Spielplan-Leporello seit Jahren den Werbe-Einsatz des Hauses am Will-Quadflieg-Platz. Dank der inzwischen vier e-Magazine wurde nun der Herausgeber von „Theater heute“ aufmerksam: Michael Merschmeier, der Verleger der führenden Bühnen-Zeitschrift, sicherte sich die Dienste von BGP.

„Bewegt Euch!“ und das ebenso appellative „Nur Mut!“ der Vorgänger-Ausgabe sei eben „in der Theaterwelt immer noch einmalig“, sagt Antek Krönung. Das digitale Magazin entstand aus einem großen Bedauern. Als Tim Lucas zur Spielzeit 2014/15 vom parlamentarischer Berater für Kultur- und Medienpolitik im Bayerischen Landtag ans Theater Oberhausen wechselte stand nämlich die gedruckte Theaterzeitung vor dem Ende: zu teuer.

Dreifach Gretchen:. Mit Figurinen der Kostümbildnerin illustriert das e-Magazin den Ausblick auf die kommende „Faust“-Inszenierung.
Dreifach Gretchen:. Mit Figurinen der Kostümbildnerin illustriert das e-Magazin den Ausblick auf die kommende „Faust“-Inszenierung.

Der 45-Jährige weiß aber: Es gibt viel mehr spannende Theater-Geschichten zu erzählen, als auf ein Programmblatt passt – denn mehr als vier bedruckte Seiten werden für den Produktionen ja selten zugestanden. „Wir kommen ja selbst aus dem Print“, sagt der BGP-Geschäftsführer verständnisvoll – und schwärmt vom „Erlebnis-Mehrwert“ des neuen Magazins. Das ist übrigens keine Homepage, sondern ein schlichter Link.

„Man kann es mit unserem Newsletter abonnieren“, erklärt Tim Lucas. Dessen stattlicher Aufschwung von 300 auf 1700 Abonnenten ist ein weiteres Indiz für den Erfolg des e-Magazins. Und natürlich die Klickzahlen: Die vier Ausgaben haben addiert in dieser Woche die 22 200er Marke übertroffen, zur Hälfte ein Verdienst der ersten Nr. mit allein 11 288 Klicks.

Alle vier digitalen Magazine sind nach wie vor klick- und lesbar. Für den Marketing-Chef des Theaters ein messbarer Erfolg (anders als zuvor beim kostenlos verteilten Druck-Erzeugnis) zu nur einem Viertel der früheren Kosten.

Kompliziert wird die technisch so gewinnend zu gestaltende digitale Welt allerdings beim Urheberrecht: Dessen Fallstricke sind der Grund, warum Tim Lucas keinen Trailer und keine Fotostrecke mit Original-Bühnenmusik unterlegt – dabei wären die Synthesizer-Fanfaren aus dem Finale von „GB 84“ eine Wucht zu den Schwarzweiß-Aufnahmen von Michael Kerstgens aus Yorkshire im Winter 1984.

Zwei e-Magazine pro Spielzeit kann das kleine Redaktions-Team produzieren. „Es steckt viel Herzblut drin“, sagt Julia Benning, die Art Directorin von BGP. „Für uns ist es ein schönes Referenz-Projekt.“ Und Antek Krönung betont: „Es ist nicht l’art pour l’art: Es verkauft.“