Oberhausen. . Niederländische Polizisten unterstützen ihre deutschen Kollegen im Weihnachtsgeschäft am Centro: Wir begleiten sie im Trubel der Budengassen
- Zehntausende besuchen an einem Adventssamstag das Centro mit dem Weihnachtsmarkt
- Niederländische Polizisten sollen ihre stark vertretenen Landsleute vor Taschendieben warnen
- Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Polizei bewährt sich seit Jahren schon
Samstagnachmittag vor dem Zweiten Advent. Schon auf den Zufahrtsstraßen zum Centro staut sich der Verkehr. Alle Parkplätze sind belegt. Zehntausende besuchen das größte Einkaufszentrum Westdeutschlands. Das Weihnachtsgeschäft boomt. Auch aus Holland und Belgien sind unzählige Besucher mit Pkw oder Reisebussen gekommen.
Ein fünfköpfiges Wachteam der Polizei hat um 14 Uhr im Wach-Container unterhalb der Straßenbahn-Station seinen Dienst angetreten. Das Besondere: Zwei Kollegen aus Hengelo/Niederlande sind dabei. Die Pressestelle der Oberhausener Polizei stellt den deutschen Part der Wach-Mannschaft.
Sanitäter werden per Funk dirigiert
Axel Deitermann (55), seit über 30 Jahren im Polizeidienst, hält im Wach-Container die Stellung. Einer 40-jährigen Niederländerin ist das Handy gestohlen worden. Sie hat ihm gegenüber Platz genommen. Er nimmt ihre Anzeige auf.
Die vier anderen Kollegen rüsten sich für ihren Streifengang, als ein Centro-Mitarbeiter einen Notfall meldet: Eine ältere Frau ist in der Nähe der Flachau-Alm gestürzt und hat sich am Kopf verletzt. Die vier Polizisten machen sich zu ihr auf. Per Funk werden die Sanitäter vom Roten Kreuz dorthin dirigiert. Die 74-Jährige hat eine blutende Platzwunde und wird versorgt.
Keine Sprachbarriere mehr
Schon dabei bewährt sich die Anwesenheit der niederländischen Kollegen – es gibt keine Sprachbarriere mehr. Schnell ist geklärt: Die Frau aus Den Haag will in kein deutsches Krankenhaus. Lieber tritt sie mit ihrer Reisegruppe im Bus die Rückfahrt an, um sich daheim ärztlich untersuchen zu lassen.
Jetzt gehen die vier Polizisten in Ruhe auf Streife. Dicht drängeln sich die Menschen durch die Budengasse des Weihnachtsmarkts. Das Einkaufszentrum zeigt sich jetzt von seiner schönsten Seite: überall glitzernde Weihnachts-Deko, dazu dezente Musik und der Geruch von gebrannten Mandeln und anderen Leckereien.
Robert Letteboer und sein Kollege Dennis Brugman (beide 41) werden von vielen Landsleuten auffallend freundlich begrüßt. Man scherzt miteinander. „Sie sind froh, uns als Landsleuten zu begegnen“, erklärt Brugman später. Ina Jessel (36), der Leiterin der Polizei-Pressestelle, fällt der Unterschied schon auf. Deutsche scheinen eher mürrisch zu blicken, wenn die Polizei auftaucht. Dabei meint es Tom Litges (55) nur gut, wenn er Besucher anspricht, die ihre Habseligkeiten per Rucksack auf dem Rücken tragen. Aufsatztaschen mit Reißverschluss sind ein leichtes Ziel für Langfinger. Und auch die haben jetzt Konjunktur.
Plötzlich sind 280 Euro weg
Die niederländischen Beamten sind von weitem durch ihre leuchtgelben Westen erkennbar. Eine Gruppe von holländischen Frauen bahnt sich in der Nähe der großen Kuppel den Weg zu ihnen. Einer von ihnen ist vor einer halben Stunde das Portemonnaie aus der Einkaufstasche gezogen worden. Sie vermisst 280 Euro.
Die Gruppe hat zwei ältere Frauen, die in der Nähe gestanden haben, in Verdacht. Im Schneckentempo geht es mit den Beamten zurück in das Bekleidungsgeschäft in der ersten Etage. Doch dort zerschlägt sich die Hoffnung, man könnte sich die Aufzeichnung der versteckten Kamera anschauen, um die Täterinnen zu erkennen.
Also geht es zurück zur Wache, wo Axel Deitermann auch diese Anzeige der Bestohlenen aufnimmt.
Jetzt haben sie es ganz eilig
Robert Letteboer und Tom Litges haben es plötzlich ganz eilig. Der Centro-Sicherheitsdienst hat ihnen einen verdächtigen Pkw auf einer gesperrten Hoffläche gemeldet. Die beiden Polizisten verlassen die Wache im Laufschritt. Sie überprüfen die Personalien der vier Insassen per Funk – nichts Verdächtiges.
Ina Jessel kommt nach ihrer Rückkehr endlich dazu, sich die Kreditkarte vorzunehmen, die man ihr unterwegs in die Hand gedrückt hat. Sie versucht, die Besitzerin, die sie verloren hat, telefonisch zu erreichen. Inzwischen ist es draußen dunkel geworden. Zeit für einen neuerlichen Streifengang.