oberhausen. . Ausstellung „Die Diva. Ihre Haltung. Und die Nazis“ sorgte für verdoppelte Besucherzahlen. Clemens Heinrichs will weiter Themen-Schauen anbieten.

  • Bis Ende Januar 2017 verlängert die Ausstellung zur antifaschistischen Haltung Marlene Dietrichs
  • Mit der Hollywood-Diva aus Berlin gelang der Gedenkhalle die Trendwende zum Besucherplus
  • Themen-Schauen sollen auch 2017 das Interesse – auch im Bunkermuseum – hoch halten

Marlene sorgte für die Trendwende in der Gedenkhalle. „Seit der Eröffnung der neuen Dauerausstellung“, sagt Clemens Heinrichs, „sahen wir Jahr für Jahr die Besucherzahlen sinken“. Der Leiter der Gedenkhalle im Schloss Oberhausen weiß: Selbst zeitgeschichtlich interessierte Besucher sagten sich nach ein, zwei Rundgängen: „Jetzt habe ich alles gesehen.“

Dann kam „Die Diva. Ihre Haltung. Und die Nazis“, so der Untertitel der nun um weitere sechs Wochen bis zum 29. Januar 2017 verlängerten Ausstellung – und die zuletzt auf jährlich 7000 Besucher gesunkene Zahl verdoppelte sich fast.

Die Marlene Dietrich
Die Marlene Dietrich © Kerstin Bögeholz

Clemens Heinrichs erinnert sich in seinem Büro am südwestlichen Zipfel des Kaisergartens an einen Anruf: Ob er sofort zum Schloss kommen könne – zur offenen Führung. Dort waren, Rekord, 50 Besucher erschienen. „Wir haben dann diese Gruppe durch zwei geteilt“. Allerdings: „Akustisch konnten wir uns nicht gut voneinander trennen.“ Die Dietrich-Ausstellung ist eben wie mit dem Schuhanzieher um die unverrückbare Dauerausstellung herum gebaut – nicht gerade der Traum eines Kurators.

„Wir sind natürlich auf die Freundlichkeit unseres Publikums angewiesen.“ Der Leiter der Gedenkhalle sieht aber auch einen Pluspunkt: „Wir blicken immer wieder auch in die Dauer-Ausstellung.“ Das antifaschistische Engagement der berühmtesten Deutschen im Glamour-Exil von Hollywood und der Widerstand im Industrierevier: Das sind besondere Korrespondenzen. Führungen, die wieder stark nachgefragt waren, dauern meist 75 Minuten – die längste allerdings währte zweieinhalb Stunden. „Wenn das Interesse groß ist“, sagt Heinrichs, „darf’s länger dauern“.

Erfolg auch für die Co-Kuratorin

Dabei wurde dem Leiter der Gedenkhalle auch bewusst, dass Buch und Ausstellung in Kooperation mit der Berliner Marlene Dietrich Collection ein durchaus vergessenes Kapitel aufblättern: „Selbst Älteren war ihre Haltung kaum bekannt“. Vertraut sind ihre großen Filme, die Chansons – sicher auch die in Berlin zu bewundernden Roben der Diva.

Als Co-Kuratorin und Co-Autorin des Katalogs plus der DVD mit Beate Klarsfeld konnte Volontärin Sophie Koch beste Referenzen aus Oberhausen mitnehmen. „Das gab einen großen Professionalisierungs-Schub“, weiß ihr Ausbilder. Fast nahtlos fand sie eine Anstellung in der großen Gedenkstätte des KZ Buchenwald bei Weimar.

Trotz engagierter Volontäre bedauert Clemens Heinrichs, dass die pädagogische Arbeit des „außerschulischen Lernortes“ Gedenkhalle so alle zwei Jahre neu ansetzen muss. Den Schulen fehlen feste Ansprechpartner: „Wir bräuchten eine feste Stelle – und sei es eine halbe.“

Eigenproduktion zur Rüstungsindustrie abgesagt

Mit Wechselausstellungen aber werde man weiter arbeiten – nur so kann ein Gedenkort im Gespräch und interessant bleiben. Eine gemeinsame Eigenproduktion zur Rüstungsindustrie im Ersten Weltkrieg, sie sollte im Verbund mit Gelsenkirchen und Dortmund gestemmt werden, hatte sich jedoch zerschlagen: Gelsenzentrum und Steinwache mussten wegen Überlastung abwinken.

Stattdessen übernimmt Clemens Heinrichs 2017 für das Bunkermuseum in der Alten Heid eine Ausstellung aus Belgien zum Ersten Weltkrieg. Und für die Gedenkhalle folgt er im September einer Empfehlung seiner Museums-Nachbarin Christine Vogt von der Ludwiggalerie: „Drei Steine“ ist eine autobiografische Graphic Novel des Zeichners Nils Oskamp. Sein Rückblick ins Jahr 1980 erzählt – in drastischen Bildern und knappen Texten – von den Angriffen der sich damals in Dortmund-Dorstfeld formierenden Neonazis.