Die Mädchen arbeiten lieber mit den Händen als an Maschinen. Auch Jungen lernen, mit Nadel und Faden umzugehen.
Ein bisschen traurig sind sie schon, denn am Nachmittag soll es die Abschiedsfeier geben für die Freunde, die nach Hause zurückkehren werden. Doch sie wollen nicht, dass es jemand merkt, Jessica, Antonia, Susanna, Florinda, Marzala und Germania konzentrieren sich auf ihre Handarbeiten. Wir treffen sie am Mittag in der Nähstube des Friedensdorfes, wo sie, angeleitet von Gudrun Steffen, zur Zeit drei Mal pro Woche für einige Stunden lernen, mit Stoffen, Nadel und Faden umzugehen.
„Ich erkläre ihnen, dass es besser ist, noch zu warten, um dann gesund nach Hause zu fliegen”, verrät Gudrun Steffen, wie sie versucht, die Kinder an solchen Tagen zu trösten. „Sie haben Briefe geschrieben, die sie den anderen mitgeben.” Dass sie sehr gern in die Nähstube kommen, und dass sie auch stolz auf schöne Ergebnisse sind, erklären die Mädchen. Antonia hat sich einen Rock und ein passendes Oberteil genäht. Ja, wenn sie das den Freundinnen zeigt, möchten sie es nachmachen, gibt sie zu.
„Mit den Händen”, sagen die Mädchen, nähen sie lieber als an der Maschine. „Stricken habe ich hier auch schon gelernt”, sagt Germania. Fragen übersetzt sie den Freundinnen – sie kann besonders gut Deutsch. „Das lernen sie vor allem voneinander”, sagt Gudrun Steffen. „Es geht meistens enorm schnell.”
Das Nähenlernen auch. „Ich bin erstaunt, wie geschickt die Kinder sind, auch schon die Kleinsten.”
Sie nähen für sich, für den Basar des Friedensdorfes und einmal im Jahr auch Weihnachtsgeschenke für die Mitarbeiter. Duftkissen waren es im vergangenen Jahr davor Einkaufsbeutel. Was es diesmal sein wird, bleibt geheim.
Es ist die familiäre Atmosphäre, die Gudrun Steffen an der Friedensdorf-Arbeit so liebt. „Die Größeren helfen den Kleinen. Dass jemand ausgegrenzt wird, gibt es hier nicht. Und eine Trennung geht nicht spurlos an einem vorüber.” Abschiedsschmerz kennt auch die Nähstubenleiterin. „Neue Kinder, neue Aufgaben”, sagt sie, man gewöhne sich mit der Zeit daran.
Auch Jungen nähen bei ihr, gern Käppies und selbstverständlich nicht gemeinsam mit den Mädchen. Das gebietet der Anstand zum Beispiel in Afghanistan. Und so wird auch beim Kleiderschnitt Rücksicht auf die Sitten in den Herkunftsländern der Kinder genommen. Steffen: „In Afghanistan müssen Rock und Ärmel lang sein, in Angola hingegen nicht.” Gudrun Steffen wünscht sich, „dass die Kinder zu Hause weiternähen, dass meine Arbeit Früchte trägt.”